Köln | Es ist in etwa das Heißeste, was die internationale Kunstwelt gegenwärtig zu bieten hat, zumindest der internationale Kunstmarkt: NFT-Kunst. In Köln jetzt in der Galerie Nagel Draxler.

Selten wird man den Durchbruch eines Künstlers auf dem internationalen Kunstmarkt so klar auf einen Tag datieren können – und es war kein Durchbruch, es war mehr eine Explosion oder ein Feuerwerk.

Am 11. März 2021 versteigerte das Auktionshaus Christie’s eine Arbeit des bis dahin so gut wie unbekannten Künstlers Mike Winkelmann, genannt Beeple, für atemberaubende 69 Millionen US-Dollar. Die Besonderheit: Bei „Everydays. The first 5000 days“ handelte es sich nicht um ein physisches Kunstwerk im klassischen Sinne, also etwas, das man sich an die Wand hängen kann, sondern um ein rein digitales Kunstwerk, genauer: um ein NFT. Ein NFT (non fungible Token), so kann man lernen, ist ein digitales Zertifikat auf einer Blockchain. Das soll die Digitaldateien zu fälschungssicheren Unikaten machen, was wiederum Voraussetzung für ihre Handelbarkeit auf dem Kunstmarkt ist. Weitere Besonderheit: Der Kaufpreis wurde in der Kryptowährung Ether bezahlt – wie bekannt wurde von einem Investor in einen NFT-Investmentfonds.

Die Kritik an der künstlerischen Qualität der aus 5000 Einzelbildern bestehenden Arbeit war teilweise vernichtend, bis hin zu der Frage, ob Mike Winkelmann, von Haus aus Informatiker und Grafikdesigner, überhaupt als Künstler und seine Arbeit als Kunst zu verstehen sei oder ob solche „content creater“ nicht eher Blockchain-Unternehmer seien. Gefragt wurde auch, ob der ganze Hype nicht eher Marketing für die Kryptowährungen und Plattformbetreiber ist – und das Auktionshaus Christie’s, das sich hier als Kunstmarktpionier darstellen konnte.

Wieviel diese NFT-Kunst taugt oder auch nicht taugt, lässt sich nun in der Kölner Galerie Nagel Draxler in Augenschein nehmen. Ein gutes Dutzend NFT-Künstler zeigt die Galerie, die auch in Berlin und München vertreten ist und sich mit Konzeptkunst einen Namen gemacht hat. An den Wänden der Galerieräume Prints und Videobildschirme, ein paar Graffiti-ähnliche Schriftzüge an der Wand und Ausdrucke von Texten des Kurators. Der Verkauf der Arbeiten wird über die Plattform Opensea abgewickelt.

Gezeigt und zum Kauf angeboten werden Arbeiten von Kevin Abosch, Olive Allen, Darren Bader, Eva Beresin, Tracey Emin, Sarah Friend, Rulton Fyder, Rhea Myers, Osinachi, Max Osiris, DotPigeon, Anna Ridler, Robness, Koichi Sato, Kenny Schachter und Theo Triantafyllidis.

Einige der Künstler sind zumindest in der Kunstwelt keine völlig Unbekannten. Der in New York lebende Darren Bader etwa ist seit etwa zehn Jahren auf zahlreichen Museumsausstellungen zu sehen gewesen, seitdem ihn das Museum of Modern Art (MoMa) in New York 2010 gezeigt hat. Der irisch-amerikanische Konzeptkünstler Kevin Abosch, ein NFT-Pionnier, machte Schlagzeilen, als er seine Werke „Potato #345″ und „Forever Rose“ 2017 und 2018 für jeweils eine Million US-Dollar verkaufte.

Kuratiert wird die Ausstellung in der Kölner Galerie von Kenny Schachter. Der heute in New York beheimatete Kunsthändler, Kurator, Kunstkritiker und Künstler positioniert sich gegenwärtig als einer der führenden NFT-Exegeten.

In Deutschland ist auch schon die Berliner Galerie König auf den NFT-Zug aufgesprungen. Jüngst ist dort die Ausstellung „The Artist is Online“ zu sehen gewesen.

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Galerie Nagel Draxler

Elisenstraße 4-6

50667 Köln

Die Ausstellung „Breadcrumbs: Art in the Age of NFTism“ ist unter den jeweils gültigen Corona-Auflagen bis zum 21.08.2021 zu besuchen.

Einblicke gewährt auch die Website der Galerie

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Autor: Von Christoph Mohr
Foto: Screenshot aus der Seite der Galerie https://nagel-draxler.de/exhibition/breadcrumbs/