Köln | Vor 90 Jahren wurde er als „berühmtester Fotograf der Welt“ gehandelt. Geblieben ist Emil Otto Hoppé von diesem Ruhm wenig. Der Porträt-Fotograf der Prominenz und Dokumentarist der Industrie geriet bald in Vergessenheit. Rund 200 Fotos, die die SK Stiftung Kultur jetzt zeigt, beweisen: Da wurde ein Schatz ans Tageslicht geholt.

Emil Otto Hoppé (geboren 1878 in München, gestorben 1972 in London) begann als Porträt-Fotograf. Er hatte Prominenz wie König George V. und dessen Frau Mary (nicht in der Ausstellung) oder die Bankiers Alfred de Rothschild oder Hjalmar Schacht vor der Kamera, sowie damals bekannte Dichter und Wissenschaftler. Aber auch Landstreicher, bayrische Bauern oder tasmanische Holzfäller. Er rückte ihnen hautnah auf die Pelle, keine Falte entging ihm: eindrucksvolle Studien, bei denen sich alles auf das Gesicht konzentriert, nichts ablenkt.

Mindestens ebenso bedeutend in der Geschichte der Fotografie sind seine Industrieaufnahmen, die den Großteil seines Schaffens ausmachen. Die Schwarzweiß-Aufnahmen – einige mit einem leichten Sepia-Hauch – zeichnen sich oft durch kühne Perspektiven aus. Es gibt eher kühle Kompositionen, bei denen sich etwa die Gitter von Krangerüsten zu einem filigranen Geflecht überlagern. Andere Bilder strahlen eine im Nebel oder Dampf verschwindende Romantik aus.

Hoppé als Vorbild für die Industrieaufnahmen der Bechers

Wenn er Zechenanlagen, Kräne, Werften, chemische Labors oder Schalträume in Serie fotografiert, kann er als Vorbild für Bernd und Hilla Becher gelten. Meist in der Totalen, aber auch mit Blick für das Detail, zeigt Hoppé die Kathedralen der Industrie. Meist sind sie menschenleer, oder die Arbeiter erscheinen nur wie kleine Ameisen. Doch singt er ihnen gleichzeitig auch das Hohelied, porträtiert sie in Großaufnahme und zeigt sie bei der Arbeit – auch die Filmschaffenden in den Babelsberger Ufa-Studios oder die indischen Arbeiter, denen beim Gleisverlegen keine Maschinen helfen.

Hoppé fand seine Motive rund um die Erde, vor allem in Deutschland, Großbritannien und den USA. Er fotografierte bei Siemens, Tata, Guiness, Junkers, Zeppelin, de Havilland, Cadbury und MAN. Besonders faszinierend seine Aufnahmen vom Bau der Sydney Harbour Bridge (1930). Oder die Luftaufnahme von einem Ölfeld bei los Angeles, auf dem die Fördertürme dicht an dicht wie Tannenbäume auf einer Lichtung stehen.

Sein Werk wurde nach Motiven, nicht nach Namen archiviert

1954 hatte Hoppé den Großteil seiner Fotos an das Londoner Bildarchiv Mansell Collection verkauft. Dort wurden sie nicht nach Namen, sondern Motivkreisen sortiert. Dadurch zerfiel das Werk in Teilbereiche, Hoppés Name geriet in den Hintergrund. Erst durch den Einsatz von Curatorial Assistance Inc, Pasadena, wurden die Fotos wieder „zusammengesucht“ und damit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückgeholt.

Ergänzt wird die Hoppé-Schau durch Bestände aus der eigenen Sammlung. Unter dem Titel „Industrie als Motiv“ sind unter anderem Fotos von Ruth Hallensleben, August Sander, Peter Weller, Werner Mantz und Paul Wolff zu sehen.

[infobox]„E.O. Hoppé: Unveiling a Secret“ – bis 30. Juli 2017, Photographische Sammlung der SK-Stiftung Kultur, Komed-Haus, Im Mediapark 7, Tel. 0221 / 888 95-311, täglich außer Mittwoch 14-19 Uhr, Eintritt 4,50/2 Euro, montags frei

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Autor: ehu | Foto: 2017 Curatorial Assistance, Inc. / E.O. Hoppé Estate Collection
Foto: 1928 fotografierte Emil Otto Hoppé die Anlagen von Imperial Chemical Industries im englischen Billingham.