Bonn | aktualisiert 16:21 Uhr | Nach heftiger Kritik nimmt der Intendant der Bonner Bundeskunsthalle, Robert Fleck, vorzeitig seinen Hut. Er habe um die Entbindung von seiner Aufgabe ab dem 1. Oktober 2012 gebeten, teilte Fleck heute in Bonn mit. Als Grund gab er eine Lehrtätigkeit an der Kunstakademie Düsseldorf an, auf die er sich konzentrieren wolle. Der 55-Jährige war wegen einer Anselm-Kiefer-Ausstellung in die Kritik geraten, die allein Werke aus einer Privatsammlung zeigt.

„Intendanz und Professur unvereinbar“

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hatte wenige Tage nach der Eröffnung mitgeteilt, dass Flecks Vertrag im gegenseitigen Einvernehmen Ende 2013 ausläuft. Fleck verkürzte sein Engagement nun selbst. Der Österreicher war 2009 von den Hamburger Deichtorhallen nach Bonn gewechselt. An der Kunstakademie Düsseldorf ist er seit vergangenem April tätig. Fleck war zuletzt vorgeworfen worden, mit der Ausstellung „Am Anfang – Anselm Kiefer. Werke aus dem Privatbesitz Hans Grothe“, die im Juni geöffnet hatte, die Sammlung des Unternehmers Grothe aufzuwerten. Zudem wurde ihm angekreidet, dass ausgerechnet der Grothe-Vertraute, Walter Smerling, die Schau mit 24 Werken kuratierte und nicht die renommierte Bundeskunsthalle selbst.

Fleck erklärte heute, dass er schon vor der Debatte bekannt gegeben habe, sich auf die Forschung und Lehre an der Kunstakademie und auf freie publizistische und Ausstellungsprojekte konzentrieren zu wollen. „Beide Aufgaben – die Intendanz der Bundeskunsthalle und die Professur an der Kunstakademie – haben sich in den ersten Monaten als unvereinbar erwiesen, den Zeitaufwand, die Konzentration und die Repräsentanz beider Institutionen betreffend.“

Nur Wochen nach Beginn der Kiefer-Ausstellung musste Fleck wegen einer weiteren Ausstellung Kritik einstecken. Die kulturpolitische Sprecherin der Linke-Bundestagsfraktion, Luc Jochimsen, warf Fleck vor, mit einer Ausstellung über die Pixar Animation Studios einseitige Werbung für das Filmunternehmen zu machen. „Ein prominenter Platz wird von Geldern des Steuerzahlers hoch bezahlt und dort tummeln sich dann Privatinteressen unterschiedlicher Schattierung“, sagte sie im dapd-Interview.

Unruhen zum 20-jährigen Bestehen

Mitte Juni hatte die Bundeskunsthalle mit einem Festakt ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Das Ausstellungshaus, dessen Gesellschafter Bund und Länder sind, verfügt über keine eigene Sammlung und präsentiert vor allem zeitgenössische Kunstausstellungen und kulturhistorische Ausstellungen. Seit der Eröffnung lockte das Haus zu mehr als 180 Ausstellungen über 16 Millionen Besucher an. Der Bund stellt jährlich 16 Millionen Euro bereit.

„Als reines Ausstellungshaus sind wir sicherlich weltweit unter den Top 5“, sagte Fleck zum Jubiläum im dapd-Interview. Die Bundeskunsthalle könne sich mit der Royal Academy in London und dem National Art Centre in Tokio messen. Nach den Worten Flecks sind die Ausstellungen für die zweite Jahreshälfte 2012 produziert. Die Ausstellungen für das Jahr 2013 seien in ihrer inneren Gestaltung festgelegt, „sodass ich keine Gefahr für die Kontinuität in der Bundeskunsthalle sehe“.

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Autor: dapd
Foto: Jüngst in die Kritik geraten: Die Ausstellung „Pixar – 25 Years of Animation“ in der Bundeskunsthalle Bonn