Köln | Wer in die klimatisierte Kölner Philharmonie kommt, der atmete gestern erst einmal durch und gönnte sich vielleicht einen Aperol Spritz. Spritzig und dynamisch wurde es kurze Zeit später auch auf der Bühne, denn dort fegten die Tänzerinnen und Tänzer über das schwarze Parkett und zeigten Hochgeschwindigkeits-Steptanz in Vollendung. „Irish Celtic“, die Tanz- und Musikrevue, entführt in einen typisch irischen Pub mit viel Musik und Tanz. Balsam für die Seele und Akrobatik für die Augen.

Klischees und Sticheleien gegen England

Der Untertitel von „Irish Celtic“ lautet „Spirit of Ireland“ und der wird hier gepflegt, mit allen Klischees die man von der grünen Insel kennt und mag: Guiness, Whiskey, Pub und Auswanderung nach Amerika, als Trauma der großen Hungersnot. Paddy, Pubbesitzer und Conferencier führt durch den Abend, vermittelt die Geschichte Irlands in groben historischen Zügen durch und mit Musik und Tanz. Fehlen dürfen dabei auch nicht die Sticheleien gegen England. Wir, die Zuschauer schauen auf die Kulisse des Pubs „Irish Celtic“, mit Bar, Fässern als Tischen und einer Live-Band. Die ist übrigens musikalisch hervorragend aufgestellt und verfügt über ein Repertoire von keltisch-mystischen Songs bis zu den Klassikern des Folk „The Wild Rover“ oder „Whiskey in the Jar“. Musik und Interpretation gehen sofort ins Blut und in die Seele und das Kölner Publikum ging immer wieder begeistert mit.

Faszinierende Choreographien und wilder Tanz in Höchstgeschwindigkeit

Neben den Geschichten berühren aber vor allem die Tänzerinnen und Tänzer mit ihren irrwitzig schnellen und performanten Stepptänzen, die nicht nur was fürs Auge, sondern auch für die Ohren sind. Da gibt es Liebesgeschichten, der letzte Tanz auf der Titannic, Tanzschlachten um den besten Tänzer oder junge Frauen, die wie Feen über eine nebelige moorige irische Waldwiese tanzen. Für Freunde des Tanzes ist dieser Abend Inspiration und Kunstgenuss in Perfektion. Steptanz, Rundtanz oder Set-Dancing werden großartig choreographiert, inszeniert und szenisch untermalt, durch die Pub-Atmosphäre, die als Randgeschehen immer wieder miteinfließt. Der Tanz in Irland hat auch eine hohe Symbolkraft. Als die Engländer in Irland herrschten galt zeitweise Tanzverbot, was die Iren natürlich nicht davon abhielt im Verborgenen zu tanzen. Getanzt wird in Irland aber nicht nur bei Taufen oder Hochzeiten, sondern auch bei Beerdigungen. Nach der großen Hungersnot 1851 verbreitete sich die irische Musik und ihr Tanz über die gesamte Welt, als viele Iren auswanderten, aber ihre Kultur und Tradition mitnahmen. Positiv an der Inszenierung 2014 ist, dass man zwischen Moderne, also heute hier und jetzt und Tradition, auch in den Ausstattungen wechselt. So treten die Tänzer auch einmal in der heutigen Mode auf. Das verleiht dem Stück eine Aktualität, die bei bisherigen Aufführungen fehlte.

Wer heute Nachmittag oder am Abend noch nichts vorhat, kann sich in der wohltemperierten Kölner Philharmonie, einen kleinen Tagesausflug nach Irland gönnen. Denn es gibt noch Karten an der Nachmittags- bzw. Abendkasse. Hier die Liste mit den weiteren Vorstellungen in Köln und Deutschland:

HEUTE: 9.6.2014
Kölner Philharmonie
16 und 20 Uhr
Es gibt noch Karten an der Abendkasse

16.12.-21.12.2014
Berlin, Admiralspalast

26.12.2014
Essen, Colosseum Theater

2.1.-4.1.2015
Bremen, Musical Theater

6.1.-11.1.2015
Hamburg, CCH

13.1.-18.1.2015
Basel, Musical Theater

Mehr Informationen und Tickets unter www.bb-promotion.de oder www.irish-celtic.de

Autor: Andi Goral