Köln | Es war eine prüde Zeit in den USA – um so mehr Erfolg hatte Peter Gowland in den 1950er bis 1970er Jahren mit seinen Glamour- und Pin-up-Fotos. Er war wohl unumstritten die Nr. 1 auf diesem Gebiet. Eine Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst erinnert jetzt an den heute fast vergessenen Fotografen.

Plump sind die Fotos von Peter Gowland (1916-2010) nie. Vielmehr verstand er es meisterhaft, mit der Phantasie des Betrachters zu spielen. Neckische Blicke und laszive Posen schwanken zwischen Lust und Eleganz, Verführung und Natürlichkeit. Ein verwirrendes Spiegelbild des damaligen widersprüchlichen Frauenbildes – aus heutiger Sicht ein sicher mehr als fragwürdiger Macho-Blick, den diese Ausstellung allerdings nicht in Frage stellt.

Die geöffnete Bluse zeigt nicht alles – und dadurch um so mehr

Da öffnen seine unbekannten Models züchtig die Bluse einen Spalt, um einen Hauch nackter Brust zu zeigen. Heben ihren Rock und zeigen ein – natürlich angezogenes – pralles Hinterteil. Das Netz einer Hängematte umhüllt einen nackten Körper wie ein Kleid. Keck blickt die Bikini-Schönheit den Betrachter an, ehe sie sich auf Skiern in die Tiefe stürzen wird. Natürlich sind auch klassische Aktaufnahmen in dieser Ausstellung zu sehen. Insgesamt 199 Fotos hat Kurator Thomas Schirmböck vom Mannheimer „Zephyr – Raum für Fotografie“ aus dem 23.000 Fotos umfassenden Nachlass ausgesucht.

Gowland fotografierte nicht nur für namhaft Magazine, mit seinen 14 „Peter Gowland’s Girls“ machte er auch sonst gute Geschäfte: Aus rund 700 Motiven konnte der Privatmann hier wählen, für 5 bis 8 Doller ein Motiv kaufen. Das fotografierte Gowland der besseren Verwertbarkeit gleich in vier Fassungen: schwarzweiß und Farbe, groß und klein.

Auch die Stars von Hollywood standen vor seiner Kamera

Aber auch die Stars von Hollywood holte er in sein Atelier, Teil seiner großzügigen Villa in der Nähe der Filmmetropole. Joan Collins, Rock Hudson, Alfred Hitchcock, Christopher Isherwood und Henry Miller standen vor seiner Kamera. Auch Jane Mansfield, die sich von Mickey Hagarty, dem „Erfinder“ des Body-Buildings, für Gowland am Strand in die Luft stemmen ließ.

Immer an seiner Seite war Ehefrau Alice. Vielleicht sorgte ihre Gegenwart bei den Aufnahmen für die gelöste Stimmung. Beide zusammen veröffentlichten 25 Bücher, viele davon Fotografie-Ratgeber. Sie war für die Texte verantwortlich, er für die erklärenden Beispiele – die sicher nicht nur als solche konsumiert wurden.

Die Abschaffung des „Schamhaar-Paragrafen“ beendete Gowlands Karriere

Und warum, endete Gowlands öffentliche Karriere in den 1970er Jahren? Thomas Schirmböck macht dafür den Wegfall des „Schamhaar-Paragrafen“ verantwortlich. Der verbot bis dahin das Abbilden der Intim-Behaarung. Die neuen „Möglichkeiten“, so vermutet der Kurator, hätten neue Models mit einem anderen Selbstverständnis erfordert – und damit nicht mehr Gowlands Erwartungen entsprochen.

Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Gowland als Fotograf für die US-Army. Auch aus dieser Zeit in Nürnberg sind einige Augnahmen zu sehen: Trümmerlandschaften und Menschenbilder mit markanten Hell-Dunkel-Kontrasten. Nicht zu vergessen, Gowland der Techniker: Die von ihm entwickelte massive „Gowlandflex“-Kamera mit Doppellinse wurde 600 Mal produziert. Auch Anne Leibowitz fotografierte damit.

[infobox]„Peter Gowland’s Girls“ – bis 9. September 2018. Museum für Angewandte Kunst, An der Rechtschule, 50667 Köln. Di-So 11-18 Uhr, erster Donnerstag im Monat 10-22 Uhr. Während andere Abteilungen des Museums wegen Fenstersanierungen zeitweise geschlossen werden, ist die Sonderausstellung durchgehend geöffnet. Eintritt: 5/2,50 Euro. Katalog (deutsch/englisch): 34,90 Euro. Zur Ausstellung erscheinen sechs Editionen in 10er Auflage zum Preis von je 100 Euro.

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Autor: ehu
Foto: Peter Gowland und seine Frau Alice. Das MAKK startet nun eine Ausstellung.