Köln | Premierenkritik | Sie kennen die Musik von Johannes Sebastian Bach, seine Fugen, seine musikalische Velocity, dann stellen Sie sich vor diese tänzerisch zu interpretieren. Dem „Les Ballets Trockadero de Monte Carlo“, kurz Trocks, gelingt dies mit „Go for Barocco“ choreografiert im Stil von George Balanchine auf eine so verblüffende, moderne Art und Weise, das man nie wieder das Wort Ballett milde und gütig belächelt, sondern neben Bolschoi immer an die tanzenden Kerle aus New York denkt. Dies gilt gleichermaßen auch für ihre Interpretationen von „Schwanensee“ und „Paquita“. Die Kölner Philharmonie – ausverkauft – spendete minutenlang Standing Ovations und Jubelrufe, zu Recht.

Sehenswert: Starke Bilder

Die Trocks tragen Spitzenschuh, Tiaren und Tutus. Die Trocks zelebrieren den Tanz in höchster Perfektion. Die Trocks sind alle Prima Ballerinen, die auf fantastische Weise in der Gruppe harmonieren und disharmonieren. Die Trocks persiflieren den Zickenkrieg unter den Prima Ballerinen, mit einem Augenzwinkern, nicht das Ballett an sich, dazu ist es ihnen zu heilig und nur so gelingt der Kunstgriff zwischen höchster Schule und Kunst und Comedy. Die Trocks als professionelle Tänzer können das mit einer Leichtigkeit und dürfen Slapstick einbauen, weil sie echte Könner, Künstler sind, ein Reflex den das Publikum in den Pausen diskutiert. Das Besondere und daher geht der berauscht aus der Philharmonie, der Bilder liebt, ist ihre Fähigkeit zur Visualisierung und Inszenierung. Der sterbende Schwan ist nicht nur tänzerisch famos, sondern ein Gemälde das vor den Augen der Zuschauer entsteht und sich im visuellen Gedächtnis tief verhaftet.

Grandios: Schwanensee

Der II. Akt von Schwanensee eröffnet den Abend mit Benno, Prinz Siegfried, Odette, den Schwänen und Rothbart, der es gewittern lässt. Schwanensee perfekt getanzt, harmonisch bis ins letzte Detail und die Brüche perfekt gesetzt, immer so, dass man sie nicht erwartet und das von Anbeginn an, wenn Rothbart im Trockeneisnebel einen Holzpappschwan einmal quer über die Bühne zieht. Das Publikum höchst amused. Dabei kommt den Trocks die Kölner Philharmonie entgegen, durch ihre Nähe zwischen Publikum und Tänzern. Da wird die ausgefeilte und genauso perfekt gesetzte Mimik, wie die Tanzelemente, deutlich erlebbar. Traumhaft in Szene gesetzt, von Choreografie und Lichtinszenierung auch der Kampf um den Blumenstrauß für die beste aller Tänzerinnen.‘

Abstrakt: Bach getanzt

Die Interpretation „Go for Barocco“ im Stils des amerikanischen Choreografen George Balanchine, dem Gründer des New York City Ballets und Vertreter des neoklassischen Balletts, und getanzter und visualisierter Fugen von Johann Sebastian Bach, lässt einen den Atem anhalten und stocken. Es gelingt den Trocks die Fuge durch synchrone und asynchrone harmonisierte Tanzelemente in ihrer Sperrigkeit und Leichtigkeit vom Moderato, Adagio bis Allegro erlebbar zu machen und in ein abstraktes Bild tänzerisch zu formulieren.

Der dritte Teil der Kölner Vorstellung „Paquita“, gefälliger und bodenständiger zur Musik von Ludwig Minkus ist klassisches Handlungsballett im französischen Stil und wurde 1846 an der Pariser Oper uraufgeführt, allerdings mit der Musik von Ernest Deldevez. Erst in der russischen Version kam die Musik von Minkus. Das Programmheft spricht von einem choreografischen Feuerwerk, das die virtuosen Möglichkeiten des akademischen klassischen Tanzes auslotet. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und das Fazit? Absolut Empfehlenswert und man muss die faszinierenden Trocks live erleben. Das Kölner Publikum war euphorisiert.


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Autor: Andi Goral