Köln | Schluss, aus – am 31. Dezember schließt das Römisch-Germanische Museum seine Pforten. Zumindest so lange, wie die Sanierung dauert. Wie lange das ist, weiß man in Köln ja nie so genau. Und bevor das Museum das Interim im Belgischen Haus bezieht, lässt es noch einmal die Muskeln spielen. Sprich: Es zeigt mit der Sonderausstellung „Bodenschätze“ neue Funde und Schätze aus dem Depot, die fast alle erstmals öffentlich zu sehen sind.

Als „Maskottchen“ hat man sich ein römisches Grabmedaillon ausgesucht: Es zeigt ein Gesicht in einem Kreis. So etwas war eher in Nordost-Italien üblich – und für Hausherrn Markus Trier nur ein Beispiel von vielen, die zeigen, wie multikulti Köln in seiner Geschichte war. Die wird in sechs Kapiteln erzählt.

Schon lange vor den Römern lebten Menschen in der Kölner Gegend

Besiedelt wurde die Kölner Gegend schon lange vor den Römern, was vielen unbekannt ist. Aber es ist auch verdammt lang her – es war nämlich im 5. vorchristlichen Jahrtausend und es lassen sich auch nur 400 Jahre nachweisen. Damals brachten Menschen der Jungsteinzeit Ackerbau und Viehzucht ins heutige Lindenthal. Sie bauten ein großes Dorf – ein Bauernhaus ist als Modell zu sehen – und arbeiteten als Töpfer. Die charakteristisch geschmückten Produkte gaben der Epoche den Namen: Bandkeramik.

Die kunstvollen Töpfe und Krüge wurden erst in den frühen 1930er Jahren entdeckt – und erst für diese Ausstellung wieder ans Tageslicht geholt. Im Zweiten Weltkrieg waren sie einem Bombenangriff zum Opfer gefallen, aufbewahrt wurden sie im damaligen Bayenturm-Museum. Dessen Direktor hatte es – anders als sein Kollege vom Wallraf-Richartz-Museum – nicht für nötig befunden, seine Schätze sicher auszulagern. Immerhin wurde der „Schutt“ bis heute aufbewahrt.

Römische Geschichte in drei Kapiteln: Alteburg, Deutz und CCAA

Die eigentliche Stadtgeschichte Kölns begann also erst vor 2000 Jahren. Die Ausstellung lässt uns am Alltag im Flottenlager von Köln-Altenburg teilhaben, dem rechtsrheinischen Kastell Divitia (Deutz) und natürlich der Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Zu sehen sind Schmuck und Glas, Waffen, Figuren, Wandmalereien, medizinisches Gerät, Architekturdetails. Und Grabbeigaben – etwa für ein Mädchen, dass nur anderthalb Jahre alt an Rachitis und Lepra gestorben ist, wie Experten herausfanden. Seine Eltern waren wohl Germanen, der Vater ein Offizier in römischen Diensten. Beeindruckend ist ein Stadtplan Kölns im Jahr 850 aus der Vogelschau – erarbeitet nach archäologischen Funden.

Die Exponate reichen bis ins frühe Mittelalter. Zu den Kostbarkeiten gehört auch eine kleine Goldmünze, gerade mal 4,5 Gramm schwer, von der heute weltweit nur vier Exemplare bekannt sind. Das hier gezeigte ist ein Ankauf, der zur Zeit seiner Prägung – sie geschah in Köln! – für einen Sturm in der Finanzwelt gesorgt hatte. Frankenkönig Theudebert I. hatte ihn nämlich trotz Verbot aus Byzanz Mitte des 6. Jahrhunderts in Umlauf gebracht.

„Bodenschätze“ ist der vorläufige Schlussakkord einer Erfolgsgeschichte: In den 44 Jahren seit seiner Eröffnung besuchten 20 Millionen Menschen das Römisch-Germanische Museum. Ihm und seinen Vorgängern sowie der Geschichte seiner Sammlung ist das 6. Ausstellungskapitel im Foyer gewidmet.

[infobox]„Bodenschätze“ – bis 31. Dezember. Römisch-Germanisches Museum, Roncalliplatz 4, 50667 Köln, Tel. 0221 / 22 12 44 38. Öffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr, Do 10-20 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat 10-22 Uhr, Eintritt: 6,50/3,50 Euro, Katalog: 18,95 Euro. Nur im Museum erhältlich ist der Fotoband Maurice Cox: “RGM – Römisch-Germanisches Museum: Eine fotografische Bestandsaufnahme”: 20 Euro

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Autor: ehu
Foto: Solche Scherbenhaufen sind für Archäologen Alltag – und trotzdem “Bodenschätze”, wenn sie erst einmal zusammengesetzt und wissenschaftlich bearbeitet wurden.