Köln | Rund 300 Menschen hatten sich heute bei strömendem Regen auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom zusammengefunden, um gemeinsam um Punkt 11:00 Uhr für zwei Minuten still zu verweilen und der Opfer des Holocaust zu gedenken. Zu der stadtweiten Gedenk-Aktion „Zwei Minuten Stillstand“ aufgerufen hatte die Künstlerin Yael Bartana, inspiriert vom israelischen Gedenktag Jom haSho’a, dem Feiertag zum Gedenken der Opfer und Widerstandskämpfer des Holocaust. Die Aktion war eine Auftragsarbeit der Impulse Theater Biennale 2013, gefördert durch die Kölner Akademie der Künste der Welt.

Mitten auf dem Roncalliplatz hatte der Bühnendesigner Jackie Shemesh eine Skulptur in Form eines Achtecks, dem Symbol der Aktion, aus weißem Sand geformt. „Es ist die Form eines Stoppschildes, nur dass es ohne Farbe und Schrift auskommt“., so der Künstler. Das zweiminütige Innehalten wurde musikalisch unterlegt von Bläsern, die über die gesamte Zeit einen langsam anschwellenden, einzelnen Ton anstimmten. Die Musiker stammten aus unterschiedlichen Orchestern – Hochschule für Musik und Tanz, Ursulinen-Schule, Mosaik, Dicke Luft und andere – sowie um Einzelpersonen verstärkt. Koordiniert wurden sie durch den Komponisten Daniel Meir.

Viele prominente Unterstützer für „Zwei Minuten Stillstand“

Viele Prominente aus unterschiedlichen Regionen und gesellschaftlichen Bereichen unterstützen die Aktion, für die der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters, ebenfalls auf dem Roncalliplatz anwesend, die Schirmherrschaft übernommen hat. Ihre Teilnahme zugesagt hatten aus Köln neben vielen Theaterschaffenden und Mitgliedern der Theaterakademie der DJ Hans Nieswandt, der Schriftsteller Stefan Weidner und Museums-Direktor Moritz Woelk, aber auch Serap Güler, die integrationspolitische Sprecherin der CDU-Landtags Fraktion NRW, und Levent Taşkıran, Vorsitzender der türkischen Hochschul- und Akademikervereinigung. Mit Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes,  Brigitta von Bülow, Eva Bürgermeister und Thor Zimmermann beteiligten sich auch Mitglieder des Kölner Stadtrats. Auch aus dem nationalen und internationalen Raum kam Unterstützung, so beispielsweise von Cilly Kugelmann vom Jüdischen Museum Berlin, von dem Künstler Jochen Gerz, der Philosophin Chantal Mouffe von der University of Westminster, Liliane Weissberg vom Jewish Studies Program der University of Pennsylvania und Omer Krieger, dem Direktor der Mountain New Public Art School Jerusalem. Aus der überregionalen freien Theaterszene hatten Amelie Deuflhardt, Intendantin von Kampnagel in Hamburg, Matthias Lilienthal, künstlerischer Leiter des Festivals Theater der Welt 2014 und Veronica Kaup-Hasler, die Intendantin des Festivals „Steirischer Herbst“ ihre Teilnahme angekündigt. Auch der 1. FC Köln hatte im Vorfeld angekündigt, das heutige Training seiner ersten Mannschaft um 11:00 Uhr für zwei Minuten zu unterbrechen.

Nahverkehr im Rhein-Neckar-Gebiet ruht für zwei Minuten

Der öffentliche Nahverkehr in Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und dem ganzen Rhein-Neckargebiet hatte ebenfalls angekündigt, „für einen denkwürdigen Augenblick zu ruhen“. Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) unterstützte den Kölner Aufruf der Künstlerin und hatte angekündigt den Fahrbetrieb zu unterbrechen, um die Geschichte zu reflektieren und über die Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft nachzudenken. Unterstützung leistete auch die Universität zu Köln, die ihre Angehörigen zur Teilnahme an dieser Gedenk-Aktion aufgefordert hatte. Darüber hinaus beteiligte sich die Elly-Heuss-Knapp Realschule in Köln-Mülheim mit ihren Klassen.

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„Zwei Minuten Stillstand“ ist eine Auftragsarbeit der Impulse Theater Biennale 2013, die vom 27. Juni bis zum 6. Juli in den Städten Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr stattfindet. „Zwei Minuten Stillstand“ sei ein bedeutendes künstlerisches Projekt, so die Veranstalter. Unter dem Titel „Under the Influence“ will das Festival die Bedeutung von kulturellen Identitäten untersuchen und die Frage nach den spezifischen Eigenheiten performativer Kunst aus dem deutschsprachigen Raum stellen. Außerdem sollen dabei tradierte Vorstellungen von einer nationalen Kultur kritisch überprüft werden.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Innehalten bei strömendem Regen auf dem Roncalliplatz