Köln | Heute die Besucher von morgen finden und binden – dafür setzt das Museum Ludwig auf ein umfangreiches Begleitprogramm für Kinder, Erwachsene und ganze Familien. Mit der städtischen GAG hat sie dafür einen engagierten Partner gefunden.

Asli lässt sich nur ungern stören. Ganz auf die Sache konzentriert, zeichnet die Siebenjährige mit Wachskreiden einen „Schlangefisch“ aufs bunte Papier. Die Aufgabe hat ihr die Künstlerin Eva Schwering gestellt: Gefühle malen.

Zuvor ist Schwering mit Asli und 24 anderen Kindern der Kölner Grundschule Bodelschwinghstraße durchs Museum Ludwig gegangen und hatten sich Bilder angeguckt. Bilder von Expressionisten, die Gefühle durch Farben ausdrückten. Oder Farben in gemalte Gefühle verwandeln konnten. „Die Kinder waren begeistert dabei und haben sofort erkannt, dass Kokoschka ein glückliches Liebespaar gemalt hat. Oder dass die Frau, die Jawlensky porträtiert hat, nicht so richtig zufrieden ist.“

Jetzt also gilt es, Gefühle zu malen. Am Beispiel eines Fisches – Vorbild hier ist das Bilderbuch „Heute bin ich“ der Niederländerin Mies van Hout. Und die Kinder sind mit vollem Eifer dabei, kaum ein Laut ist zu hören. Später werden sie die „Gefühle“ der anderen interpretieren – und sehen, ob sie Recht haben.

Familien Appetit auf einen Museumsbesuch machen

Der zweistündige „Malkurs“ ist Teil des umfangreiches Kurs- und Führungsprogramms, das das Museum in Zusammenarbeit mit dem Museumsdienst der Stadt anbietet. „Museumspädagogische Bildungsförderung“ nennt sich das amtlich, auf Deutsch: zeigen, wie schön ein Museumsbesuch sein kann. „Wir wollen hier vor allem Kinder aus Familien erreichen, für die ein Besuch im Museum nicht zum Alltag gehört“, erklärt Museumsdirektor Yilmaz Dziewior. Und hofft, dass die Kinder ihre Eltern zu einem Museumsbesuch ermuntern. Der sei schließlich auch einmal im Monat kostenfrei.

Im „Pop Lab“ Selfies mit Holzperücke schießen

Zum Vermittlungsprogramm gehört auch das „Pop Lab“, der schon im vierten Jahr von der GAG gesponsert wird: ein separater Raum im 1. Geschoss, direkt hinter dem ersten Saal für Pop-art. Hier kann man sich mit ausgewählten Kunstwerken aus dem Museum auseinandersetzen. Zum Beispiel in vorgefertigte Schablonen hineinzeichnen, was wohl Duane Hansens lebensgetreue Figur „Frau mit Tasche“ in ihrer Tasche bewahrt. Und das legen ihr die Besucher hinein: Kamm, Spiegel, Pizza, Knochen oder ein strahlendes rotes Herz.

Vor einer Skyline von Manhattan kann man mit bereitliegenden Perücken aus Holt seine Selfie-Sucht befriedigen. Was fleißig genutzt und im Internet verbreitet wird. Man kann in einer Bar selbst gemalte Cupcakes hinterlassen oder sich mit Magneten eine Wohnung a la Andy Warhol oder Claes Oldenburg einrichten.

Man – das sind nicht nur Kinder. Auch Erwachsene werden immer wieder hier gesichtet. Und sind willkommen. Jung und Alt lädt auch das „Foto Lab“ ein, in dem die Geschichte der Fotografie handfest erfahren werden kann. Schließlich kann für einen Besuch der „Familienkoffer“ ausgeliehen werden: Er bietet Objekte, sich spielerisch mit den Themen Farbe, Form und Material auseinanderzusetzen. Hingeweisen sei auch schon jetzt auf ein umfangreiches Ferienprogramm.

Weitere Informationen finden sie im Internet unter der URL: https://museumsdienst.wordpress.com.

Autor: ehu
Foto: Asli lässt sich nicht beim Malen ihres „Schlangenfischs“ stören. Zu Hause malt sie am liebsten Meerjungfrauen.