Köln | aktualisiert | Rund 200 Menschen hatten sich heute auf dem Theo-Burauen-Platz am Kölner Rathaus zusammengefunden, um der Stadt – mit roten Büchern in der Hand – symbolisch die „Rote Karte“ zu zeigen. Anlass der Prostestaktion war die von einer möglichen Schließung bedrohte Kölner Kunst- und Museumsbibliothek (KMB).

In einer Sitzung des Rates am 18. Juni soll über die Zukunft der Einrichtung beraten werden. Kölner SPD und Grüne sprechen sich dafür aus, die KMB nicht in das neu entstehende Gebäude des Historischen Archivs zu integrieren und stattdessen eine alternative Planung anzustreben. Die Initiatoren der heutigen Protestaktion bezeichnen die Suche nach alternativen Standorten als Scheinargument, sie würde de facto zur Schließung der KMB führen.

Die Initiatoren forderten auf verteilten Flugblättern:
-den Einzug der KMB in den Archiv-Neubau.
-den Erhalt der KMB als öffentlich zugängliche Bibliothek.
-die Offenlegung der Zahlen zu den angenommenen Kosten und Einsparmöglichkeiten der KMB.

Momentan ist die KMB als Bestandteil innerhalb des neu entstehenden Archivgebäudes am Eifelwall berücksichtigt. Als Grund für die mögliche Ausgliederung der KMB aus dem neuen Archiv-Gebäude werden in dem Dringlichkeitsantrag von SPD und Grünen bei der Ratssitzung am 30. April 2013 die zusätzlichen Kosten angeführt, die die KMB verursachen würde und für die Dritte wie die Universität zu Köln oder auch das Land NRW für eine gemeinsame Trägerschaft gefunden werden sollten. Deadline für die Suche von Mitträgern: die Ratssitzung am 18. Juni 2013, bei der dann abgestimmt werden soll, wie mit der KMB weiter verfahren wird. Ursprünglich sollte die KMB bereits 2011  im Januar 2012 geschlossen werden. Das sah ein Vorschlag der Verwaltung als Konsoldierungsmaßnahme im Haushaltsplan 2010/11 vor. In diesem Zusammenhang hatte die Initiative „Rettet die KMB“ bereits eine Aktion durchgeführt, bei der die Protestler der Stadt symbolisch die „Gelbe Karte“ gezeigt hatten.

Diverse Persönlichkeiten aus der Kölner Kulturszene nahmen am heutigen Mittag an der Protestaktion teil, darunter Philipp Kaiser, Direktor des Museum Ludwig; Stefan Kraus, Direktor des KOLUMBA, Museum des Erzbistums Köln; Roland Krischel, stv. Direktor des Wallraf-Richartz-Museum; Walther und Franz König, Verlag der Buchhandlung Walther König; Herbert Molderings, emeritierter Professor der Ruhr-Universität BochumKunstgeschichtliches Institut, Julia Scher von der Kunsthochschule für Neue Medien, Köln, Jennifer Brügelmann, Sammlerin.

Die Aktion war eine Initiative von „Rettet die KMB!“ mit Unterstützung der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig e.V. und den Freunden der KMB.

Stimmen aus der Politik: Kölner FDP kämpft weiter für die KMB im Neubau des Stadtarchivs

Die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln lehnt nach wie vor die Auflösung der Kunst- und Museumsbibliothek vehement ab. Außerdem könnten die Liberalen das „ständige Über-den-Haufen-werfen von getroffenen Entscheidungen“, durch die mit Kosten verbundene Planungen und Durchführungen in Gang gebracht werden, nicht nachvollziehen. Die rot-grüne Ratsmehrheit erzeuge unnötig Kosten, so die Kölner FDP.  Dazu erläutert Dr. U. Wackerhagen, Kulturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln:

„Wir hoffen sehr, dass die rot-grüne Ratsmehrheit noch zur Vernunft kommt und sich wieder zur Kunst- und Museumsbibliothek im Standort Eifelwall bekennt.“ Nach dem tragischen Verlust des Historischen Archivs müsse die Kunst- und Museumsbibliothek geschützt werden und erhalten bleiben. Die Liberalen befürchteten, dass Sparbeschlüsse leichtfertig gefasst würden ohne alle Konsequenzen zu beachten.

Aus diesem Grunde fordere man im Kulturausschuss die Beantwortung der Fragen, welche Kosten bislang für den Architektenwettbewerb, die Planungen und insgesamt seit Projektbeginn im Februar 2012 entstanden  und mit welchen Schadensersatzansprüchen aus bereits rechtswirksam abgeschlossenen Verträgen ist zu rechnen sei, falls das Stadtarchiv nicht gemäß Ratsbeschluss in dem beschlossenen Bauvolumen am Eifelwall errichtet werden sollte.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Rund 200 Prostestler hatten sich heute auf dem Theo-Burauen-Platz zusammengefunden, um der Stadt symbolisch die „Rote Karte“ zu zeigen.