Köln | Das Deutsche Tanzarchiv Köln präsentiert vom 22. September 2012 bis zum 18. August 2013 im Kölner Tanzmuseum seine Jahresausstellung zum Thema „Lichtspiele – Wie Film und Fotografie Tanz sehen“. Die Ausstellung ist eine Retrospektive auf die Entwicklung der Darstellung des Tanzes in den beiden Disziplinen. Sämtliche Exponate sind Originalfotografien bedeutender Tanzfotografen aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Den Wunsch, Bewegung im Bild festzuhalten, machen die Aufnahmen zeitgenössischer Fotografen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu Kunstwerken für die Nachwelt. Der Titel „Lichtspiele“ deutet somit schon den Inhalt der Ausstellung an: dem Besucher werden Original-Fotografien präsentiert, künstlerisch anspruchsvoll und mit fortschreitender Zeit auch technisch raffinierter.

Film und Fotografie haben den Tanz geprägt

Film und Fotografie haben auf ganz eigene Weise den Blick auf den Tanz geprägt und bestimmt. Das Einfangen künstlerischer Bewegung verändert die Perspektive auf den Tanz, den der Betrachter sonst nur von der Bühne aus kennt. Die Ausstellung ist als Dokumentation über „Das Bild vom Tanz“ zu verstehen, ergänzt mit literarischen und philosophischen Texten. Damit bildet sie einen Kontrast zu den heutigen Möglichkeiten der Bildbearbeitung und den damit entstehenden digitalen Bildwirklichkeiten.

Die von Thomas Thorausch und Klaus-Jürgen Sembach kuratierte Ausstellung zeigt eine Auswahl aus dem Bestand des Deutschen Tanzarchivs, das unter anderem 160.000 Fotos, 117.000 Originalnegative und über 3500 Filme umfasst. Aufnahmen berühmter Fotografen wie Charlotte Rudolph, Alfred Eisenstaedt, Hugo Erfurth und vielen anderen sowie Nachlässe von Siegfried Enkelmann, Annelise Löffler und weiteren ergänzen die Sammlungen.

Idol und Ideal

Die Besucher werden durch sorgfältig ausgewählte Fotografien geleitet, die sich in mehrere Kategorien aufteilt. „Bilder des Geschehenen und Gesehenen“: die symbolische Inbesitznahme einer flüchtigen Kunst, dem Tanz, wird durch die Kunst des Fotografierens festgehalten. Der Fotograf eignet sich das abgelichtete Objekt gleichermaßen an.
„Die Liebe des Tanzfotografen“: ein Verehrer der Tanzkunst stellt sein Idol in einem idealisierten und damit überhöhten Motiv dar. Man findet hier besonders viele Aufnahme-Motive, die sich an die Gemälde expressionistischer Maler anlehnen. Der Fortschritt in der filmischen Darstellung bewirkte eine „Entfesselung“ der Bilder, was immer größere Choreografien von Tänzerinnen zuließ, und damit den Film zum Konkurrenten der Theater werden ließ.

„Das  Bild vom Tanz“ zeigt die Auflösung der Körperlichkeit zu Gunsten der Bewegung. Die Fotografien kommen zum Teil ohne Tänzer aus, und spiegeln die Tanzkunst verstärkt durch Doppel- und Mehrfachbelichtungen, rhythmische Tanzposen, Unschärfen im Kontrast zu Schärfen im Bild. „Vagabundierende Bilder“ schließt die Ausstellung mit dem Blick auf Fotografie und Film aus der heutigen Perspektive, nämlich dem Vorhandensein von Bildmaterial im Internet, auf Filmfestivals, in Sichtfenstern in der Größe eines Smartphones.

Infobox

Kölner Tanzmuseum
Mediapark 7, 3. Etage.
22. September 2012 bis zum 18. August 2013
Lichtspiele – Wie Film und Fotografie Tanz sehen, Tanzmuseum in der SK Stiftung Kultur,

Autor: Nathalie Caesar | Foto: Deutsches Tanzarchiv
Foto: Tänzerinnen vor dem Auftritt: Impressionen einer unbekannten Tanzfotografin