Köln | PREMIERENKRITIK | Das Lost and Found Orchestra feierte gestern Abend in der Philharmonie eine viel umjubelte Premiere. Das Lost and Found Orchestra stellt die Grundsatzfrage. Woher kommen die Töne, mit was kann ich Töne erzeugen. Wie werden aus diesen Tönen mit Rhythmus Tonfolgen für einzelne Musiker und am Ende für ein ganzes Orchester. Klingt nach Standard ist es aber nicht. Denn in der Kölner Philharmonie sitzen nicht Musiker mit all dem bewaffnet, was der normale Mensch der Gattung Instrument zuordnet.

Die Musiker am gestrigen Abend haben im klassischen Sinn nur wenige Instrumente. Aber nur im klassischen Sinn. Sie haben neue Instrumente. Instrumente aus Alltagsgegenständen die uns täglich umgeben. Vom Kitsch bis zum Trichter, Fuchsschwanzsäge, Kochtopf oder vom Wasserspender bis zum Quietscheschweinspielzeug. Wir lernen aus allem kann man große Oper oder sollen wir wegen des Klamaukes lieber Operette machen. Der ehemalige Kölner Opernintendant Laufenberg stellte bei einer seiner ersten Pressekonferenzen die Frage ob es gelingen kann das Genre neu zu erfinden und für neue Gruppen zu öffnen. Das Lost and Found Orchester hat dies auf eine ganz moderne Art geschafft.

Sie tanzen, sie spielen, sie singen, wenn auch wenig und bieten ohne Ende Musik und Rhythmus. Am Ende denken Sie auch noch die Dinge neu. Warum muss ein Xylophon stehen? Warum bewegen sich die Holzklangkörper nicht um den oder wie in diesem Fall die Xylophonspielerin herum? Faszinierend. Die Bewegung ist Dynamik, die ist wiederum eingebunden in grandiose Percussionsperformances die von sphärischen und sogar elektronisch anmutenden Melodien begleitet werden. Kann ein Musikstück mit einer Klospülung beginnen? Es kann beim Lost and Found Orchestra.

Es mag wenige Veranstaltungen in der Phiharmonie gegeben haben, wo die Zuschauer neugierig in der Pause an den Rand des Auditoriums zu kommen um nachzuschauen mit was die Musiker arbeiten, Töne erschaffen. Dazu diese unfassbare Dynamik im Spiel, keine Sekunde Langeweile, ganz im Gegenteil, eigentlich muss man zweimal ins Konzert gehen um all die kreativen Ideen von Tönen, Musik und Bildern zu erfassen. Und dabei spielt das Orchester mit einer ungeheuren Disziplin. Da sitzt jeder Ton. Und langweilig wird es auch kein Sekündchen, denn Clownerien gibt es auch am laufenden Band.

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Die Redaktionsempfehlung von report-k.de: Unbedingt hingehen, denn absolut sehens- und hörenswert.

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Das Interview dieser Internetzeitung mit den Machern des Lost an Found Orchestra lesen Sie hier >
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Autor: Andi Goral | Foto: Daniel Deininger