Köln | Es gibt nur wenige Topkünstler, die dem Kuratoren und Museumsdirektoren Kasper König einen Korb gegeben haben. Im Alter von nur 23 Jahren kuratierte er die Werke von Pop-Art-Künstler Claes Oldenburg in einer Ausstellung. Zwei Jahre später folgte der große Andy Warhol. Weitere Haken darf König heute hinter Rosemarie Trockel, Roy Lichtenstein und Gerhard Richter setzen. Inzwischen ist der Direktor des Kölner Museums Ludwig 68 Jahre alt und setzt sich zur Ruhe. An diesem Samstag (13. Oktober) wird König mit einem Festakt verabschiedet.

Das Museum für Gegenwartskunst hat sich einen spürbaren Generationenwechsel verordnet. König wird von Kaiser beerbt, Philipp Kaiser. Der Schweizer und bisherige Kurator am Museum of Contemporary Art in Los Angeles ist fast 30 Jahre jünger und tritt in große Fußstapfen.

König gilt als einer der wichtigsten Ausstellungsmacher in Deutschland. Nach zwölf Jahren als Chef ist sein Name mit dem Museum Ludwig fast so verbunden wie der Geißbock mit dem 1. FC Köln. König hat die Kunstszene bundesweit geprägt und aus dem kriselnden Museum am Dom ein europaweit bedeutendes Ausstellungshaus gemacht. Vor drei Jahren wählte ihn das britische Kunstmagazin „Art Review“ auf Platz 60 der einflussreichsten Kunstschaffenden der Welt.

Steile Karriere

Königs Karriere kannte immer nur einen Weg – steil nach oben. Der im westfälischen Mettingen geborene König zog schon mit 20 Jahren nach London, um Kunstgeschichte zu studieren. Das Studium schien ihn nicht auszulasten. Deshalb organisierte er nebenbei die ersten Ausstellungen und beteiligte sich an der documenta III. Er reiste nach New York und Stockholm, wo er auf wichtige Künstler traf, und stellte 1977 mit Klaus Bußmann die internationale Ausstellungsreihe „Skulptur.Projekte“ in Münster auf die Beine.

König war der Kunstszene schon ein fester Begriff, als er 1984 in der Düsseldorfer Ausstellung „von hier aus“ die Elite der Gegenwartskunst zusammenbrachte – von Anselm Kiefer über Joseph Beuys bis Georg Baselitz. Fünf Jahre später wurde er Rektor der renommierten Städelschule in Frankfurt am Main. Weitere elf Jahre später folgte der Ruf ans Museum Ludwig.

Als der vierfache Vater in Köln sein Amt antrat, stand er vor einem Spagat. Die viertgrößte Stadt in Deutschland musste sparen, zugleich sehnte sich die Metropole nach einem Museum mit Prestigecharakter. König zeigte sich als Schlitzohr und ließ sich seinen Ankaufsetat für neue Werke fest in seinem Anstellungsvertrag verankern. Zudem stärkten ihm gleich mehrere Initiativen finanziell den Rücken. So konnte er während seiner Amtszeit 2.000 Inventarnummern an den Rhein holen. Von den Anschaffungswünschen, die er zu seinem Antritt äußerte, wurden schließlich zwei Drittel Wirklichkeit.

Und der größte Schatz: Die Kunstmäzene Ludwig spendeten ganze Sammlungen, darunter allein 774 Picassos auf einen Streich. Die Pop-Art-Sammlung ist heute die größte außerhalb Amerikas. Dazu kommen rund 600 Arbeiten der russischen Avantgarde.

„Ich bin ein Auslaufmodell“

König ist ein Strippenzieher, der engen Kontakt zu Museen wie der Tate Gallery und dem Museum of Modern Art unterhält, aber auch von Kunstschaffenden hoch angesehen wird. Wenn König neue Ausstellungen präsentiert, dann duzt er meist den Künstler neben ihm. Mit vielen ist er so vertraut, dass sie ihm ihre Materialen hinterlassen. Rund 40 Regalmeter aus Korrespondenzen mit wichtigen Künstlern, deren Projektskizzen sowie seine eigenen Schriften hat er über Jahrzehnte in einem Privatarchiv angehäuft.

Er ist ein Fachmann vom alten Schlag, so viel verrät schon sein Erscheinungsbild. Mit Leidenschaft trägt er Hosenträger und eine Hornbrille. „Ich bin in gewisser Weise ein Auslaufmodell“, sagt er der Nachrichtenagentur dapd. Seine einzigartigen Erfahrungen will er in seinem „Ruhestand“ als Lehrbeauftragter in den USA weitergeben.

Autor: Fabian Wahl, dapd