Berlin | Die bekannte Kunsthistorikern Bénédicte Savoy warnt davor, die legendären Benin-Bronzen im wiederaufgebauten Berliner Stadtschloss auszustellen. „Eigentlich sollte das Schloss 2019 eröffnet werden, und damals wäre eine Präsentation gerade noch denkbar gewesen. Aber mit jedem Monat, mit jedem Tag sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Bronzen gezeigt werden können, ohne sich zu blamieren, zumal der Botschafter von Nigeria die Rückgabeforderungen seines Landes bekräftigt hat“, sagte die in Berlin und Paris lehrende Professorin dem „Spiegel“.

Diese Kunstwerke aus dem einstigen Königreich Benin seien ursprünglich als Hehlerware ins Land gekommen, an ihnen klebe Blut, jeder habe gewusst, dass die Briten sie nach der Eroberung des Reiches geraubt hätten, so Savoy. Die Herkunft dieser historischen Stücke, von denen manche aus dem 16. Jahrhundert stammten, „kann man nicht reinwaschen“. Schon vor Jahrzehnten hätten Museumsleute alles getan, um Rückgaben solcher Kunst zu verhindern, die aus dem kolonialen Afrika beschafft worden sei.

Die Forderungen nach Restitution seien nicht so neu, wie heutige Direktoren vorgäben. Savoy hält viele Bestände in staatlichen Sammlungen für diskussionswürdig, auch die berühmte Büste der Nofretete sei zwar nach deutschem Ermessen legal erworben worden. „Aber was heißt das schon vor dem Hintergrund der kolonialen Verhältnisse? Die Ägypter wurden ja nicht gefragt.“

Autor: dts
Foto: Das Symbolfoto zeigt eine eingerüstete Fassade beim Bau des Berliner Stadtschlosses.