Berliner Galerist Johann König zeigt Papa’s Ausstellung

Köln | Es ist ein bisschen wie Vater und Sohn im Doppelpack: Der eine (Kasper), international renommierter Kurator, von 2000 bis 2012 Direktor des Museum Ludwig in Köln, mittlerweile 75, in Berlin lebend und so aktiv wie immer. Der andere (Johann), 1981 in Köln geboren und von Papa’s Künstlern umgeben in Köln und Frankfurt aufgewachsen, durch einen schrecklichen Unfall fast erblindet, seit 2002 Galerist in Berlin. Und einer der erfolgreichsten. Kasper der Exponent der Kuratoren-Kunst, Johann der erfolgreiche Kunsthändler.

Erstmals hat nun Kasper König in der Galerie seines Sohnes eine Ausstellung kuratiert, die noch bis in den Herbst hinein zu sehen ist. Herausgekommen ist dabei, was die eilens herbeigeeilten Kritiker eine „Galerienausstellung mit Museumsqualität“ genannt haben. Kasper König zeigt eine starke Auswahl von Künstlern, mit denen er zum Teil seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, dem Frankfurter Thomas Bayrle etwa oder der in Köln ansässigen Rosemarie Trockel. Natürlich muss das Ganze einen anspruchsvollen Titel haben; so heißt die Ausstellung „What beauty is, I know not“ – was eine Rückübersetzung des Dürer-Zitats „Was aber die Schönheit sei, das weiß ich nit.“ sein soll.

Wer mag, kann die Ausstellung mit dem Beipackzettel des Kurators besuchen und sehen, was er sonst nicht sehen würde. Wer den intellektuellen Überbau nicht mag oder braucht, der sieht drei Dutzend starke Arbeiten. Der teil-kommerzielle Aspekt der Ausstellung bleibt dezent im Hintergrund.

Albrecht Dürer (1471-1528) dient dem Kurator Kasper König nicht nur als Titelgeber der Ausstellung, sondern auch als einer der zwei Säulen, wie er sagt. Der große deutsche Künstler des 15. Jahrhunderts hinterließ einen Holzschnitt („Bauernsäule“), ein Entwurf für ein Denkmal der Bauernkriege, das von einem erdolchten Bauern „gekrönt“ wird. An diese Dürer-Arbeit lässt König nun den deutschen Bildhauer Marko Lehanka (*1961) mit einer „Bauernsäule Remix 19″ (2019) reagieren.

Die zweite Säule sei ein weltberühmtes Gemälde des französischen Malers Théodore Géricault (1791-184), das heute im Pariser Louvre hängt: das monumentale Historienbild „Das Floß der Medusa“ (1819). Auf dieses Bild antwortet Susi Pop, ein Berliner „Label“, das sich darin gefällt, das man die beteiligten Künstler nicht kennt und dessen Markenzeichen magentafarbene Siebdrucke sind, mit der Transformation des Géricault-Gemäldes – in einen magentafarbenen Siebdruck in 136 Einzelbildern. Im Internet finden sich Spuren einer Crowdfunding-Aktion zur Finanzierung dieses Projektes. Weder Lehanka noch Susi Pop sind Künstler der Galerie König.

„In den zeitgenössischen Versionen der Werke von Géricault und Dürer verbinden sich mit dem Politischen und Ästhetischen die zwei Themen, die in dieser Ausstellung immer neu verhandelt werden“, behauptet der kuratorische Beipackzettel. „Wobei König seine Werke stets in sinnstiftende Nachbarschaften bringt.“ Natürlich.

Was die Ausstellung aber auch sehenswert macht, ist der Dialog mit dem Gebäude der Galerie. Johann König ist mit seiner 2002 gegründeten Galerie seit 2015 in einem spektakulären Gebäude beheimatet, der ehemaligen katholischen Kirche St. Agnes, einem Waschbeton-Bau der Nachkriegsmoderne. Das ehemalige Kirchenschiff bildet heute eine grandiose Ausstellungshalle. Gegen diese starke Architektur muss sich jedes Kunstwerk behaupten.

Durchaus nicht uneitel zeigt die Ausstellung auch zwei Arbeiten, die den Galeristen und seinen Vater ironisch portraitieren. An eine Fortsetzung der Zusammenarbeit scheint aber nicht gedacht zu sein. Johann König hat immer wieder betont, dass er sich als Galerist von Künstlern seiner Generation versteht.

In seiner soeben erschienen Autobiographie „Blinder Galerist“ beschreibt der heute 38-Jährige eindrucksvoll seine fast unglaubliche Lebensgeschichte. Geld für seine Galeriegründung in Berlin, so erzählt er darin, habe er sich nicht von seinem Vater Kasper, sondern von seinem Onkel Walther geliehen, dem bekannten Kölner Kunstbuchhändler.

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König Galerie

Alexandrinenstraße 118

10969 Berlin

What Beauty is, I know not

bis 13.10.2019

Fast die gesamte Ausstellung kann im Internet besichtigt werden >

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Johann König

Blinder Galerist

Propyläen Verlag, Berlin 2019

24€

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Autor: Von Christoph Mohr