Köln | Ab dem 10. Mai 2013 startet unter dem Titel „Bild(er)leben“ am 10. Mai eine monatliche Veranstaltungsreihe im Museum Schnütgen, bei der die Besucher von Psychologiestudenten durch die mittelalterliche Sammlung geführt werden. Einen Schwerpunkt setzt die Reihe auf verschiedene Kruzifixe aus verschiedenen Epochen des Mittelalters. Dabei steht bei jeder der etwa einstündigen geführte Gesprächsrunde im Stuhlkreis immer ein einziges Werk im Fokus. Ziel dahinter ist die Absicht, Besuchern die Befangenheit zu nehmen, das Museum ohne Vorkenntnisse über das Mittelalter oder christliche Ikonographie zu betreten. Die Kunst des Schnütgen Museums soll für jeden erlebbar werden.

Das will man dadurch erreichen, dass man die Teilnehmer der Gruppe dazu bringt, das jeweilige Kunstwerk auf sich wirken zu lassen.  Oft müsse man die Besucher anfangs förmlich dazu überreden, dieses „Erleben“ zuzulassen, so  der Kölner Diplompsychologe Hans-Christian Heiling, Leiter von „Bild(er)leben“. Im begleitenden Gespräch sollen sich die Teilnehmer so unbefangen wie möglich dem Kunstwerk nähern. So fordern die Moderatoren etwa die Besucher auf, sich ein Kruzifix aus dem 11. Jahrhundert anzusehen und dabei ihr Wissen um die religiöse Bedeutung oder auch den historischen Hintergrund auszublenden. Gefragt ist einzig das subjektive Empfinden des Betrachters. So ergäben sich während der Sitzung neue Eindrücke fernab der sonstigen Führungen, die sich stark an dem kunsthistorischen Verständnis der Besucher richteten, so Heiling. Es entstehe ein ungewöhnlich intensives Kunsterlebnis, das keinerlei Vorkenntnisse weder für Kunst noch Geschichte oder religiöse Zusammenhänge voraussetze.

Dabei ist das Projekt nicht komplett neu: „Bild(er)leben“ hat Heiling schon 2006 ins Leben gerufen und bereits im Museum Ludwig und im Wallraf-Richartz-Museum umgesetzt. 2012 habe er im Zuge einer ausführlichen Besucherbefragung im Museum Schnütgen feststellen müssen, dass das Publikum heute kaum noch einen Zugang zur christlichen Kunst des Mittelalters finde. Oft sei dies der Tatsache geschuldet, das einigen das Wissen um die Geschichte ihrer eigenen Kultur fehle. Um sich nicht selbst dabei ertappen zu müssen, keine Kenntnis über das Ausgestellte zu haben, würden viele den Besuch des Museums schlicht meiden. Sein Projekt soll den Besuchern diese Hemmnis nehmen.

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„Bild(er)leben“ – Neue Zugänge zur Kunst des Mittelalters
Erster Termin: Freitag, 10. Mai 2013, um 16 Uhr; danach jeden dritten Freitag im Monat, jeweils um 16 Uhr.

Das Museum Schnütgen veranstaltet „Bild(er)leben“ in Kooperation mit dem Museumsdienst und dem Department Psychologie der Universität Köln. Die Studierenden der Universitäten Köln und Bonn arbeiten ehrenamtlich, die Sitzungen sind für die Besucherinnen und Besucher kostenfrei.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Hans-Christian Heiling; Moritz Woelk, Direktor des Museums Schnütgen (vlnr.)