Köln | Mit der Sonderausstellung „Drunter und Drüber: Der Heumarkt. Schauplatz Kölner Geschichte 3“ präsentieren das Kölnische Stadtmuseum und das Römisch-Germanische Museum eine dritte gemeinsame Schau über ein typisch kölsches Veedel. Ist der Heumarkt heute vor allem ein Schauplatz für Events, war er früher das wirtschaftliche und gesellschaftliche Zentrum der Stadt. Zu sehen ist die Ausstellung über die Historie des Heumarkts von der Römerzeit bis heute vom 10. Dezember 2016 bis zum 1. Mai 2017 im Kölnischen Stadtmuseum. Dabei will die Ausstellung auch Anstoß dazu geben, über eine neue Stadtplanung des Heumarkts nachzudenken.

Der Heumarkt – vom Zentrum zur Trümmerwüste

Ein Hauch von Venedig in Köln – das war über Jahrzehnte hinweg der Kölner Heumarkt. Mit dem Bau einer riesigen Markthalle dort, wo heute das Maritim Hotel steht, im Jahr 1901 entwickelt sich der Heumarkt zum „Gute-Leute-Viertel“. Kaufmänner und Sammler sowie die Reichen der Stadt errichteten rund um die riesige Marktfläche ihre Prachtbauten. Diese ließen so manchen Reisenden an den Markusplatz in Venedig denken. Doch auch schon die Jahrhunderte zuvor galt der Heumarkt als das „wirtschaftliche Zentrum Köln“, erklärte heute Stefan Lewejohann, Kurator des Kölnisches Stadtmuseums. Im frühen römischen Köln lag das heutige Areal des Heumarkts auf der damals der Stadt vorgelagerten Rheininsel. Hier entwickelte sich ein Umschlagplatz für Menschen, Baustoffe und Waren. Aufsehenerregenden Einblick in die frühmittelalterliche Geschichte Kölns lieferten schließlich die 1996 begonnenen Ausgrabungen am Heumarkt. Diese zeigten, dass der Platz jeher Treffpunkt der Stadt war.

Im Jahr 957 ließ Erzbischof Bruno schließlich einen 20.000 Quadratmeter großen Marktplatz, den Heumarkt, errichten, weil der „Alte Markt“ zu dieser Zeit aus allen Nähten platzte. So entwickelte sich der Heumarkt zum wirtschaftlichen und damit auch gesellschaftlichen Zentrum der Stadt. Im Laufe der Jahrhunderte wird der Heumarkt dann immer mehr eingeengt – den Beginn dazu bildete der Bau einer großen Markthalle im 19. Jahrhundert. Heute zerschneiden die Gleise der Straßenbahn sowie die Straßen zur Deutzer Brücke das riesige Areal. „Der Heumarkt ist in seiner Größe heute nicht mehr erfahrbar“, sagte Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums. Der „Hauch von Venedig“ sei heute nicht mehr zu spüren. Das läge auch an der Zerstörung des Platzes im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg habe der Heumarkt einer „Trümmerwüste“, so Lewejohann, geglichen. „Von dieser Zerstörung hat sich der Platz bis heute nicht wirklich erholt“, sagte der Kurator, und das trotz zahlreicher Versuche, den Heumarkt neu zu beleben.

Kann der Heumarkt wieder lebendig werden?

Die Sonderausstellung „Drunter und drüber: Der Heumarkt“zeigt nicht nur die 2.000-jährige Geschichte des Platzes. Die Schau will zudem eine neue Debatte zur Zukunft des Heumarktes anstoßen. Besucher können daher am Ende ihres Rundganges Vorschläge auf einer Ideenwand festhalten, wie sie den Heumarkt in Zukunft gerne sehen würden. Dr. Michael Euler-Schmidt, stellvertretender Direktor des Kölnisches Stadtmuseums, wünschte sich heute vor allem eine neue, einheitliche Pflasterung sowie „kultiviertere Geschäfte“ am Heumarkt. Dies könne ein erster Schritt hin zu einer erneuten Aufwertung des Platzes sein. Überdacht werden müsse darüber hinaus die Verkehrsführung auf der früheren Südseite des Platzes.

„Drunter und Drüber: Der Heumarkt“ ist die dritte gemeinsame Schau des Kölnischen Stadtmuseums und des Römisch-Germanischen Museums. Nach einer ersten Präsentation zum Waidmarkt, folgte eine Ausstellung zum Eigelstein-Viertel und nun zum Heumarkt. „Alle Plätze triefen nur so vor kölscher Stadtgeschichte“, erklärte Trier. Eine vierte Schau sei bereits in Planung. Welches kölsche Veedel dann in den Fokus gerückt werden soll, wurde heute jedoch nicht verraten.

Im Rahmen der Ausstellung laden das Kölnisches Stadtmuseum und das Römisch-Germanische Museum zu einem Rahmenprogramm ein. Zudem erschien das Buch „Der Heumarkt. Drunter und drüber. Schausplatz Kölner Geschichte Band 3“.

„Drunter und Drüber: Der Heumarkt. Schauplatz Kölner Geschichte 3“
10. Dezember 2016 bis 1. Mai 2017
Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstr. 1-3, 50667 Köln
Eintritt: Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
Öffnungszeiten:
Dienstag: 10 bis 20 Uhr
Mittwoch bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr

Buch: Der Heumarkt. Drunter und Drüber.
Schauplatz Kölner Geschichte, Band 3
Hrsg.: Mario Kramp, Marcus Trier
272 Seiten, kartoniert
ISBN: 978-3-7616-3099-0
16,95 Euro

Autor: Cornelia Ott
Foto: Historische Aufnahme des Heumarktes, zu sehen in der Ausstellung „Drunter und Drüber: Der Heumarkt“ im Kölnischen Stadtmuseum