Köln | Markus John ist ein bulliger Kerl. Aber er braucht nicht viel, um sich zu verwandeln. Im Theater im Bauturm steht er gleich als drei unverwechselbare Persönlichkeiten auf der Bühne: als Foxi, Edeltraut und Jussuf.

Ein aufgeklebter Schurrbart und eine Lederjacke reichen Markus John, zwei Ohrringe, eine weiße Stola roter Lippenstift, Krawatte, Ring und ein Pferdeschwanz. Dazu ein paar Bewegungen und Gesten – und auf der Bühne stehen der Taxifahrer Foxi, die ehrgeizige Edeltraut und der Homosexuelle Jussuf. Drei völlig unterschiedliche, starke Persönlichkeiten. Und eben ein starker Schauspieler.

John erzählt die Biografien dieser drei Kölner, die nur hier zusammenkommen. Das Konzept dahinter: Raus auf die Straße, wildfremde Menschen ansprechen, deren Leben in einen Monolog umsetzen und auf die Bühne bringen. Das tat er schon vor fünf Jahren im Schauspiel Köln unter Karin Baier. Inzwischen in Hamburg engagiert, stellt er sein Solo „Foxi, Jussuf, Edeltraud“ jetzt regelmäßig im Theater im Bauturm vor.

Schauspieler holt sich Taxifahrer, Hausfrau und Museumswärter auf die Bühne

Zuerst also Foxi: Koch, Zuhälter, Taxifahrer. Ein liebenswertes Schlitzohr mit dem Hang zur Anbiederei. Eine ehrliche Haut, die mit ihrer kriminellen Vergangenheit kokettiert. „Harte Schale, weicher Kern“, beschreibt er sich selber. Dann Jussuf: Er kam nach dem Tod seines Vaters als Vierjähriger mit seiner Mutter aus der Türkei nach Köln. Heute arbeitet er als Museumswärter – die Kunst ist seine Welt geworden, er genießt – voller Ehrfurcht – die Beachtung der Sammler. Ein verantwortungsvoller Mensch. Edeltraud schließlich kommt aus der DDR, hat hier schon früh geheiratet. Ihr Mann arbeitete sich zum Vorstandsvorsitzenden von KHD empor. Sie hielt ihm den Rücken frei, zog zwei Töchter groß. Eine Frau, die weiß, was sie will.

Hinter der Alltags-Fassade verstecken sich Wünsche und Schicksalsschläge

Nun gut, mag sich der Zuschauer sagen. Interessant. Aber doch nichts Besonderes. Trotz des Schauspielers. Doch John bleibt nicht an der Oberfläche, er holt die verborgenen Schicksalsschläge ans Tageslicht, zeigt dabei Sensibilität und Einfühlungsvermögen,
Bei Foxi ist es die Sehnsucht, nach 19 Jahren seinen unehelichen Sohn wiederzusehen. Als der vier Jahre alt war, hat er ihn zum letzten Mal gesehen. Jussuf lebt noch als 44-Jähriger bei seiner kranken Mutter. Er sieht es als seine Pflicht an, ihr die Liebe zurückzugeben, die sie ihm gegeben hat. Sie verlassen? Nie! Oder doch. Wenn sie seinen Freund nicht akzeptiert hätte. Denn Jussuf ist homosexuell. Edeltraud schließlich pflegte 13 Jahre lang ihren demenzkranken Mann, bis zu dessen Tod. Dabei ist sie selber seit Jahren krebskrank. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen, kriecht immer wieder wie ein Maulwurf aus der Tiefe nach oben.

„Foxi, Jussuf, Edeltraud“ ist eine bewegendes, ergreifendes Ein-Mann-Stück. Und auf der kleinen Bühne des Theaters an der Aachener Straße (und mit weniger Requisiten) noch intensiver als seinerzeit in der EXPO 2.

[infobox]„Foxi, Jussuf, Edeltraud“ – der nächste Termin: 5. Mai, 20 Uhr. Theater im Bauturm, Aachener Str. 24-26, 50674 Köln, www.theater-im-bauturm.de, Karten: Tel. 0221 / 52 42 42, www.off-ticket.de, www.koelnticket.de und bei allen KölnTicket-Vorverkaufsstellen

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Autor: ehu | Foto: Maurice Kohl / TiB
Foto: Markus John: Auf der Bühne ein Bulle mit viel Herz. Foto: Maurice Kohl / TiB