Köln | Deutschlands wichtigster Theaterpreis geht in diesem Jahr nach Köln. In der Kategorie Bühne/Kostüm erhalten die als Duo arbeitenden Jana Findeklee und Joki Tewes den vom Deutschen Bühnenverein verliehenen „Faust“ für ihre Kostüme zur Wilhelm Tell-Inszenierung am Schauspiel Köln. Im Interview erklärt Jana Findeklee ihre Arbeit.

Sie (Jana Findeklee und Joki Tewes) haben soben den „Faust“ 2018 in der Kategorie Bühne/Kostüm verliehen bekommen. Wie wichtig ist der „Faust“ für Sie?

Wir freuen uns sehr über den Preis! In der Kategorie „Bühne/Kostüm“ sind wir erst die Zweiten, die den „Faust“ für ein Kostümbild gewonnen haben.

Bühnenbilder und Kostüme sind wichtig für jede Theater- oder Operninszenierung, finden aber selten Erwähnung. Ein undankbarer Job?

Es ist einfach so, man kann ein noch so starkes Bühnen- oder Kostümbild erschaffen, nur wenn die Inszenierung erfolgreich ist, wird es überhaupt gesehen.

Diese Auszeichnung ist ein außergewöhnlicher Erfolg. Was ist in ihrem normalen Berufsleben ein Erfolg?

Für ein erfolgreiches Stück müssen viele Faktoren zusammen kommen. Neben eines guten Entwurfs, muss auch die künstlerische Zusammenarbeit mit den Darstellern, dem Regie-Team und den Gewerken stimmen.

Sie arbeiten freiberuflich. Wie kann man davon leben?
Manchmal ist es mühsam, jedes Mal die Gagen neu verhandeln zu müssen. Gerade unsere ungewöhnliche Konstellation als Bildner-Team stößt da auf Widerstand. Wir kehren deshalb gerne an Theater zurück, die wir kennen und schätzen – wie das Schauspiel Köln.
 
Gibt es Realisierungen, auf die Sie ganz besonders stolz sind oder von denen Sie sagen würden, dass sie Ihre besten seien?

Es gibt einige Arbeiten, die uns sehr ans Herz gewachsen sind. „Wilhelm Tell“, wofür wir den „Faust“ gewonnen haben, gehört definitiv dazu und „Zement“ (Heiner Müller) am Maxim Gorki Theater in Berlin. „Schlachten“ nach den Rosenkriegen von Shakespeare am Theater Freiburg, wofür wir die Bühne und Kostüme gemacht haben, ist uns auch wichtig.

Sie arbeiten als Duo. Wie funktioniert eine solche Zusammenarbeit?

Wir arbeiten als Team fast ohne Ausnahme seit unserem Studienabschluss an der UdK Berlin vor über zehn Jahren. Wir sind zusammen künstlerisch gewachsen. Unsere Zusammenarbeit funktioniert sehr symbiotisch. In dem Berufsfeld ist das eher ungewöhnlich.

Gibt es einen Jana Findeklee-Joki Tewes-Stil? Eine eigene Handschrift? Einen besonderen Ansatz?

Mag sein, dass man von außen einen gewissen Stil erkennen kann. Darüber machen wir uns eigentlich keine Gedanken, unser Anspruch ist es, für jedes Theaterstück oder Oper eine eigene Welt zu erfinden, die unsere Vision von dem jeweiligen Stoff widerspiegelt.
 
Wie arbeiten Sie?  Unbedarft würde man denken, dass es der jeweilige Regisseur ist, der Ihnen sagt: Mach mir mal dieses und jenes?

Theater ist eine gemeinschaftliche Arbeit. Trotzdem ist uns künstlerische Autonomie sehr wichtig. Den Entwurf machen wir beide ohne jegliche äußeren Einflüsse erstmal allein. Dann besprechen wir das mit dem Regisseur und geben schließlich unsere Ideen in den Probenprozess. Wie die Darsteller und Darstellerinnen die Bühne und die Kostüme schlussendlich bespielen, ist oft sehr überraschend und beglückend. Auch die Arbeit mit den Gewerken ist uns sehr wichtig, da wir gerne mit Materialien experimentieren und neue Dinge ausprobieren.
 
Wie gehen Sie eine Arbeit an?

Alles beginnt mit dem Text bzw. der Musik, darüber kommen wir in eine gemeinsame Fantasie.
 
Wie groß ist Ihr Einfluss auf das, was man am Ende auf der Bühne – im wahrsten Sinne des Wortes – sehen kann?

Wir hoffen doch sehr groß – wenn es gut läuft!

Sie arbeiten sowohl für das Theater als auch für die Oper. Gibt es da für Sie als Kostüm- und Bühnenbildnerin einen Unterschied?

Der Vorgang des Entwerfens ist eigentlich ähnlich. In der praktischen Umsetzung sind die Unterschiede schon recht groß. Wir bedauern oft, dass gerade in der Oper das Kostümbild so wenig wertgeschätzt wird, was sich vor allem in den Gagen zeigt. Dabei ist es so viel Arbeit! Der Umfang ist durch die Chorbilder enorm viel größer. Wir denken auch, dass das Gagengefälle damit zu tun hat, dass dieser Beruf früher vor allem von Frauen ausgeführt wurde.

Sie erhalten den „Faust“ 2018 für Ihre Kostüme in „Wilhelm Tell“, das am Schauspielhaus Köln und dem Theater Basel gezeigt wurde. Die räumliche Situation in Köln ist nicht gerade einfach. Ist das ein Problem für Ihre Arbeit?

Klar ist es manchmal anstrengend, zwischen den weitverstreuten Standorten (Werkstätten, Probebühnen, Fundus etc.) zu pendeln. Aber über die Jahre ist vor allem das Depot in Mülheim zu einem richtigen Theaterort gewachsen. Wir fühlen uns dort sehr willkommen und die Kantine ist auch sehr gut! Das ist ganz wichtig fürs Theatermachen.
 
Wann kann man wieder einmal etwas von Ihnen in Köln sehen?

Als nächstes kommt „Die Rheinischen Rebellen“ in der Regie von Sebastian Baumgarten Ende November und dann „Schnee Weiss“ von Elfriede Jelinek, eine Uraufführung, in der Regie von Stefan Bachmann.

Interview: Christoph Mohr

[infobox]Schauspielhaus Köln

Rheinische Rebellen
von Arnolt Bronnen
Regie: Sebastian Baumgarten
Premiere: Fr 23. November 2018, Depot 1
Weitere Vorstellungen: 25.11., 12.12., 15.12., 16.12.

Schnee Weiss
von Elfriede Jelinek
(Uraufführung)
Regie: Stefan Bachmann
Premiere: Fr 21.12.2018, Depot 2
Weitere Vorstellungen: 22.12.

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Autor: Von Christoph Mohr | Foto: tewes-findeklee
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