Köln/Essen | Das Musical „Elisabeth  – Die wahre Geschichte der Sissi““ – die ebenso pompöse wie international erfolgreiche Produktion um die innere Zerrissenheit und den Kampf um Selbstbestimmtheit der österreichischen Kaiserin aus der Feder von  Michael Kunze und Sylvester Levay kommt zurück nach Essen, wo es 2001 Deutschlandpremiere feierte. Vom 25. Februar bis zum 22. März inszeniert ein 88-köpfiges Ensemble um Harry Kupfer eine dreistündige Bühnen-Show um  Liebe, Macht, Ruhm, Schönheit, Verzweiflung und schließlich sogar Mord.

Neubesetzungen bei den Hauptrollen

Dabei ist sowohl die Rolle Elisabeths als auch die von Kaiser Franz Josef von Österreich neu besetzt. In der Rolle des Franz Josef schlüpft Maximilian Mann. Besonders freut sich dieser auf den Tour-Auftakt in Shanghai. Schnell hat Mann sich im 88 Mitglieder starken Ensemble zurechtgefunden. Die Zusammenarbeit funktioniere wirklich sehr gut,  so der 27-jährige Musicaldarsteller mit einer ausgebildeten Tenorstimme, bekannt aus dem „Rhönpaulus“. Besonders reize ihn an seiner Rolle, dass er mit Franz Josef einen Mann spiele, der zwar Gefühle habe und auch durchaus menschlich sei, dem es jedoch durch seine strenge Erziehung und sein Amt als Herrscher unmöglich machten, diese zu zeigen und der mit zunehmendem Alter mehr und mehr verbittert werde.

Ebenfalls neu besetzt ist mit Roberta Valentini die Rolle der Elisabeth. Neben den zahlreichen Kostümwechseln – 16 Mal wechselt Roberta Valentini ihr Köstum innerhalb der dreistündigen Show – sieht Valentini die Hauptherausforderung ihrer Rolle in der großen Zeitspanne, die sie abdecke: „Ich spiele eine Elisabeth im Alter von 16 bis 60 Jahren.“ Es sei schwer, den Alterungsprozess und auch die Veränderung im Wesen ihres Charakters schauspielerisch umzusetzen, so Valentini.

Mit dem dritten Hauptdarsteller, Mark Seibert, in der Rolle des Todes verbinden Roberta Valentini gemeinsame Auftritte in Produktionen wie „West Side Story“ (2003) und „Wicked“ (2007), auch privat sind sie gute Freunde. Seit 2011 spielt Seibert den Tod, der Elisabeth im Verlauf des Stückes immer stärker in seinen Bann zieht und sie schließlich zu sich holt. Durch die Besetzung mit Seibert hat der Charakter des Todes einen weiteren Wandel hin zu einem betont maskulinen Liebhaber und weg von dem ursprünglich sehr androgyn wirkenden Wesen der ursprünglichen Fassung aus dem Jahre 1992 erfahren. „Die Rolle des Todes hat sich über die Jahre immer stärker weg von dem Phantasiewesen hin zu einem bodenständigen, markigen Liebhaber gewandelt“, so Seibert. So gleiche das aktuelle Kostüm auch mehr dem eines Rockstars denn eines Geistes.

Inszenierung im Wandel

Entgegen einiger anderer großen Musicals wurde „Elisabeth“ nach seiner Uraufführung nicht  unveränderlich „konserviert“, es hält sich frisch durch stete Veränderung.  2008 wurde es von Harry Kupfer und dem Bühnenbildner Hans Schavernoch neu inszeniert. Auch Szenen und Lieder veränderten oder ergänzten die Autoren im Laufe der Jahre. So hielt ein ursprünglich für die japanische Fassung geschriebenes „Rondo des Todes“ Einzug in die deutschsprachige Fassung.

Elisabeth, Kaiserin von Österreich, geboren 1837 als bayerische Prinzessin in München, ermordet 1898 in Genf. Ihre Geschichte und auch ihr persönliches Schicksal inspirierten zu zahlreichen Büchern, Filmen und Theaterinszenierung. 1992 durch die Vereinigten Bühnen Wien uraufgeführt gilt die Produktion als das erfolgreichste deutschsprachige Musical aller Zeiten: Bis Anfang 2014 wurden weltweit über 7.500 Shows aufgeführt, knapp zehn Millionen Besucher haben das Musical bisher gesehen.

Internationaler Erfolg

In elf Ländern, nämlich Österreich, Belgien, Deutschland, Finnland, Italien, Korea, Japan, Niederlande, Schweden, der Schweiz und Ungarn war die Produktion bereits zu Gast und wurde in sieben Sprachen aufgeführt: neben Deutsch auf  Flämisch, Finnisch, Koreanisch, Japanisch, Schwedisch sowie Ungarisch. Im September 2012, zum 20-jährigen Bühnenjubiläum, kehrte das Musical Elisabeth zurück in seine Heimat Wien.

Auch die Bühnentechnik hat sich über die Jahre verändert, ist aufwändiger geworden. Für die aktuelle Inszenierung beleuchten insgesamt 140 computergesteuerte Scheinwerfer, davon 70 sogenannte „Moving-Lights“ die Bühne. Aufwändigen Projektionen erscheinen auf einer 140 Quadratmeter großen Leinwand. 14 Mega-Trucks transportieren die Bühnendekoration, Kostüme, Technik, Perücken etc. von einer Stadt in die nächste.

