Köln | Es ist wie eine Zeitreise in ferne Welten und Kulturen. Möglich ist diese derzeit im Rautenstrauch-Joest-Museum am Neumarkt. Dort wird bis zum 3. März altamerikanische Kunst aus der Sammlung Ludwig gezeigt. Dazu gehören auch Objekte der Maya und Inka, jene Kulturen die durch das Eindringen der Europäer zurückgedrängt und vernichtet wurden.

Das Sammeln der Zeugnisse aus dieser fremden Welt war eine der frühen Leidenschaften des berühmten Kölner Sammler-Ehepaares, die sich nicht nur auf europäische Kunst sondern auch auf die Weltkultur bezog. Seit Anfang der 60er Jahre gehört die im internationalen Kunsthandel erworbene Altamerika-Sammlung der Ludwigs zum Bestand des Museums. Zunächst als Dauerleihgabe später als Schenkung wurden die Objekte auf Wunsch der inzwischen verstorbenen Irene Ludwig in die Sammlung des renommierten Museums integriert.

Viele der Objekte stammen aus einem rituellen Kontext

Die Schau „Das göttliche Herz der Dinge“ zeigt im Kulturquartier erstmals seit 1985 200 überwiegend aus Stein, Ton und Gold gefertigte Objekte. Ein Drittel stammen aus Mittel- und zwei Drittel aus Südamerika. „Ein großer Teil der Ausstellungsstücke stammt aus einem rituellen Kontext und wurde häufig Verstorbenen ins Grab mitgegeben. Ein Kunstbegriff in unserem Sinne gab es damals nicht“, sagt Kuratorin Anne Slenczka.

Die Ausstellung umfasst eine Zeitspanne von 1200 vor bis 1550 nach Christus. Ziel der Schau sei es, die Objekte in ihrem ursprünglichen Kontext zu präsentieren und aktuellen Forschungsfragen nachzugehen. „Dabei gibt es durchaus Bezüge zur Gegenwart. Das gilt beispielsweise für die angebliche Prophezeiung des Weltuntergangs für 2012 im präkolumbischen Mayakalender“, erklärt die Kuatorin.

Anhand 15 Themen, die die Funktion der Objekte für den Dialog zwischen den Menschen und übernatürlichen, göttlichen Kräften in den Vordergrund stellen, spürt die Ausstellung der Geschichte und dem „göttlichen Herz der Dinge“ nach. Der Rundgang durch die Schau präsentiert die beiden Teile des amerikanischen Kontinents modern und ansprechend gestaltet. Die Objekte befinden sich in zwei ineinander liegenden Ovalen, die für Mittel- und für Südamerika stehen.

Viele der gezeigten Stücke sind selten oder gar einmalig

Zu sehen gibt es sehr seltene Stücke wie eine fast zwei Meter hohe Statue des aztekischen Windgottes Ehecatl. Zu den ältesten Objekten der Sammlung gehören ein monumentaler olmekischer Wasserspeier in Krokodilform und eine feine Schwarzkeramik mit Jaguarmotiv aus Nordperu.

Außergewöhnlich sind auch ein Portraitgefäß der Moche-Kultur und große mittelamerikanische Stelen mit übernatürlichen Wesen und Motiven vergöttlichter Herrscher. Zu sehen gibt es außerdem Fälschungen, die in die Sammlung gelangt sind. Entlarvt werden konnten diese erst durch moderne wissenschaftliche Methoden.

Ursprünglich sollte die Sonderausstellung 2009 zur geplanten Eröffnung des Kulturquartiers gezeigt werden. „Es war uns wichtig, die erste Schau mit der Sammlung Ludwig zu machen. Leider hat sich der Termin verschoben, so dass wir erst heute die Austellung präsentieren können“, sagt Museumsdirektor Klaus Schneider.

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Die Schau ist bis zum 3. März im Rautenstrauch-Joest-Museum zu sehen. Sie hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr ihre Pforten geöffnet (jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr). Das Einzelticket kostet sechs (ermäßigt vier) Euro. Das Kombiticket mit der Dauerausstellung kostet zehn (ermäßigt sieben) Euro.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Ein kleiner Einblick in die neue Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum