Köln | Der internationale Galerien-Beirat, das Herzstück der Art Cologne, steht. Wie die Kölner Kunstmesse, die im nächsten Jahr vom 19.-22. April 2018 stattfinden wird, mitteilt, verstärken die Galeristen Jan Kaps (Köln), Deborah Schamoni (München) und Stefania Palumbo von der Galerie Supportico Lopez in Berlin das Auswahlgremium. Weiterhin mit dabei sind die Kölner Galeristen Christian Nagel (Nagel Draxler, Köln/Berlin), Aurel Scheibler (Köln/Berlin), Rob Tufnell  (Köln/London), sowie Eleni Koroneou (Athen), Benoit Sapiro (Le Minotaure, Paris), Daniela Steinfeld (Van Horn, Düsseldorf) und Martin van Zomeren (Amsterdam).

Die Bedeutung der Galerien-Beiräte bei den großen Kunstmessen wie der Art Cologne oder der Art Basel bleibt der breiteren Öffentlichkeit meist verborgen.

Wenn auch auch Cologne-Chef Daniel Hug oder Art Basel-Chef Marc Spiegler im Rampenlicht stehen und in den Medien ihren Kopf für Erfolge oder Misserfolge hinhalten, so sind es doch die Galerien-Beiräte, die komplett im Hintergrund die Auswahl der Galerien, wenn nicht der gezeigten Künstler und Kunstwerke treffen.

Die Öffentlichkeit erfährt in der Regel nicht, wie viele Galerien abgelehnt wurden, noch weniger Namen oder Gründe. Eine Aufsehen erregende Ausnahme blieb die Ablehnung der bekannten Galerie Eigen + Art (Leipzig und Berlin), die 2011 nicht zur Art Basel zugelassen wurde, was Galerist Gerd Harry Lybke auf die Palme und in die Presse brachte. Weniger spektakulär grummelten auch schon einmal die Kölner Galeristen Franz van der Grinten oder Martin Kudlek über das Auswahlprocedere der Art Cologne.

Dahinter steht auch die Frage, ob die Art Cologne eine Messe rheinischer Galerien für rheinische und belgische Sammler ist oder möglichst viele der großen internationalen Galerien und der internationalen Sammler nach Köln bringen soll.

Die bestimmende Präsenz Kölner Galerien, von denen die Art Cologne einst gegründet wurde, wird mitunter dafür verantwortlich dafür gemacht, dass ihr die erst drei Jahre später (1970) gegründete Art Basel den Rang ablaufen konnte und zur wichtigsten Kunstmesse der Welt werden konnte. Die Art Basel, noch dazu mit ihren Ablegermessen in Miami Beach und Hongkong, wie auch die TEFAF in Maastricht (und New York), seien eben viel internationaler.

Das Dilemma ist nicht zu lösen: Mehr internationale Galerien bedeuten weniger Kölner Galerien auf der Art Cologne. Umgekehrt heißt mehr internationale Galerien auf der Art Cologne nicht zwingend, dass auch mehr kaufkräftige Sammler aus dem Ausland den Weg nach Köln finden. Und es erhöht die Gefahr, dass überall auf der Welt die Galerien die gleichen Künstler zeigen

Die erstmalige Präsenz des New Yorker „Megagaleristen“ Larry Gagosian auf der Art Cologne 2017 wurde geradezu wie ein Durchbruch in neue Sphären  gefeiert. Aber wenn man genauer hinschaute, war zu erkennen, dass Gagosian Chris Burdens monumentale Straßenlaternen-Installation „Buddha’s Fingers“ zeigte, die er zuvor schon groß in seiner New Yorker Galerie präsentiert hatte. Damit wurde Köln mehr zur Abspielstation einer internationalen Vermarktungsstrategie. Ein Erfolg?

Interessant ist auch der Fall der griechischen Galeristin Eleni Koroneou, die auch im internationalen Beirat für die Art Cologne sitzt. So zeigte die Athener Galerie auf der Art Cologne 2017 nicht etwa griechischen Künstler, sondern die deutschen Künstler John Bock und Helmut Middendorf und die US-Amerikaner Liam Everett und Nick Mauss. Yorgos Sapountzis, der einzige vertretene griechische Künstler, lebt und arbeitet seit Jahren in Deutschland; auf der gegenwärtig in Hannover laufenden Schau „Made in Germany 3“, die das aktuelle künstlerische Schaffen in Deutschland widerspiegeln will, ist Sapountzis mit einer Installation präsent.

Aufhorchen lässt die Berufung des jungen Kölner Galeristen Jan Kaps. Der 1987 geborene Kunsthistoriker, der das Galeristenhandwerk u.a. bei der Stargalerie Sprüth Magers gelernt hat und sich mit seiner 2013 eröffneten Galerie an der Jülicher Straße anfangs als Galerist von Künstlern der Düsseldorfer Kunstakademie positionierte, ist in den letzten Jahren durch zahlreiche Messeauftritte nicht nur auf der Art Cologne sondern auch in Basel, London, New York und Paris  aufgefallen.

In Paris nicht unbemerkt geblieben ist der Umstand, dass sich der Pariser Galerist Benoit Sapiro zwar für die Art Cologne engagiert, aber in diesem Jahr nicht mehr auf der in „La Biennale Paris“ umbenannten Kunstmesse „Biennale des Antiquaires“ vertreten ist. Köln statt Paris.

Zeitgleich zur Art Cologne läuft auch der Bewerbungsprozess für die Art Basel, der großen Konkurrentin der Art Cologne, die vom 14.-18. Juni 2018, also zwei Monate nach der Art Cologne stattfindet. Ihr Ausstellerbeirat („selection committee“) ist noch deutlich internationaler. Für die Art Basel 2018 sind dies Sadie Coles (London), Peter Freeman (New York/Paris), Jochen Meyer (Berlin/Karlsruhe), Lucy Mitchell-Innes (New York), Jan Mot (Brüssel) und Franco Noero (Turin). Der Kölner Galerist Thomas Zander fungiert hier als „sector expert“ für Klassische Photographie.

Auf der Art Cologne 2017 waren 204 Galerien vertreten, die 52.000 Besucher anlockten. Die Art Basel 2017, die weltweit bedeutendste Kunstmesse, zog 95.000 Besucher (291 Galerien) an. Die auf den Messen erzielten Verkaufserlöse, die für die teilnehmenden Galerien natürlich das wichtigste Kriterium sind, sind nicht zu ermitteln.

Ende des Monats endet bei beiden Messen die Bewerbungsfrist für 2018. Die Auswahl der Galerien kann beginnen.

Autor: Von Christoph Mohr