Bis zum 24. Mai gibt es in der grafischen Sammlung eine Sonderschau zum kleinen Liebesgott. Diese wird am Valentinstag eröffnet.

Köln | Er ist klein, nackt, hat Flügel und kennt sich bestens mit Pfeil und Bogen aus – die Rede ist vom Liebesgott Amor. Wer von seinen Pfeilen getroffen wird, kann der Macht der Liebe nicht mehr entrinnen. Pünktlich zum Valentinstag eröffnet das Wallraf im grafischen Kabinett eine Ausstellung, bei der sich alles um Amor und die Facetten der Liebe dreht. Insgesamt 40 Darstellungen des Liebesgottes werden gezeigt. Die meisten Exponate von „Amor ist ewig“ stammen aus dem amourösen Barockbesteller „Amorum emblemata“ (Liebesembleme) vom Rubenslehrer Otto van Veen.

Die 1608 erschienene Publikation mischt Kupferstiche nach Van Veen mit den passenden Zitaten antiker Autoren wie Ovid, Theokrit oder Catull und erzählt dabei amüsant und geistreich vom frechen Liebesgott und seinem übermütigen Treiben. Insgesamt gibt es im Buch, das an die Jugend der Zeit gerichtet war, 124 dieser Kombinationen. 25 davon sind jetzt im Wallraf zu sehen. Verfasst hat diese Van Veen im Alter von 52 Jahren und als achtfacher Familienvater. Er sah sich wohl in der Rolle des Vaters, der mit den Emblemen Erfahrungen aus seiner Jugend weitergeben möchte. Spielerisch führte der Künstler die junge Generation an die Macht und Gnade der Liebe heran.

In den sehr unterschiedlichen Darstellungen zeigt Van Veen einen vielschichtigen Amor, der die Liebe in all ihren Facetten darstellt. So ist diese nicht nur schwärmerisch, glücklich machend und euphorisch, sondern auch heimtückisch, krankmachend und voller Größenwahn. Die Embleme reihen sich inhaltlich in loser Folge aneinander und variieren immer wieder das Liebesthema.

Auf einem Emblem wird der kleine Liebesgott Opfer seines eigenen Gifts. Eine unerreichbare Geliebte fesselt ihn an einen Marterpfahl und schürt unter seinen Füßen das Feuer des unerwiderten Verlangens. Dies zeigt, dass eine von Van Veens Inspirationsquellen neben der antiken Liebesdichtung die petrarkistische Literatur war. Charakteristisch für diese ist die Überhöhung und das unermüdliche Lob der Frau, die in ihrer Schönheit und geistigen Vollkommenheit immer anziehend, aber unerreichbar bleibt, anderseits die Opferrolle des Mannes, der schmerzsüchtig größte Liebesqualen durchlebt und der in den inneren Zwiespalt zwischen Tugend und Obsession gerät.

Wenig petrarkistisch erscheint dagegen das Emblem, in dem Amor mit gezücktem Pfeil ein gewaltiges Strohfeuer überfliegt. „Was schnell entsteht, geht schnell zugrunde“, heißt es im lateinischen Motto. Vor unsteter Liebe warnt ein Bild des vom Pfeil getroffenen Hirschs, der zum Symbol des unglücklich Liebenden wurde. Bei Van Veen kommt mit dem ungestümen Amor, der als Jäger nicht zu bändigen ist, ein scherzhafter Unterton in die Darstellung. Er nimmt die Hatz wieder auf und hat schon den nächsten Hirsch im Visier. Auf einem anderen Emblem wird gezeigt, dass ein tatsächlich verwundeter Liebender durch kein Heilkraut zu heilen ist. Umgesetzt wird dies wieder durch eine Hirschkuh, die ein in diesen Fall wirkungsloses Heilkraut frisst.

Tiere werden in den Emblemen immer wieder als Symbole verwendet. So wird der Salamander als Feuergeist mit dem Liebenden verglichen, lebt dieser doch im Feuer der Liebe. Auch das Krokodil findet sich in den Abbildungen – diesem wird unterstellt, es weine seinen Opfern zwar Tränen nach, diese aber seien nur geheuchelt. Es ist ein Gegenbild Amors. Denn es lässt seine Beute weinend, Amor dagegen seine Opfer lachend zugrunde gehen. Dazu kommt der Angsthase, den Amor besiegt hat, denn wahre Liebe muss niemand fürchten.

Auf einem anderen Bild trägt ein blinder Amor einen lahmen Doppelgänger auf seinem Rücken, was Van Veen mit dem aristotelischen Lob der Zweisamkeit verbindet. Dass die Liebe im Alter anhält, zeigt der Kampf zwischen Chronos, dem Gott der Zeit, und Amor. Zwar bekommt der Liebesgott dabei die Flügel gestutzt, aber Chronos Sieg ist nicht von Dauer.

Sieben Jahre nach den Amorum emblemata erscheint 1615 Van Veens Amoris divini emblemata. In diesem Buch wird eine geistreiche Umdeutung der weltlichen Liebesemblematik Van Veens ins Geistliche vollzogen. Aus Amor wird Amor divinus, dem mit Anima die Seele zur Seite gestellt wird. Ähnlichkeiten gibt es bei Amor devinus mit dem Jesuskind und der Gestalt des Schutzengels. Hier geht es um die himmlische, tugendhafte Liebe zu Gott, die die irdische Liebe zu überwinden vermag. Auch hier werden Abbildungen in der Sonderschau gezeigt. Dazu kommen ausgewählte weitere Barockkünstler wie Hendrick Goltzius oder Hans van Aachen, die den kunsthistorischen Hintergrund aufzeigen sollen. Angeboten wird zudem ein Liebesparcours durch die Barocksammlung des Wallraf.

[infobox]Amor ist ewig – Liebeslektüre zur Rubenszeit, Termin: 14. Februar bis 24. Mai, Wallraf-Richartz-Museum, Obermarspforten, Köln, Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Eintritt: 13 Euro (Erwachsene), Katalog: 12 Euro.

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Autor: Von Stephan Eppinger | Foto: Dieter Bongartz