Köln | Mit der Neuerwerbung der Gruppe von vier trauernden Frauen komplettiert das Museum Schnütgen seinen „Großen Kalvarienberg“, eine farbig gefasste Darstellung der Kreuzigung Christi mit zahlreichen Begleitfiguren, wie Soldaten und dem guten und bösen Schächer. Die Skulpturengruppe gehörte ursprünglich zu einem Altarschrein und zählt zu den wenigen noch erhaltenen großformatigen niederländischen Altarbildschnitzereien des 15. Jahrhunderts. Die Präsentation der wiedervereinigten Skulpturengruppe im Zusammenhang mit niederländischen Skulpturen des 15. und 16. Jahrhunderts ist zugleich Teil der Reihe „Museum Schnütgen im Fokus“, die besondere Höhepunkte der Museumssammlung neu darbieten soll.

Die Kreuzigungsszene gehört bereits seit 1965 zur Sammlung des Museum Schnütgen. Die wichtigsten Zeugen des Ereignisses – Maria, die Mutter Jesu, umringt von  drei weiteren trauernden Frauen jedoch fehlten. Über einen Pariser Kunsthändler waren die trauernden Frauen und die große Kreuzigungsszene getrennt voneinander an zwei Privatsammlungen verkauft worden, nachdem sie nach der französischen Revolution in einer Schlosskapelle in der Nähe von Angers aufgestellt waren.  Jetzt konnten die Frauenfiguren, gefördert durch die Mittel dreier Stiftungen, wieder in das Ensemble zurückkehren.

Eine Lücke in dem Ensemble wird jedoch bleiben: Die Figur des Johannes sucht man in dem Schnitzbild vergebens. Er könnte hinter der zentral positionierten Figur der Gottesmutter gestanden haben, so Dr. Moritz Woelk, Direktor des Museums Schnütgen. Im Zusammenhang mit der Neuerwerbung ließ das Museum Schnütgen das Holz der Skulpturen von einem Experten dendrochronologisch untersuchen. Das Ergebnis bestätige die in der Vergangenheit vorgenommene Datierung von Anton von Euw, ehemaliger Konservator des Museums Schnütgen, der sie in den Zeitraum um 1430-40 datierte.  und die Herkunft des Holzes aus dem Ostseeraum. Eine technologische Überprüfung der Farbfassungen sollte Aufschluss über die Zusammengehörigkeit der Gruppe bringen. Dabei ergaben sich Übereinstimmungen bis in Details der Gestaltung der Augen.

Zwar seien beide Teile für sich schon sehr eindrucksvoll und brächten große Emotionen zum Ausdruck, so Woelk. Aber erst zusammen erschließe sich der ganze Sinn. Die Anteilnahme an der bewegenden Trauer Marias und ihrer Begleiterinnen spiele eine ebenso wichtige Rolle wie das dramatische Geschehen der Kreuzigung. Die gleichzeitige Darstellung für das Leiden Christi  und dem Leiden Mariens sei dabei signifikant für die Epoche, in der das Bildnis entstanden sei.

Die Kulturstiftung der Länder, die Peter und Irene Ludwig Stiftung, die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, vermittelt durch die Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln und der Freundeskreis Museum Schnütgen Pro Arte Medii Aevi hatten  sowohl den Ankauf als auch die Präsentation der Skulpturen in einer neuen Vitrine großzügig unterstützt.

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Das Museum Schnütgen ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags von 10 bis 20 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Montag von 10 bis 22 Uhr. Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.

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Autor: dd
Foto: Die trauernden Frauen, Niederlande, um 1430-40, sind nun wiedervereint mit dem Großen Kalvarienberg im Museum Schnütgen zu sehen.