Köln | Picasso, russische Avantgarde, Popart – das sind die populären Schwerpunkte des Museums Ludwig. Weniger bekannt ist die Fotosammlung, dabei ist sie mit 70.000 Fotos eine der größten in Deutschland. Jetzt will man sie mit regelmäßigen Sonderausstellungen stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Zum Auftakt werden 31 Arbeiten von Henri Cartier-Bresson und Heinz Held gezeigt.

Der Franzose Cartier-Bresson (1908-2004) und der Kölner haben sich nicht nur gekannt. In ihrer Arbeit sind sie auch wesensverwandt: Mit einer kleinen Kamera unterwegs, waren sie auf der Suche nach den kleinen Anekdoten des Alltags, nach lustigen und überraschenden Momenten. Held formulierte es so: „Ich fotografiere Mitmenschen – die große Familie.“. Dass sie fotografiert wurden, bemerkten die Mitmenschen nicht.

Für diese Ausstellung im 2. Museumsgeschoss – hier soll die Fotografie auf Dauer ihre Heimat finden – hat man aus dem reichen Bestand Arbeiten ausgesucht, die Menschen in der Konfrontation mit Bildern zeigen, etwa in Museen oder auf der Straße. Sei es der Priester mit breikrempigem Pilgerhut, der in Antwerpen an einem Plakat für den Kaffee „Zwarte Kat“ vorbeieilt (Held) oder die zwei tuschelnden Nonnen, die in einem Museum vor einem Bild von Matisse mit fünf Reigen tanzenden Frauen stehen (beide Fotos von Cartier-Bresson).

Im neuen „Fotolab“ aktiv die Geschichte der Fotografie kennenlernen

Die „Neu-Eröffnung“ der Fotosammlung wird von drei weiteren Projekten begleitet. Das eine ist das neue „Foto-Lab“, das zwar auch Erwachsenen offen steht, vor allem aber Kindern Freude bereiten dürfte. Aufgewachsen mit der Handy-Digitalfotografie, können sie hier die Anfänge der Fotografie kennenlernen, sich eine kleine Camera obscura ausprobieren oder sich vor einer Fototapete in Szene setzen.

Das zweite Projekt ist die Zusammenarbeit mit der Kölner Firma Pixum, sie begann 2014 und wurde jetzt bis 2018 verlängert. Firmenchef Daniel Attallah zahlt jährlich 25.000 für eine Halbtagsstelle, damit die Fotosammlung höchstauflösend mit 80 Megapixeln digitalisiert werden kann. Das erlaubt Vergrößerungen bis zu drei Metern. 4.000 Fotos wurden so schon „verarbeitet“ und zusätzlich wissenschaftlich dokumentiert. Sie wurden auch schon online gestellt.

Schließlich hatte sich Renate Gruber – Witwe des 2005 gestorbenen L. Fritz Gruber, Erfinder der photokina-Bilderschauen und Fotosammler – im vorigen Jahr in Interviews prominente 20 Fotografen porträtiert, die in ihrem Haus ein und aus gingen. Einige davon sind jetzt in einem Nebenraum zu sehen.

[infobox]„Henri Cartier-Bresson und Heinz Held: Menschen mit Bildern“ – bis 20. August,Museum Ludwig, Heinrich-Böll-Platz, Di-So 10-18 Uhr, jeden 1. Donnerstag im Monat 10-22 Uhr

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Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Die Fotos von Henri Cartier-Bresson sind ein beliebtes Motiv für seine heutigen Kollegen.