Köln | Die Haute Volée Kölns hat schon am Dienstag gefeiert – 125 Jahre Museum für Angewandte Kunst (MAKK), gegründet am 11. Juni 1888 als Kunstgewerbe-Museum der Stadt Köln. Ein Museum der Bürger dieser Stadt. Zum Geburtstag gab es nicht nur rund 250 Stiftertäfelchen für alle Stifter, sondern auch einen Lyra-Sekretär mit zehn Geheimfächern. Am kommenden Wochenende feiert das Museum sein Jubiläum bei freiem Eintritt und vielen Aktionen.

Die Stiftertäfelchen sind aus Beton gefertigt vom Künstler Jörg Wagner und entworfen von Alexandra Espenschied. Wer die Reihe entlang sieht ist beeindruckt von der Zahl der Menschen, die das Museum von Anbeginn an unterstützt haben. Museumsdirektorin Petra Hesse meint es gebe noch viel Platz für viel mehr Täfelchen. Im ersten Stock des Museums ist am kommenden Wochenende, an dem das Museum die Bürger der Stadt zu einer Art Museumsfest einlädt zu besichtigen. Es ist ein Lyra-Sekretär aus der Zeit des Wiener Biedermeier im Stil des französischen Empire.

Erworben wurde das seltene Möbelstück durch die Stadt Köln, die Overstolzengesellschaft und die Kulturstiftung der Länder. Der Vorsitzende der Overstolzengesellschaft Klaus Günther lobte in einem Dankeswort zum Katalog des Möbels dabei die Rolle des ehemaligen Kölner Kulturdezernenten Prof. Georg Quander. Die Sammlung von Möbeln und Einrichtungsgegenständen ist ein Schwerpunkt des MAKK, seit Beginn der Gründung. Damit reihe sich der Lyra Sekretär in die Sammlung und schlage, so Museumsdirektorin Hesse, eine Brücke zwischen den bereits ausgestellten Stücken des Klassizismus zur Lyra-Pendule aus dem Biedermeier zu einem Wiener Tafelklavier bis zu einem Balustertisch nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel. Als das Möbel entstand, war Wien in Europa führend in der Möbelbaukunst und stand auf einer Höhe mit London und Paris.

Der leitende Restaurator des Museums Werner Nett zeigte aber nicht nur die feine und hochwertige Ausführung des Lyra Sekretärs aus verschiedenen heimischen Hölzern, aber auch Mahagoni-, Birnen- oder Zitronenholz, sondern auch zehn raffiniert versteckte Geheimfächer. Direktorin Hesse ist sich sicher, dass dort auch Liebesbriefe versteckt wurden. Weitere verwendete Materialien waren Silberdraht für feine Verzierungen, gegossenem Messing, aber auch Eisen und Stahl. Hier kann man der Enthüllung des Lyra Sekretär und der Stiftertafeln fotografisch beiwohnen, zur Fotostrecke >

Am Samstag, 15., und Sonntag, 16. Juni 2013, wird im MAKK gefeiert. Titel des Jubelwochenendes ist „Ein Museum im Glück: Meisterwerke aus der Sammlung der Overstolzengesellschaft“. Der Eintritt sei frei. Neben einem Design-Markt „Design muss sein!“ gibt es eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Da gibt es Entdeckungsreisen durch das ganze Museum und Spezialitätenprogramme zu Schreibzeug aus der frühsowjetischen Zeit, Fayencentechnik als der Schöne Schein, Henry van de Velde oder Trinkgefäße und Trinksitten um nur einige zu nennen. Das Museum ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet, die Adresse ist an der Rechtschule.

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Kurzer Abriss der Historie des MAKK

Am 30.1.2013 gründete sich der Kölnische Kunstgewerbe-Verein. Bei der Gründung des Kunstgewerbemuseums am 11. Juni 1888 spielten die Sammlungen von Ferdinand Franz Wallraf und Matthias Joseph de Noel die wichtigste Rolle. 1900 zog das Museum in ein neues Haus am Hansaring. Im II. Weltkrieg wurde das Gebäude bei einem Bombenangriff zerstört. Von 1961 bis 1986 war das Museum im Overstolzenhaus in der Rheingasse zu Gast. Die Overstolzengesellschaft gründete sich als Nachfolger des Kunstgewerbevereins. 1987 gab sich das Haus den Titel „Museum für Angewandte Kunst“ und zog 1989 in das von Rudolf Schwarz erbaute Haus an seinem heutigen Platz. 2011 führte man das neue Logo „MAKK – Kunst und Design“ ein.

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Autor: Andi Goral
Foto: Dr. Klaus Günther, Vorsitzender der Overstolzengesellschaft, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Prof. Dr. Martin Roth, Direktor Victoria & Albert Museum London und Dr. Petra Hesse, Direktorin für Angewandte Kunst bei der Enthüllung des Lyra-Sekretärs