Köln | Die Kölner Kultur-Szene ist entnervt und verunsichert. Der aktuelle Kultur-Index erreichte mit einem Wert von 2,12 den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2009. Geprägt wird die Bewertung vor allem durch die Debatte um den Kölner Haushalt und den Streit zwischen Opern-Intendanz und Stadtverwaltung.

Die Kölner Kultur fordert mehrheitlich, dass die Spielpläne der städtischen Bühnen der aktuellen finanziellen Situation angepasst werden müssen. Für eine Erhöhung des Etats sprachen sich nur 31 Prozent aus, eine Anhebung der Eintrittspreise ziehen lediglich neun Prozent in Betracht. Eine Fusion mit der Oper in Düsseldorf befürworteten 22 Prozent, ein Zusammenschluss mit Bonn 16 Prozent. Nahezu die Hälfte der befragten Experten sprach sich jedoch für Kooperationen zwischen den Häusern bei einzelnen Projekten aus.

Stadt schafft keine Perspektive

Wie in den Vorjahren bewerteten die befragten Akteure auch, welche Personen in den vergangenen Monaten eine wichtige Rolle in der Kölner Kultur eingenommen haben. Zum wiederholten Mal wurde Karin Beier, die scheidende Intendantin des Schauspielhauses, auf den Spitzenplatz gewählt, vor dem Macher der Art Cologne, Daniel Hug und dem Chef der Philharmonie, Louwrens Langevoort. Die Akteure aus Politik und Verwaltung erhielten einmal mehr die schlechtesten Werte, die kulturpolitischen Sprecher der Fraktionen wurden mit niedrigsten Bewertungen regelrecht abgestraft. Von Oberbürgermeister Jürgen Roters erwarten die Experten, dass er im Sinne der Kölner Kultur stärker Verantwortung übernimmt. Seine Ankündigung, die Kölner Kultur stärker zu fördern, hat er nur nach Meinung von vier Prozent der Befragten umgesetzt.

Die Ergebnisse der Befragung kommentiert der Sprecher des Kölner Kulturrats, Dr. Peter Bach: “Die engagierten Künstler, Bürger und Kulturakteure unserer Stadt erhalten keinerlei Unterstützung von Politik und Verwaltung. Man reibt sich in öffentlichen Diskussionen um den Bühnenetat auf, anstatt der Kultur insgesamt eine Perspektive zu verschaffen.“ Mit dem Kulturentwicklungsplan verfüge die Stadt über eine parteiübergreifend verabschiedete Handlungsempfehlung, die nicht genutzt werde. Der Kölner Kulturrat fordert daher ein mit unabhängigen Personen besetztes Koordinierungs-Gremium für die Einhaltung und die Weiterentwicklung des Kulturentwicklungsplans.

Kölner zufrieden mit Kultur-Angebot

Zum besten Kulturereignis 2011 kürten die Experten die ART COLOGNE, die von 84,2 Prozent der Befragten als gut bis sehr gut bewertet wurde. Zur gleichen Einschätzung gelangt auch das Publikum: In einer Bevölkerungsumfrage des Meinungsforschungsinstituts Omniquest für den Kölner Kulturpreis wurde die internationale Kunstmesse zum „Kulturereignis des Jahres“ gewählt. Die Bevölkerung ist auch insgesamt mit dem Kölner Angebot zufrieden: 40,8 Prozent der 1.000 befragten Kölner über 18 Jahre finden die Kölner Kulturangebote genau so gut wie die Angebote anderer deutscher Städte, 11 Prozent bewerten die eigenen Angebote sogar als besser oder sehr viel besser. Bei der Frage, welche Angebote von den befragten Kölnern selbst genutzt werden, rangieren Museen und bildende Kunst auf dem ersten Platz. Einen Ausbau des bestehenden Angebots wünschen sich die meisten in den Bereichen Musik, Theater und Film.

Weitere Ergebnisse der Befragung will der Kölner Kulturrat am 25. Juni 2012 veröffentlichen.  Der Kölner Kulturindex ist eine Befragung im Auftrag des Kölner Kulturrats, dem Zusammenschluss nahezu aller Vereine und Förderinstitutionen des Kölner Kulturbereichs. Durchgeführt wurde sie vom Forschungsinstitut für Soziologie der Universität zu Köln. An der aktuellen Erhebung nahmen von 335 ausgewählten Kultur-Experten 151 teil.

Autor: cs | Foto: djama/ fotolia