Köln | Der neue Direktor des Kölnischen Kunstvereins, Moritz Wesseler, hat sich für das kommende Jahr viel vorgenommen. Anders als sein Vorgänger, Søren Grammel, will Wesseler künftige Ausstellungen nicht nur auf den Pavillon im Erdgeschoss des Kunstvereins konzentrieren, sondern auch andere Räume im Keller oder auch im zweiten Obergeschoss miteinbeziehen. Auch die strikte Trennung in Gattungen wie Bildende Kunst, Performance oder Video Art will der 33-jährige Bremerhavener aufweichen. Großes Anliegen ist dem Kunsthistoriker die stärkere Förderung des Kölner Kunstszene durch eine verstärktes Engagement für das bestehende Atelier-Programm des Kunstvereins.

Momentan stellt der Kölnische Kunstvereins insgesamt 17 Ateliers an Künstler zur Verfügung. Darin sieht Wesseler einen wichtigen Beitrag zur Stärkung und auch zur Sicherung der Kölner Kunstszene. Ansonsten würden auch in Zukunft mehr und mehr Künstler in andere Städte abwandern. Man müsse den Künstlern eine gewisse Attraktivität bieten, um sie an die Stadt zu binden. Das Möglichkeit, eine Wirkungsstätte mitten in der Stadt zu haben, wie sie der Kunstverein mit zehn Ateliers im Haus sowie weiteren sieben im Schokoladenmuseum biete, sei ein Attraktivitätsfaktor.

Für das kommende Jahr sollen nicht nur Ausstellungen, die sich nicht nur auf den Pavillon im Erdgeschoss beschränken sollen, im Kunstverein stattfinden, sondern auch Performances, Vortragsreihen und weitere Veranstaltungen, die zu einem Dialog einladen sollen. Über die Anzahl der geplanten Veranstaltungen wollte Wesseler sich noch nicht äußern. Wichtiger als die Quantität sei hierbei die Regelmäßigkeit der Veranstaltungen.

Momentan befinde er sich noch im Dialog mit Kölner Künstlern, aber auch mit anderen Häusern in Köln, Bonn und Düsseldorf. „Im Moment lerne ich noch alle kennen“, so Wesseler.  Für das kommende Jahr plant er bereits eifrig, steht mit Künstlern, anderen Institutionen und auch mit den Sponsoren des Kunstvereins im Dialog. „Mit durchwegs Positiver Resonanz“, resümiert Thomas Waldschmidt, seit März Vorsitzender des Vorstandes. Doch jetzt will sich Wesseler noch nicht in Karten schauen lassen, konkret wolle er die Pläne im Oktober vorstellen. Auch mit Namen ausstellender Künstler hält er sich noch bedeckt.

Für das laufende Jahr 2013 kann Wesseler bereits eine Überraschung präsentieren. Zum Anlass der im September stattfindenden „Düsseldorf Cologne Open Galleries 2013“ mit gemeinsamen Gallerie-Eröffnungen in den beiden Städten präsentiert der Kunstverein eine Ausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Ceal Floyer, bekannt unter anderem durch ihre Performance „Biting Nails“ im Rahmen der Pressekonferenz zur 13. Documenta. Das kurzfristige Engagement kam durch Vermittlung Wesselers zustande. Abgerundet werden soll das Jahr dann durch eine noch von Vorgänger Grammel organisierte Ausstellung von Sean Snyder im Pavillon. Die beiden Ausstellungen stellen laut Wesseler einen guten Übergang von Grammel zu Wesseler dar. Snyder sei ein Künstler, so der neue Direktor, der er ebenfalls wie Grammel sehr schätze und bereits seit Jahren verfolge. Grammel habe stets versucht, die Werke der ausstellenden Künstler in die Architektur des Pavillons einzubinden. Eine Herangehensweise, die er sehr schätze, so Wesseler. Er möchte jedoch stärker übergreifende Ausstellungen konzipieren, die etwa im Pavillon beginnen, dann aber in anderen Räumen weitergeführt werden.

Zur Debatte um das Ende der Verhandlungen zwischen Literaturhaus und Kölnischem Kunstverein äußerte sich Wesseler, dies sei ein Prozess, der bereits vor seinem Antritt als Direktor entschieden worden sei. Zwar habe er eine Meinung zu der Angelegenheit, sei in die Entscheidungsprozesse jedoch nicht eingebunden gewesen. Für ihn sei es wichtig, dass dem Kunstverein Räumlichkeiten zur Verfügung stünden, um Platz für weitere Ausstellungen, Performances und Veranstaltungen bieten zu können.

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Zur Person:

Moritz Wesseler, geboren 1980 in Bremerhaven, studierte Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre in Mainz und Paris. Er arbeitete bislang als künstlerischer Leiter von „Fürstenberg Zeitgenössisch“ in Donaueschingen/Heiligenberg, einer privaten Stiftung zur Förderung der aktuellen Kunstproduktion. Er betreute Ausstellungen, die Sammlung sowie das Stipendiatenprogramm. Im Zentrum dieser Tätigkeiten standen Kooperationen mit Künstlern wie z.B. Dirk Bell, Julian Göthe, Petrit Halilaj, Dorota Jurczak oder Gareth Moore.

Vor Aufnahme dieser Tätigkeit absolvierte Wesseler ein wissenschaftliches Volontariat an der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, wo er Ausstellungsprojekte von Michael Sailstorfer und Kris Martin kuratierte. Er war u.a. Co-Kurator der Ausstellungsreihe „Double“ am MMK, Museum für Moderne Kunst in Frankfurt a.M. Darüber hinaus richtete er diverse Einzelausstellungen wie z.B. mit Martin Boyce, Ceal Floyer, Cathy Wilkes und Manfred Pernice aus und publizierte zu Künstlern wie Blinky Palermo, Luc Tuymans, Gregor Schneider, Anri Sala sowie Jordan Wolfson.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Moritz Wesseler, seit 1. Juli 2013 Direktor des Kölnischen Kunstvereins.