150 handgeknüpfte Perücken

Nicht zuletzt zeichnet die Produktion eine besondere  Liebe zum Detail aus. Sieben Ankleiderinnen und zwei Kostümchefs kümmern sich um insgesamt 664 Kostüme in 2349 Einzelteilen, 165 Schmuckstücke und 125 Paar Schuhe, im Gesamtwert von über einer Millionen Euro. Davon sind jeden Abend 290 Kostüme in 1331 Einzelteilen im Einsatz auf der Bühne zu sehen. 150 handgeknüpfte Perücken müssen die Maskenbildner täglich pflegen und frisieren. 20 Stunden täglich brauchen die sechs Maskenbildner, die Perückenstylistin und die Maskenchefin, um nach einer Vorstellung die Perücken wieder für die nächste Vorstellung zu frisieren.

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Die Story:

Elisabeth, Kaiserin von Österreich, lebte von 1837 bis 1898. Ihre Ermordung durch den italienischen Anarchisten Luigi Lucheni  läutete gleichzeitig das Ende einer Ära ein.

Hier setzt der Beginn des Stücks an, führt in ein imaginäres Reich der Toten und Träumer. Dort verhört ein unsichtbarer Richter den Attentäter Lucheni. Dieser behauptet, mit dem Mord an der österreichischen Kaiserin habe er Elisabeth nur einen Gefallen getan, denn sie sei die Geliebte des Todes gewesen. Zum Beweis dafür beschwört Lucheni Elisabeths verstorbene Zeitgenossen herauf und erweckt somit die längst untergegangene Welt noch einmal zum Leben .

Mitte des 19. Jahrhunderts. Während Elisabeths Mutter Ludovika die bevorstehende Verlobung von Tochter Helene mit Kaiser Franz Joseph von Österreich vorbereitet, schockiert die 15-jährige Elisabeth mit einem Zirkusauftritt. Sie stürzt dabei und begegnet zum ersten Mal dem Tod. Nach dem Willen von Erzherzogin Sophie, Mutter des Kaisers, soll Franz Joseph seine Cousine Helene heiraten.

Doch er verliebt sich beim ersten Treffen in ihre Schwester Elisabeth. Der Tod läutet die Hochzeitsglocken. Elisabeth gerät in Wien in eine ihrer Natur fremde Welt. Sie fühlt sich am kaiserlichen Hof eingesperrt, die Schwiegermutter unterwirft sie mit rücksichtsloser Strenge den Zwängen des Hofes. Durch Befehle und Verbote glaubt Erzherzogin Sophie, ihre Schwiegertochter erziehen zu können. Der Tod schürt Elisabeths Verzweiflung, bis sie seiner Verführungskunst fast erliegt.

Doch sie resigniert noch nicht. Ihre Melancholie wandelt sich in Trotz und Hass, als Sophie ihr die eigenen Kinder entzieht. Mit Gefühl und Schönheit als ihren neuen Waffen besiegt die junge Kaiserin ihren Gatten. Ihr größter Triumph ist die Versöhnung des Kaisers mit Ungarn, missbilligt von Erzherzogin Sophie. Denn das ungarische Unabhängigkeitsstreben besiegelt das Ende des Habsburger Kaiserreiches. Dem Nationalismus gehört die neue Zeit.

Sophie und ihre entmachtete Hofkamarilla verführen den Kaiser zur Untreue. Franz Joseph infiziert sich im Bordell. Ruhelos reist Elisabeth fortan von Ort zu Ort, nur sporadisch kehrt sie an den Hof zurück. Beschäftigt mit ihrer Selbstbehauptung, ansonsten aber ohne Lebensinhalt, vertreibt sie sich die Zeit mit Reiten, Wandern und dem Schreiben von Gedichten.

Die Welt der Monarchie scheint ihr brüchig, ihre eigene Existenz empfindet sie als überflüssig. Dabei übersieht Elisabeth, wie sehr ihr Sohn Rudolf, der ihr invielem ähnelt, sie braucht. Der Kronprinz verzweifelt. In  Mayerling wartet der Tod auf ihn. Rudolfs Selbstmord trifft Elisabeth tief in ihrem Selbstbewusstsein. Sie wirft sich vor, ihr Sohn sei Opfer ihres eigenen Kampfes um Unabhängigkeit geworden.

Elisabeths Wunsch zu sterben wird nun übermächtig. Doch jetzt lässt der Tod sich bitten. Erst nach einem weiteren Jahrzehnt hat er Erbarmen. Luigi Luchenis Attentat am Genfer See führt  die beiden schließlich zusammen.

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Infobox:„Elisabeth – Die wahre Geschichte der Sissi“Musical

25. Februar – 22. März 2015 Essen Colosseum Theater
Premiere am 26. Februar, 19:30 Uhr
   

Eintrittskarten sind erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen,
telefonisch unter der Semmel Concerts Ticket-Hotline
01806/ 57 00 99 und online hier >>.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Vlnr.: Mark Seibert (in der Rolle des Todes), Roberta Valentini (Elisabeth), Maximilian Mann (Franz Josef) wurden zum Pressetermin auf Schloss Hugenpoet standesgemäß mit einer Kutsche vorgefahren.