Köln | Gleich drei Zertifikate bezeugten: Die Sandstein-Statue der Khmer-Göttin ist echt, gut 1.000 Jahre alt und darf als altes Sammlerstück ausgeführt werden. Von wegen: Aus Thailand zurück in Deutschland stellte sich heraus: Der Käufer war einer Fälschung aufgesessen. Das Rautenstrauch-Joest-Museum zeigt in der Ausstellung „Tatort Kambodscha? Einer Fälschung auf der Spur“, wie der Betrug aufgedeckt wurde.

Der Fall ist kein Einzelfall. „Antike Fundstücke“ aus fernöstlichen Kulturen erfreuen sich großer Nachfrage bei Touristen – Preise bis zu 25.000 Dollar sind kein Hinderungsgrund. Dass sie damit auch die Plünderung archäologischer Stätten stört sie wenig, auch dass der Handel damit in der Regel verboten ist. Vor allem in Thailands Hauptstadt Bangkok haben sich zahlreiche Galerien auf dieses Geschäft spezialisiert.

Ein UN-Abkommen verbietet den Handel mit geschützten Kulturgütern

Hier machte 2013 die Göttinger Ethnologie-Professorin Brigitta Hauser-Schäublin mit einem Experten-Team Zwischenstopp, um in Kambodscha zu untersuchen, wie das UN-Abkommen über den Schutz von Kulturgütern umgesetzt wird – ein Abkommen, das Thailand nicht unterzeichnet hat. In einer Galerie traf sie einen Kollegen aus Göttingen, der sich für die jetzt in Köln ausgestellte kambodschanischen Khmer-Statue im klassisch-strengen Stil interessierte – und sie dann für rund 9.000 Dollar kaufte. Zu einem warnenden Gespräch war es nicht gekommen.

Zurück in Deutschland, zeigte der Käufer seiner Kollegin seine Erwerbung – und war sicherlich nicht erfreut, als diese ihm von ihrem Verdacht der Fälschung erzählte. Eine gründliche Untersuchung durch die Kölner Geologin Esther von Plehwe-Leisen brachte dann die Gewissheit. Sie entlarvte die Hackspuren, angeblich beim Ausgraben entstanden, als künstlich, ebenso Ablagerungen und Abspaltungen des Sandsteins, wie sie durch natürliche Verwitterung entstehen. Auch ein Stilvergleich hatte Zweifel aufkommen lassen.

Die falschen Echtheitszertifikate waren weiter im Einsatz

Und was war mit den Zertifikaten, die der Händler vorgezeigt hatte? Zum Beispiel dem, das bezeugen sollte, dass der Torso aus einer alten Sammlung stammt, also ausgeführt werden dürfe. Auch eine Fälschung – und die Frau, deren Pass-Kopie als Beweis abgebildet war, wusste nichts von ihrem „Glück“, wie Nachforschungen ergaben.

Der Käufer erhielt auf seine Beschwerde sein Geld zurück. „Ein Irrtum“ bedauerte der Händler. Was ihn nicht davon abhielt, weiter Fälschungen als echt zu verkaufen und dabei auch die gleichen falschen Zertifikate zu benutzen. So fand es Hauser-Schäublin bei einem späteren „Undercover“-Besuch heraus.

Filme zeigen die Tricks der Handwerker, die aus neu alt machen

Die Ausstellung „Tatort Kambodscha?“ zeichnet mit Texttafeln, Fotos und Filmen Schritt für Schritt nach, wie die Fälschung entlarvt wurde. Sie gibt Einblick in die Steinmetzbetriebe, in denen sie hergestellt werden, zeigt die Tricks, wie aus neu alt wird. Ob dadurch der (illegale) internationale Handel eingeschränkt wird, bleibt abzuwarten. Und letztlich werden nicht nur Käufer, sondern auch Fälscher schlauer…

Die Ausstellung ist die erste in den Räumen des ehemaligen „Junior-Museums“. Künftig werden sich hier das Rautenstrauch-Joest-Museum und der Museumsdienst mit Präsentationen abwechseln.

[infobox]„Tatort Kambodscha? Einer Fälschung auf der Spur“ – bis 6. August 2017, Rautenstrauch-Joest-Museum, Kulturzentrum am Neumarkt, Cäcilienstr. 29-33, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, jeden 1. Donnerstag im Monat bis 22 Uhr.

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Autor: ehu | Foto: Esther von Plehwe-Leisen und Hans Leisen 2013
Foto: Ohne Arme und ohne Kopf – und trotzdem nicht vom Alter geschädigt: Die falsche Göttin von vier Seiten aus gesehen.