Köln | Vom 6. September bis 20. Oktober präsentiert der Kölnische Kunstverein anlässlich der im September stattfindenden „Düsseldorf Cologne Open Galleries 2013“eine Ausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Ceal Floyer, bekannt unter anderem durch ihre Performance „Biting Nails“ im Rahmen der Pressekonferenz zur 13. Documenta. Zu sehen sind die erstmals in Deutschland präsentierte Video-Installation „Untitled Credit Roll“ im hauseigenen Kino sowie „Warning Birds“, „Bucket“ und „Rock-Paper-Scissors“ im Pavillon des Kunstvereins.

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Das kurzfristige Engagement Floyers für den Kunstverein kam durch Vermittlung des neuen Direktors Moritz Wesselers zustande, der den Werdegang Floyers seit längerem verfolgt und dadurch in Kontakt zu der Künstlerin steht.

Die Veränderung, die Ceal Floyer im großen Pavillon des Kunstvereins vorgenommen hat, wirkt recht umfassend, auch wenn die Mittel hierfür eher minimal erscheinen. An den großen Fenstern des Pavillons wurden für die 2002 entstandene Installation „Warning Birds“ insgesamt rund 1.400 Aufkleber schwarzer Bussard-Silhouetten angebracht, wie man sie von den Glasfassaden öffentlicher Gebäude her kennt.

Entgegen der üblichen Installationsweise, die eine sporadische Platzierung der Aufkleber vorsieht, um eine Abschreckung bei Vögeln hervorzurufen, sind die Vogelsilhouetten Floyers dicht an dicht gesetzt. Durch ihre spezifische Setzung weisen die Vögel einerseits fast einen ornamentalen Charakter auf andererseits erinnert die Arbeit auf eindringliche Weise an die bekannten Angriffsszenen aus Alfred Hitchcocks Klassiker „Die Vögel“,

Der unterschwellige Humor, der sich in der Arbeit durch die scheinbar absurde Steigerung des Auftrags der „Warning Birds“ nachvollziehen lässt, verbindet sich mit einer Vielzahl der Werke von Floyer, so dass dieser fast schon als ein Kennzeichen ihrer Praxis angesehen werden kann. Diese besondere Form desWitzes, der in vielen ihrer Werke wiederzufinden ist, prägt ebenfalls die 1999 entstandene Arbeit „Bucket“. Die Arbeit besteht aus einem gewöhnlichen, schwarzen Eimer, der innerhalb der Ausstellung etwas deplaziert wirkt, sodass sich Unsicherheit einschleichen kann, ob das Behältnis nicht etwa versehentlich zurückgelassen wurde. In regelmäßigen Abständen wird ein Geräusch wahrnehmbar, das an das stete Tropfen eines Wasserlecks erinnert. Doch Anhaltspunkte für einen Wasserschaden lassen sich in dem darüber liegenden Bereich nicht ausmachen. Die Erklärung für das ungewöhnliche Geräusch findet sich letztendlich im Inneren des Eimers, in dem ein portabler CD-Spieler sowie eine Box liegen. Keines der Geräte ist verborgen und die Voraussetzungen für die Illusion sind somit unmittelbar ersichtlich.

Die Arbeit die erst in diesem Jahr entstandene Arbeit „Rock-Paper-Scissors“ besteht aus drei quadratischen Bildtafeln, die jeweils einen Stein, ein Papier sowie eine Schere zeigen und damit auf das weit verbreitete und gleichnamige Spiel verweisen, bei dem mit den Händen die verschiedenen Zeichen nachgebildet werden. Als Grundlage der Arbeit fungierten Bilder, die Floyer nicht selber produzierte, sondern als ‘Found footage’, als gefundenes Material einfach übernahm. Die drei Motive, aus denen sich das Werk zusammensetzt, illustrieren einerseits den Titel der Arbeit und verweisen andererseits auf das, mit den realen Gegenständen verknüpfte Zeichen- und Bedeutungssystem.

Im abgedunkelten Kinosaal wird der Besucher mit der ebenfalls 2013 entstandenene Filmarbeit „Untitled Credit Roll“ konfrontiert, die in den Eindruck erwecken soll, zu spät zu einer Filmvorführung gekommen zu sein und nur noch den Abspann mitzuerleben. Weiße, verschwommene Gebilde laufen langsam vom unteren zum oberen Rand der Leinwand und bilden im Zusammenspiel mit der Musik, der Titelmelodie aus dem Film „Catch Me If You Can“, eine Referenz auf den Abspann eines Filmes. Die Schriftzüge, Namen und Funktionsbezeichnungen werden unscharf wiedergegeben und lassen sich nicht mehr lesen, so dass man vermuten könnte, dass die Linse des Filmprojektors verstellt wurde. Dadurch erhebt Floyer den oftmals übersehene Schluss einer Filmvorführung zur eigentlichen Attraktion.

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Einzelausstellung
Ceal Floyer
6. September – 20. Oktober 2013
Kölnischer Kunstverein, Hahnenstraße 6
Eröffnung am 5. September 2013, 19 Uhr

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Autor: dd
Foto: Ausschnitt aus dem Werk „Warning Birds“ (2002) von Ceal Floyer im Kölnischen Kunstverein.