Köln | Wie geplant findet am kommenden Samstag im Schauspiel die Vorstellung von „Istanbul“ statt – wenn auch ohne Ensemblemitglied Doğan Akhanlı. Der Kölner Schriftsteller sitzt seit Mitte August in Spanien fest. Die Aufführung findet auf seinen ausdrücklichen Willen hin statt. Nun wird sein Sohn seine Texte lesen.

Akhanlı war Mitte August auf Betreiben der türkischen Regierung während seines Urlaubs in Granada von der spanischen Polizei festgenommen worden. Inzwischen wurde er zwar aus der Haft entlassen, darf aber das Land nicht verlassen. Die türkischen Behörden werfen ihm unter anderem Raubüberfall und Terrorismus vor – Vorwürfe, von denen Akhanli 2013 in Istanbul freigesprochen wurde. Die Interpol-Suchmeldung wurde inzwischen gelöscht, wohl die spanische Justiz erkannt hat, dass das Ersuchen der Türkei politisch begründet ist. Wohl deshalb wurde Akhanlı nachträglich noch der Vergewaltigung beschuldigt.

In „Istanbul“ geht es um das Verhältnis zwischen Deutschen und ihren türkischen Mitbürgern nach dem Putschversuch von 2016 in der Türkei. Akhanlı erzählt darin, wie er vor seiner Flucht nach Deutschland in der Türkei gefoltert wurde. Bleibt abzuwarten, wie die erklärten Erdogan-Anhänger im Ensemble am Samstag auf das Verfahren gegen ihren Mitspieler reagieren.

Autor: ehu | Foto: ehu