Köln | Die Neuerscheinung „Baukunst in Archiven – Gedächtnis der Generation aus Papier und Bytes“ thematisiert in einem Band die Bedeutung von architektonischen Archivalien für das Land NRW  sowie das Potential und den Stellenwert Kölns und des Rheinlandes. In Kooperation zwischen dem Architektur Forum Rheinland und dem Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI) finden somit unterschiedliche Institutionen die Möglichkeit, die aktuelle Situation und das Potential Kölns darzustellen. Unter anderem mit der Hilfe des neuen Historischen Archivs soll Köln zu einem Knotenpunkt für die Baukultur werden.

„Das Potential der Kölner Archivalien ist vielen Bürgern nicht bewusst“

„Das Sammeln und Bewahren von Kulturgut in Archiven findet in der Regel ohne groß Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit statt. Unter anderem durch den Einsturz des Stadtarchivs im Jahr 2009  wurde den meisten Bürgern erst das enorme Potential der Archivalien bewusst“, so Jörg Best des Kulturforums Rheinlands. Das Anliegen des Bandes sei es, das enorme Potential unter anderem der Architektur als Kulturgut in den Mittelpunkt zu stellen. Die Leiterin des Historischen Archivs der Stadt Köln, Bettina Schmidt-Czaia, betonte, dass von dem Einsturz besonders die rund 250 architektonischen Modelle des Stadtarchivs betroffen seien. „Ohne vorhandene Fotos der Modelle ist es nahezu unmöglich, die Modelle zu rekonstruieren“, so Bettina Schmidt-Czaia. So können nach Schätzungen von Architektin Marion Frey nur rund 20 Modelle rekonstruiert werden.

Das Potential eines digitalen Archivs

Nach Angaben des M:AI sei die Intention für die Erstellung des Buches, internationale Themen in Bezug auf Archivalien aufzugreifen. Dazu wurde für den Band Beiträge in Kooperation mit dem schwedischen Museum für Architektur erstellt. Der Schwerpunkt für Köln liegt deutlich auf dem Aufbau des neuen Historischen Archivs, deren Übergabe Leiterin Bettina Schmidt-Czaia für November 2017 plant. „Aber auch international spielt das historische Archiv eine bedeutende Rolle“, so Bettina Schmidt-Czaia. Mit über 70 Architektur Nachlässen seien die Archivalien auch international interessant. Die Bestandsaufnahme, die seit dem Einsturz 2009 bis jetzt rund 40 Prozent des Bestandes erfassen konnte, biete nach Bettina Schmidt-Czaia ein enormes Potenzial – Denn im Rahmen der Erfassung werden alle Bestände auch digital erfasst. „Die Finanzierung eines digitalen Archivs ist bereits durch und wird ungefähr zwei Jahre in Anspruch nehmen“, so Bettina Schmidt-Czaia. Jörg Best hebt das Potential dieses Archivs hervor, das es in diesem Ausmaß noch nicht in Deutschland gäbe. „In Zukunft können Nutzer von zu Hause auf das Archiv zugreifen“, so Jörg Best.

Erst 40 Prozent des Gesamtbestandes erfasst

Bis dahin liegt jedoch noch viel Arbeit vor dem Team des Historischen Archivs. „Wenn man bedenkt, dass wir seit dem Einsturz 40 Prozent des Bestandes erfassen konnten, kann man sich vorstellen, wie lange die restlichen 60 Prozent noch in Anspruch nehmen werden. Dafür brauchen wir die Unterstützung der Bürger“, so Bettina Schmidt-Czaia. Auf der Internetseite http://historischesarchivkoeln.de/de/lesesaal stehen die bearbeiteten Bestände bereits zur Einsicht zur Verfügung. Auf der Seite haben die Leser dann die Möglichkeit, die Bestände durch eigenes Material, Erinnerungen oder Anmerkungen zu ergänzen. Auf diese Weise seien nach Angaben von Marion Frey schon zahlreiche brauchbare Hinweise zusammengekommen.

„Es kommt endlich zusammen, was zusammen gehört“

Zur Zeit lagern die meisten Archivalien in rund 16 Asyl-Lagern wie der Universität Münster oder Düsseldorf. Sollten die Flächen jedoch für die Eigennutzung gebraucht werden, müssen diese immer wieder bevorzugt geräumt werden. „Zur Zeit haben wir noch genug Fläche, um die Bestände lagern zu können und hoffen, dass dies bis zu der Eröffnung des neuen Archivs auch so bleibt“, so Bettina Schmidt-Czaia. Im Neubau sollen dem Historischen Archiv 20.000 km Archivfläche zur Verfügung stehen. Auf fünf Etagen und durch eine Gesamtinvestition von rund 100 Millionen Euro soll ein Knotenpunkt für Archivalien entstehen. Somit bekommt unter anderem auch die Kunst- und Museumsbibliothek, deren Bestände aktuell auf fünf Standorte verteilt sind, die Möglichkeit einer gebündelten Sammlung. „Dann kommt endlich zusammen, was zusammen gehört“, so Elke Purpus, der Kunst- und Museumsbibliothek Köln.

Infobox

Der Band kann im M:AI, dem Architekturforum Rheinland und der Buchhandlung Walter König erworben werden
Preis: 29,80 Euro
ISBN 978-3-00-038903-0

Autor: Henriette Hohm