Kultur Kunst

GERHARD RICHTER
Cage Paintings, Installation view, 2020
© Gerhard Richter 2020 (70122020)
Photo: Jeff McLane
Courtesy Gagosian
Kunst
Gerhard Richter: Vom Museum in die Galerie
Köln | Großformatige Bilder des Kölner Star-Künstlers Gerhard Richter sind gegenwärtig in der Galerie des US-amerikanischen Mega-Galeristen Larry Gagosian in Los Angeles zu sehen. Doch eigentlich gehören sie in's Museum
Sie haben alles, was millionenschwere internationale Kunstsammler an Gerhard Richter besonders zu schätzen scheinen: Sie sind groß, haben einen hohen Wiedererkennbarkeitswert und sind inoffensiv: Die sechs "Cage I-VI" (Werkverzeichnis 897-1/6) betitelten abstrakten Bilder aus dem Jahr 2006 hängen derzeit in der Gagosian Gallery in Beverly Hills, der Reichen-Enklave von Los Angeles. Doch was machen sie dort?
Zuletzt waren die Bilder im Rahmen der großen, dann wegen der Corona-Einschränkungen nur neun Tage geöffneten Gerhard Richter-Retrospektive "Painting After All" im März 2020 im Metropolitan Museum of Art in New York zu sehen. Eigentlich hängen si als „Leihgabe einer (namentlich nicht genannten) Privatsammlung" in der Tate Modern in London. Auch in Köln sind sie im Rahmen der Museum Ludwig-Ausstellung „Gerhard Richter. Abstrakte Bilder" 2008/2009 schon einmal zu sehen gewesen.
Larry Gagosian ist nicht irgendwer. Wegen seiner 18 Galerien weltweit gerne als Mega-Galerist bezeichnet, ist er einer der wichtigsten, vielleicht der wichtigste Galerist der Welt. Gagosian unterhält Galerien in den USA (New York und Los Angeles/Beverly Hills), in Europa (London, Paris, Rom, Athen, Basel und Genf) und Asien (Hong Kong) und war auch auf der ART COLOGNE vertreten. Gagosian vertritt Kunstmarkt-Stars wie Damien Hirst, Jeff Koons, oder Takashi Murakami, US-Künstler, die ihren Platz in der Kunstgeschichte haben, wie Ed Ruscha oder Richard Serra, auch deutsche Künstler wie Georg Baselitz, Katharina Grosse, Andreas Gursky, Anselm Kiefer und Albert Oehlen – nicht aber Gerhard Richter.
Der nämlich wird seit vielen Jahren von der New Yorker Galeristin Marian Goodman vertreten. Auch Goodman versuchte von dem Hype um die Gerhard Richter-Ausstellung im Metropolitan Museum zu profitieren und wollte vom Februar bis Juli 2020 in New York eine Verkaufsausstellung mit neuesten Arbeiten zeigen. Nicht unwichtig dabei: Philipp Kaiser, von Ende 2012 bis Anfang 2014 weniger als zwei kurze Jahre Nachfolger von Kasper König Chef des Museum Ludwig fungiert nun bei der Marian Goodman Gallery als „Chief Executive Director of Artists and Programs".
Auf Anfrage erklärt die Gagosian Gallery in Beverly Hills, dass keines der sechs ausgestellten Richter-Bilder zum Verkauf stehe. Auch acht Zeichnungen aus dem Jahre 2020, die Richter zu der Ausstellung zusätzlich
beigesteuert habe, seien nicht für den Verkauf gedacht. Larry Gagosian selbst lässt sich mit dem US-typischen Satz zitieren, dass er sich sehr geehrt fühle, diese Bilder zeigen zu dürfen, macht aber keine weiteren Angaben zu seinen Zielen. Die Tate Gallery in London, eines der wichtigsten Museen für zeitgenössischen Kunst, bestätigt auf Anfrage, dass ihr die Bilder als "long term loan", also als Dauerleihgabe, überlassen worden seien. Weitere Informationen über die Zusammenarbeit mit der Gagosian Gallery gibt es nicht.
Gagosian will die Richter-Arbeiten bis April 2021 in seiner Galerie in Beverly Hilly zeigen, danach noch einige Zeit in New York. Es bleibt die Frage, ob die "Cage Paintings" dann nicht doch eines Tages in den Handel kommen, vielleicht nicht sofort, sondern in einigen Jahren. Und wer sie dann anbietet.
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Wer mehr wissen will:
Interessantes weiß Dietmar Elger, der Direktor des Gerhard Richter-Archivs in Dresden und Autor des maßgeblichen Richter-Buches über die Cage-Bilder zu berichten. Ursprünglich nämlich habe Richter an einer ganz anderen Idee gearbeitet. „Dann jedoch brach er das Projekt auf halber Wegstrecke wieder ab. Die sechs Leinwände wurden später von ihm in zahlreichen dichten Schichten als Abstrakte Bilder übermalt. Richter hat den sechs Bildern die Titel „Cage I-VI" (Werkverzeichnis 897/1-6) gegeben, als eine Hommage an den von ihm geschätzten Komponisten John Cage, aber auch als eine Anspielung auf seine eigene Tätigkeit im Atelier, bei der Richter sich oft selbst wie in einem Käfig fühlt." (Dietmar Elger: Gerhard Richter, Maler)
Dietmar Elger
Gerhard Richter, Maler
Köln: DuMont 2018 (erweiterte Neuausgabe)
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