Köln | Riesige zwei Meter lange Pommes fallen aus einer Papiertüte, die an der Decke hängt, ein Tortenstück und ein Eishörnchen im XXL-Format liegen schlaff auf Sockel, eine Säge zerfließt auf einer großen Treppe – die Kunst von Claes Oldenburg wirft einen besonderen Blick auf Alltagsgegenstände, bläst sie auf und gibt ihnen ganz neue Texturen. „Als Theater der Dinge bezeichnet“, der Chef des Museums Ludwig die Objekte des US-Künstlers, dessen Retrospektive bis zum 30. September in Köln zu sehen ist.

Das liegt auch daran, dass die einzelnen Objekte Oldenburgs erst im Kontext zum Leben erwachen. So die riesigen Stoffstecker direkt am Eingang der Sonderausstellung oder die  Objekte, die die Street oder den Store im ersten Ausstellungsraum bilden. Immer wieder erschließt sich die Kunst neu, je nachdem aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet. Auch die Tatsache, dass viele der Kunstwerke eine weiche, stoffliche Textur haben und je nachdem wie man sie legt, ihr Erscheinungsbild wechseln, trägt dazu bei.

Das ist etwas was vom Künstler durchaus gewollt ist. „Ich bin überrascht, wie frisch die Ausstellung auf mich wirkt. Sie ist wirklich sehr gut arrangiert“, lobt Oldenburg die Austellungsmacher, die seine frühe Kunst der 60er Jahre in einem Umfang zusammen gebracht haben, wie es ihn bislang weltweit noch nicht gab. Das liegt auch daran, dass die Sammlung Ludwig mit ihren Museen in Köln und Wien, wohl die umfangreichste Zahl an Objekten besitzt und der größte Leihgeber für Oldenburg-Schauen ist.

Kunst – radikal populär und lebensnah

Claes Oldenburg, der 1929 in Stockholm geboren wurden, aber schon seit Jahrzehnten in den USA lebt, ist einer der Hauptvertreter der amerikanischen Pop Art. Er gehört zu der Generation von Künstlern, die es sich um 1960 auf die Fahnen geschrieben hatte, die Kunst aus ihren elitären Kreisen zu befreien, sie auf radikale Weise populär und lebensnah zu machen. In Köln ist Oldenburgs Kunst neben dem Museum Ludwig auch durch das riesige Eishörnchen allgegenwärtig, das das Einkaufszentrum am Neumarkt ziert.

„Die Schau Oldenburgs zeigt eine andere Seite der Pop Art. Es ist Oldenburgs besonderer Blick. Seine Kunst ist die expressionistische, dynamische und emotional besetzte Version der Pop Art“, sagt Achim Hochdörfer, der die Schau für das Wiener Mumok-Museum konzipiert hat. Weitere Stationen sind Bilbao und New York. „Es sind sehr fragile Werke. So ist diese Schau wohl die letzte Gelegenheit das Frühwerk Oldenburgs in dieser Art und Weise zu sehen“, erklärt Oldenburg.

Der Künstler, der zur Eröffnung extra aus den Staaten nach Köln gereist ist, zeigt sich beeindruckt: „Es ist sehr aufregend für mich, diese Schau zum ersten Mal zu sehen. Ich hoffe, das es allen Besuchern ähnlich geht“, sagt der 83-Jährige, der am Samstag um 15.30 Uhr in einer öffentlichen Diskussion mit Museumsdirektor Kasper König zu sehen ist.

„Claes Oldenburg. The Sxties“
22. Juni bis 30. September
Museum Ludwig
Bischofsgarten, Köln

Öffnungszeiten
dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr
jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr
Eintritt: zehn (ermäßigt sieben) Euro.   

Autor: Stephan Eppinger
Foto:  Claes Oldenburg Retrospektive im Museum Ludwig