Köln | Eine eigene Ausstellung widmet die Neue Galerie Gladbeck der Kölner Photokünstlerin Candida Höfer. Die Ausstellung „Libraries – The Return“ läuft noch bis zum 30. Oktober 2020.

„In den letzten Wochen waren wir umgeben von leeren Plätzen, Straßen, Städten. Verschlossen blieben Orte der Begegnung, der kulturellen Wahrnehmung: Museen, Galerien, Bibliotheken. Das, was die die Spezialistin für menschenleere Räume, Candida Höfer, in ihren Werken jahrzehntelang kreiert hat, wurde zum Alltag“, schreiben die Veranstalter im Begleittext zur Ausstellung, die auch an die Geschichte des Gebäudes der Neuen Galerie Gladbeck als ehemalige Stadtbücherei anspielt.

Gezeigt werden großformatige farbige Photo, insbesondere von der Bibliothèque de la Sorbonne in Paris, der Abadía Cisterciense de Santa María la Real in Oseira (Spanien), des Archivo General de Indias in Sevilla, der Biblioteca do Palácio e Convento in Mafra (Portugal), der Biblioteca dei Girolamini in Neapel und Real Gabinete Português de Leitura in Rio de Janeiro. Zur Ausstellung erscheint eine signierte Edition – Neue Galerie Gladbeck – 2019 in einer Auflage von nur 30 Exemplaren.

Die als extrem medienscheu geltende Kölner Künstlerin, documenta- und Biennale-Teilnehmerin, gehört zu den großen Namen der internationalen Kunstszene. Ihr Markenzeichen: großformatige Photos von menschenleeren öffentlichen Räumen wie Museen, Theatern und Operhäusern, Bibliotheken etc.

Weniger bekannt ist, dass Candida Höfer ihren Durchbruch mit einer Photoserie schaffte, auf der Menschen zu sehen ist: 1975 stellte die Düsseldorfer Galerie Konrad Fischer die damals 31-jährige Künstlerin mit ihrer Serie „Türken in Deutschland“ aus.

Noch weniger bekannt ist auch der Umstand, dass die heute weltbekannte Kölner Photokünstlerin, die allgemein der Düsseldorfer Becher-Schule zugerechnet wird, ihre photographischen Anfänge 1963/64 als Volontärin im Fotostudio Schmölz in Köln hatte.

Das Kölner Museum Ludwig besitzt zwei Dutzend Arbeiten der Photokünstlerin; 2001, als das Wallraf-Richartz-Museum in seinen eigenen Bau ausgegliedert wurde und das Museum Ludwig umgebaut wurde, photographierte Candida Höfer das „Museum im Umbruch“, d.h. De­pots, Res­tau­rierungs- oder Ver­wal­tungs­räu­me als Baustelle.

Auch in anderen wichtigen Museen ist die Kölner Künstlerin gut vertreten, in Frankfurt gleich in zwei Museen. Das Städel-Museum besitzt fünf Arbeiten, darunter „Wartesaal Köln“ (1981) aus der DZ Bank Kunstsammlung. Der gesamte Sammlungsbestand des Städel-Museums ist im Übrigen online verfügbar („Digitale Sammlung“), womit das Frankfurter Haus als in Deutschland führend gelten kann. (https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/hoefer-candida) Das Museum für Moderne Kunst (MMK) besitzt vier Werke aus der Serie „Haus Metzler“, einem stadtbekannten Gebäude der Bankiersfamilie Metzler.

In München wurde Candida Höfer zuletzt 2019 in der Photographie-Ausstellung „Die Welt als Ganzes“ in der Pinakothek der Moderne zusammen mit Arbeiten von Andreas Gursky, Axel Hütte, Thomas Ruff und Thomas Struth gezeigt. Insgesamt verzeichnet der Digitalkatalog der Münchner Pinakotheken 16 Arbeiten der Kölner Photokünstlerin.

In Deutschland vertreten wird die in Köln lebende Künstlerin durch die Galerien Rüdiger Schöttle (München) und Thomas Zander (Köln). Die Galerie Rüdiger Schöttle zeigte Anfang des Jahres 2020 die Ausstellung „In Moskau“.

Bereits in 5. Auflage ist im Verlag Schirmer/Mosel der Bildband „Bibliotheken“ mit 137 Farbtafeln und einem Vorwort von Umberto Eco erschienen. Dazu schreibt der Verlag: „2005 erstmals erschienen, wurde Candida Höfers Buch zu einem internationalen Bestseller unserer Backlist.“

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Candida Höfer
Libraries: The Return
28.08.–30.10.2020
mittwochs – sonntags, 15:00 – 20:00 Uhr
Neue Galerie Gladbeck

Autor: Von Christoph Mohr