Köln | Es ist die erste Eröffnung einer Sonderausstellung nach der Wiederöffnung des Museums Ludwig. Zu ihrer Besonderheit gehört, dass es keine Vernissage vor Ort geben wird, sondern einen digitalen Eröffnungsfilm auf Instagram. Damit setzt das Museum seine digitalen Angebote, mit denen man während des Shutdowns die Menschen zur Kunst geführt hat. Insgesamt 57.500 Follower konnte man so gewinnen. Dazu kommen 2000 neue Abonnenten für den eigenen Instagram-Kanal.

„Dynamische Räume“ öffnen den Blick nach Afrika

Bei der neuen Sonderschau „Dynamische Räume“, die in der Reihe „Hier und Jetzt“ bis zum 30. August läuft, wird eine weitere Schnittstelle zwischen der On- und der Offline-Welt eröffnet. Partner der Ausstellung ist die Onlineplattform Contemporary And, die sowohl Online- als auch Print-Kunstmagazine herausbringt. Darin geht es um den internationalen Kunstbetrieb und die Präsentation neuer, digitaler Kunstproduktionen. Dabei fällt der Blick nicht nur auf Hotspots wie New York oder London, sondern auch in Städte wie Nairobi oder Johannesburg. Zugänglich ist die Onlineplattform weltweit, das gilt auch für die Autoren, die für Conremporary And tätig sind. So bekommt der Nutzer bzw. Leser Zugang zu Kunstszenen, die man nur selten in den großen Kunstmagazinen findet.

Bei den „Dynamischen Räumen“ fällt der Blick auf den afrikanischen Kontinent. Es geht dort um die Spuren des Kolonialismus und des Rassismus, der wie die aktuellen Entwicklungen in den USA zeigen, längst noch nicht der Geschichte angehört, sondern der hochaktuell ist. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das „C& Center of Unfinished Business“. Dabei handelt es sich um einen partizipativen Leseraum, der von Contempory And je nach Standort erweitert wird. In Köln steht er im Dialog mit der Museumsbibliothek im Ludwig und mit dem Berliner Bildungsprojekt „Each One Teach one“. Der Fokus liegt auf Kulturproduktionen aus Afrika und der globalen Diaspora. Im Center werden Leerstellen der westlich zentrierten Kunstgeschichte und Aspekte der kolonialen Vergangenheit hinterfragt. Auch rassistisch eingestufte Bücher aus dem „Giftschrank“ des Berliner Bildungsprojekts finden sich in den Regalen. Durch diese kann sich der Besucher stöbern und es ist erlaubt, die Bücher immer wieder neu anzuordnen.

Darüber hinaus werden Videoarbeiten der beiden Künstlerkollektive The Nest Collective aus Nairobi und CUSS mit Vukani Ndebele aus Johannesburg, die für die Online-Videoplattform von Contempory And produziert wurden, erstmals im musealen Raum gezeigt. Beide Positionen arbeiten an den digitalen Schnittstellen verschiedener gesellschaftlicher Kontexte und beschäftigen sich mit dem eigenen urbanen Umfeld. So ist ein Horrorfilm gnauso zu sehen wie ein humorvolles Kammerspiel.

Mit Nkiruka Oparah, die in Oakland lebt, und Frida Orupabo aus Oslo präsentiert die Ausstellung zudem zwei Künstlerinnen, deren Praxis sich durch die Reflexion afrodiasporischer Identität sowie durch die Befragung von Eigen- und Fremdrepräsentation, der Wiederaneignung von Bildern und den Einfluss visueller Kulturen des Internets auszeichnet. Orupabos Bilder kreisen um Themen wie Religion, Mutterschaft und die Sexualisierung des weiblichen, schwarzen Körpers. Zu sehen sind eine Videoproduktion sowie Papiercollagen. Im Nachdenken über Sprache, Geschlecht und Erinnerung verbindet Oparahs Kunst persönliche mit kulturell geprägten Bildern zu Zeichnungen, Videocollagen und Objekten.

Autor: Von Stephan Eppinger
Foto: Zu sehen sind bei der Sonderschau auch Kunstwerke von Nkiruka Oparah und Frida Orupabo. Foto: Eppinger