Köln | Kein leichtes Los, den Namen einer berühmten Vorfahrin zu tragen. Doch Jan Kollwitz, Urenkel von Käthe Kollwitz, trägt das Schicksal gelassen – und hat sich in der internationalen Kunstwelt als Keramiker längst einen eigenen Namen geschaffen. Das Käthe-Kollwitz-Museum zeigt jetzt über 50 Arbeiten, die er in japanischer Tradition geschaffen hat.

Jan Kollwitz hat in zwei Jahren vor Ort nicht nur die japanische Sprache und bei einem Meister die japanische Keramik gelernt. Sondern auch eng damit verbunden japanische Gelassenheit und Weisheit, gespeist aus dem Zen-Buddhismus. „Das Entscheidende an einem Gefäß ist die Ausstrahlung“, hat ihm der Meister beigebracht.

Eine Aussage, mit der er zunächst nichts anfangen konnte, wie er zugibt. Und der 58-Jährige erklärt: „Wenn man zuviel Ego-Energie in die Arbeit steckt, kommt nichts Gescheites dabei heraus. Der Stress überträgt sich auf die Objekte.“. Gelassenheit also beim Formen der schlichten, zeitlos elegant-schönen Tassen, Schalen, Vasen, Dosen oder Vorratsgefäße.

Zutaten und Werkzeuge kommen auch aus Japan

Eine Auswahl von Kollwitz’ über 50 Arbeiten, die im Käthe-Kollwitz-Museum ausgestellt werden.

Gelassenheit vor allem beim Brennen der Tonformen. Denn dass dabei ein Drittel die Höllenhitze nicht übersteht, gehört dazu. Den Ofen hat er sich in seinem Atelier – es steht im ostholsteinischen Cismar an der Ostsee – von einem japanischen Ofenbauer errichten lassen. Einmal im Jahr wird er angeheizt, vier Tage dauert ein Brand, alle drei Minuten muss neues Holz eingeworfen werden – eine Arbeit, die er sich mit seinem Freund teilt.

Und dann heißt es, auf den Zufall vertrauen – denn der bestimmt, wie die Objekte hinterher aussehen. Hitze und Asche reagieren mit den Mineralien, die der Ton enthält. Dabei entsteht zum einen eine unregelmäige Glasur, zum anderen die Farben. Blau wird es, wo die Hitze am stärksten war, sonst sind es Braun- und Grautöne in allen Schattierungen. Auch das alles unregelmäßig.

Über den Ofenbau gibt es im Übrigen ein Buch. Geschrieben von Bestsellerautor und Kollwitz-Freund Christoph Peters. „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“ heißt und wird während der Ausstellung auch vom Schriftsteller im Rahmen einer japanischen Teezeremonie vorgestellt.

Die Verkaufsausstellung dauert nur zehn Tage. Die Stücke kosten ab 60 Euro. Am teuersten ist ein gut 70 Zentimeter gro0es Vorratsgefäß für 14.000 Euro.

[infobox]„Japan beginnt an der Ostsee: Jan Kollwitz – 30 Jahre japanische Keramik“ – bis 17. Juni. Käthe Kollwitz-Museum, Neumarkt 18-24, 50667 Köln, Tel. 0221 / 227-28 99 / 26 02, Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18 Uhr, Sa, So und feiertags 11-18 Uhr, Eintritt: 5/2 Euro.

Am 13. Juni, 18.30 Uhr, hält Jan Kollwitz er einen Vortrag über seine Arbeit (Eintritt: 7,50/4,50 Euro). Am 17. Juni, 18.30 Uhr laden er und Chrisoph Peters zu einer Lesung und einer japanischen Teezeremonie (12/8 Euro)

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Autor: ehu
Foto: Jan Kollwitz setzt die bildhauerische Tradition seiner berühmten Urgroßmutter fort – wenn auch mit Keramik statt Bronze.