Köln | Der Autor Theater-Autor Nuran David Calis erhält den Ludwig-Mülheims-Theaterpreis. Gewürdigt wird damit seine Kölner Trilogie „Die Lücke/Glaubenskämpfer/Istanbul“. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis will die „Begegnung zwischen Religion und gegenwärtiger Theaterszene“ fördern.

„Mit seinen Arbeiten fragt Calis nach den gesellschaftlichen Flieh-, aber auch Bindekräften, die von sozial und kulturell aufgeladenen Gemengelagen hervorgebracht werden“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Im mehrfach ausgezeichneten Stück „Die Lücke“ behandelte er das Verhältnis zwischen Deutschen und den türkischstämmigen Bewohnern der Keupstraße nach dem NSU-Nagelbombenattentat von 2004. In „Glaubenskämpfer“ ließ er Vertreter der drei abrahamitischen Religionen auftreten und ihren Weg zum Glauben aufzeigen – darunter auch ein ehemaliger Salafist. In der aktuellen Produktion „Istanbul“ geht es um den Putsch in der Türkei, den Weg Erdogans zum Diktator und die Auswirkungen dieser Politik auf das Miteinander der Menschen in Deutschland. Zu Calis’ Markenzeichen gehört das Mitwirken von Laien auf der Bühne.

Suche nach Antworten auf die „großen Fragen des Lebens“

Calis wuchs als Sohn eines armenischen Arbeiters und einer jüdischen Putzfrau in einem Brennpunktviertel in Bielefeld auf. In den vergangenen Jahren habe er gemerkt, dass die Aufklärung die „großen Fragen des Lebens“ für ihn nicht beantworten könne, erklärte Calis in einer ersten Reaktion auf die Ankündigung des Preises. „Fragen wie ‚Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?‘ werden wieder wichtiger für uns in der Gesellschaft“, sagte er.

Der Preis wird im November in Köln übergeben. Gestiftet wurde er aus dem Nachlass des Schauspielers, Dramaturgen und Regisseurs Ludwig Mülheims (1906-1988). Verwaltet wird die seit 1991 in unregelmäßigen Abständen verliehene Auszeichnung vom Erzbistum Köln.

Autor: ehu | Foto: Erzbistum Köln/Anita Hirschbeck
Foto: Nuran David Calis landete am Kölöner Schauspiel drei Erfolgsstücke.