Köln | Welche Bilder von weiblichen Rollen haben wir in unseren Köpfen? Dieser Frage ging der Museumsdienst Köln in einem halbjährigen Bildungsprogramm für junge Frauen nach. In insgesamt sechs Workshops setzten sich zehn Teilnehmerinnen im Alter von 15 bis 18 Jahren mit Frauendarstellungen verschiedener Kunstepochen auseinander. In einem finalen Workshop wurden sie in einer selbstgewählten Pose zum Thema Frausein von einem professionellen Fotografen porträtiert. Die Ergebnisse aus dem Fotoshooting sind nun in einer Sonderausstellung mit dem Titel „Madonnen!“ vom 14. Juli bis 1. September auf lebensgroßen Fotoleinwänden  im Museum Schnütgen zu sehen.

Zur Eröffnung der Sonderausstellung soll zusätzlich ein Film gezeigt werden, der den Verlauf des Programms sowie ein dem Foto-Shooting vorhergehenden Coaching, bei dem auch stilprägende Posen und Akzentuierungen mit den jungen Frauen einstudiert wurden. Ebenfalls im Film eingefangen: Statements der einzelnen Teilnehmerinnen zum Erlebten während des Programms.

Eine der Teilnehmerinnen an den Workshops ist Nurcihan (18). Sie zählte sich selbst vor dem Programm nicht zu den eifrigsten Museumsbesucherinnen. Im Laufe des Projekts, in dessen Rahmen auch mehrere Kölner Museen besichtigt wurden, habe sie vieles über Ikonografie und Darstellung von Frauen in der Kunst gelernt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich dafür interessieren würde“, meint sie zusammenfassend. Auf ihrem Bild ist sie mit einem roten Kleid und Schuhen mit hohen Absätzen zu sehen. Gleichzeitig steht sie mit einem ihrer Schuhe auf einem eingedellten Fußball mit FC-Logo. „Das sind meine zwei Seiten“, sagt sie. Einerseits kleide sie sich gerne schick, andererseits spiele sie leidenschaftlich gerne Fußball.

Auch Alexa hat sich für eine interessante Kombination bei ihrem Foto entschieden. Zu sehen ist sie seriös-leger mit Jeans, bedrucktem weißen T-Shirt und Sakko. Gleichzeit trägt sie knallrote Boxhandschuhe. „Die stehen für meine Leidenschaft: Kickboxen“, erklärt die 17-jährige Teilnehmerin.   

Die in der Mitte der Dauerausstellung der in das Museum integrierten Cäcilienkirche aufgestellten Fotos kontrastierten die historischen Mariendarstellungen und setzten den gesamten Raum in einen gemeinsamen neuen Kontext, so Museumsdirektor Moritz Woelk. Dabei gehe von den Bildern durchaus etwas Provozierendes aus. An dem auf den ersten Blick ungewöhnlichen Ausstellungsort für die Fotos kämen diese vollkommen anders zur Geltung als bei einer Ausstellung in einem White Cube.

Das Projekt unter der Leitung von Karin Rottmann, Leiterin von „Museum kreativ“ des Museumsdienstes Köln in enger Zusammenarbeit mit Dennis Hartmann, Jugendsozialarbeiter vom Verein „Movie Crew“. Zwei die Ausstellung flankierende Hinweistafeln sollen die Besucher auf den Hintergrund der Ausstellung aufmerksam machen.

Die Gruppe der zehn jungen Frauen, die sich zur Hälfte aus muslimischen und nicht muslimischen Teilnehmerinnen zusammensetzte, diskutierte über Maler des Expressionismus und ihre Modelle, untersuchte das Frauenbild in der Pop Art, beschäftigte sich mit mittelalterlichen Mariendarstellungen und lernte Attribute und Symbole von Frauen in der Kunst kennen. In dem sozialpädagogisch betreuten Projekt setzten die Teilnehmerinnen ihre Gedanken künstlerisch, schauspielerisch und tänzerisch um. In einem Fotoshooting mit dem Kölner Fotografen Maurice Cox fand das Projekt seinen Höhepunkt: Die Mädchen konnten ihre persönlichen Vorstellungen vom Frausein zum Ausdruck bringen und wurden in der Cäcilienkirche des Museum Schnütgen porträtiert, wo sie auf lebensgroßen Fotoleinwänden noch bis zum 1. September zu sehen sein werden.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Ein Blick auf die Ausstellung.