Köln | „Tropfen auf heiße Steine“ ist ein frühes, später auch verfilmtes Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder. Eine wilde Geschichte um Liebe und Eifersucht, die jetzt im Theater der Keller Premiere hatte.

„Eine ganz gewöhnliche Liebesgeschichte“ versprechen die kargen Zeilen im Programmflyer. Mit einem „Keim von Abhängigkeit, Macht und Gewalt“, dazu Fassbinders „Fingerspitzengefühl und untergründigen Humor“ und ein „Labyrinth der leisen und unterdrückten Boshaftigkeiten, das sich als Einbahnstraße entpuppt“. Doch davon ist in der Inszenierung von Tom Müller wenig zu sehen, bestenfalls homöopathisch zu ahnen. Noch enttäuschter mag sein, wer das „Original“ kennt.

Abrechnung mit Fassbinder und Theater-Hirarchien

Müller nutzt das Stück zu einer Art Generalabrechnung mit dem Regisseur Fassbinder, mit der Theaterwelt schlechthin. Er verquirlt es mit „postdramatischen“ Stilmitteln zu einem Brei, in dem Fassbinder auftreten und bei einer „Probe“ seines Stückes die Untergebenen ergebenen triezen darf. Die suhlen sich in Eitelkeit und Eifersüchteleien. Bestenfalls in dieser Metaebene ist etwas von „unterdrückten Boshaftigkeiten“ zu ahnen. Der Altmeister persönlich darf derweil in Filmausschnitten über zwei Monitore flimmern.

Sinnbild für die Abhängigkeiten im Theater mögen die Kostüme von Sophia Spies sein: Sie behängt die vier Schauspieler mit Holzstücken, die sie wie Skelette aussehen lassen – und wie hilflose Marionetten, an deren Fäden im wahren Leben das Schicksal zieht. Oder im Theater die Regisseure, heißen sie Fassbinder oder Müller.

Aktuelle Themen werden in den Hintergrund gedrängt

Dass sich Schauspieler in einer Aufführung mit den Selbstzweifeln an ihrem Beruf auf der Bühne hinterfragen – ob tatsächlich oder laut Textvorgabe –, ist derzeit en vogue. Hier aber gerät es daneben. Stattdessen hätte es Fassbinders „Tropfen auf heißen Steinen“ angesichts zunehmender Homophobie und aktueller Transgender-Hysterie verdient, textgetreu – eventuell geschickt aktualisiert – inszeniert zu werden.

Was bleibt, ist Respekt für das Bühnenquartett mit Simon Rußig, Tim-Fabian Hoffmann und Frank Casali und nicht zuletzt Magda Lena Schlott, die immer wieder in die Rolle Fassbinders schlüpft. Über das Wiedersehen mit dem Ex-Mitglied des Schauspiel-Ensembles in Kölns freier Theaterszene kann man sich nur freuen. Die Vier überzeugen durch ihren schweißtreibenden Einsatz und machen die über zwei Stunden Spielzeit überstehbar.

[infobox]„Tropfen auf heiße Steine“ – die nächsten Vorstellungen: 20. und 21. Februar, 12., 13. und 27. Februar, jeweils 20 Uhr. Theater der Keller, Kleingedankstr. 6, 50677 Köln, Karten: Tel. 02 21 / 31 80 59 (Mo-Fr 10-17 Uhr), tickets@theater-der-keller.de, www.offticket.de, www.köln-ticket.de und an allen Vorverkaufsstellen

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Autor: ehu | Foto: MeyerOriginals / TdK
Foto: Ex-Schauspiel-Mitglied Magda Lena Schlott kommandiert als Rainer Werner Fassbinder (hier ohne Schnäuzer-Imitat) ihre drei Kollegen. | Foto: MeyerOriginals / TdK