Köln | Dicke Luft im Severinsviertel: Das Theater der Keller, nach 45 Jahren gerade erst aus seinem bisherigen Domizil in der Kleingedankstraße rausgekündigt, vertreibt nun seinerseits Teile des alternativen Projekt KAT 18 aus dem Komplex am Kartäuserwall. So jedenfalls sehen es die bisherigen Mieter. Ein Versuch, die Gemengelage zu entwirren.

Hinterhof im KAT18-Komplex: Rechts im Erdgeschoss die gekündigten Gewerberäume, darunter der künftige Theaterkeller.

Weil das Theater in der Kleingedankstraße Gentrifizierungswohnungen weichen musste, hat das Theater der Keller für die kommende Spielzeit Unterschlupf in der Tanzfaktur in Porz gefunden (report-k berichtete). Die erhält von der Stadt für den barrierefreien Ausbau der eigenen Spielstätte einen Zuschuss von 100.000 Euro.

120.000 Euro gibt es mit Zustimmung von Kultur- und Finanzausschuss für das Theater, das damit in den nächsten Monat den Keller am Kartäuserwall für die Spielzeit 2020/21 spielfertig machen will. Denselben Betrag hat das Kulturamt auch für das nächste Jahr zugesagt, darüber muss dann aber erst entschieden werden. Auch der aktuelle Betrag kommt nur zur Auszahlung, wenn der Mietvertrag für den Kartäuserwall vorliegt. Den will Ulrich Wackerhagen, Vorsitzender des Freundeskreises Theater der Keller, in den nächsten Tagen vorlegen. Es müsse aber noch ein Gutachten über mögliche Feuchtigkeitsgefahren abgewartet werden. Hier sehe es allerdings positiv aus.

Gekündigt, um „marktgerechte“ Mieten kassieren zu können?

So weit, so zunächst klar. Strittig ist allerdings, was mit den Gewerberäumen über dem Keller passiert. Hier sind derzeit noch ein (Yoga-)Atelier untergebracht, eine Fahrrad-Werkstatt sowie das Büro des feministischen Vereins Assata. Ihnen hat der Besitzer, die LEG, gekündigt. Aus ökonomischen Gründen betont Henning Heitkamp, Leiter des Kölner Kundenzentrums. Weil die Bindungsfrist für gewerbliche Räume abgelaufen war und Mietpreise unter 3 Euro pro Quadratmeter nicht dem Markt entsprechen. Gekündigt wurde nicht, weil das Theater der Keller Interesse an den Räumen angemeldet habe.

Auch Wackerhagen versichert: „Der Abschluss eines Mietvertrages für die angrenzenden Gewerberäume mit einer Fläche von insgesamt ca. 360 qm im Erdgeschoss war und ist bislang nicht Gegenstand unserer Verhandlungen.“ Im Falle einer Anmietung habe man Selbsthilfeprojekten, die die Räume bislang angemietet hatten, im Rahmen der Möglichkeiten Platz zur Verfügung zu stellen – etwa für Yoga-Kurse. Schließlich sei ein Theater kein 24-Stunden-Betrieb.

Verhärtete Fronten zwischen LEG, Theater und KAT18-Bewohnern

Doch die Fronten scheinen verhärtet. Bei einer Protestaktion vor der letzten Kulturausschuss-Sitzung wurden LEG und dem Theater „Existenz- und Freiraumzerstörung“ vorgeworfen. Sie fordern die Rücknahme der Kündigungen und deren Einbeziehung in die Milieuschutz-Satzung. Bestritten wird auch, dass es eine einvernehmliche Einigung zwischen LEG und der bisherigen Mieterin des künftigen Theaterkellers gegeben habe.

Große Hoffnungen auf eine Klärung ruhen nun auf einer Kommission, die die Bezirksvertretung Innenstadt im Mai beschlossen hat. Ihr sollen alle Betroffenen angehören und sie soll klären, ob es sich bei den fraglichen Räumen um den Teil eines Sozialprojekts handelt oder um ein gemischt genutztes Haus mit Wohnungen und der besonderen Art des Sozialgewerbes. Mit dem ersten Treffen ist aber aus Organisationsgründen, so Andreas Hupke sein, ehrenamtlicher Bezirksbürgermeister Innenstadt, nicht vor August zu rechnen.

Vermitteln soll ein ehemaliger Besetzer

Er kennt den Komplex am Karthäuserwall genau – schließlich gehörte er einst zu denen, die die ehemalige leerstehende Brauerei besetzten und schließlich nach Verhandlungen mit der Stadt das „Kunsthaus KAT 18“ daraus machten. Es besteht aus zwei Gebäuden: Im vorderen am Karthäuserwall mit Ateliers, Wohnräumen und einer Sozial-Gastronomie, betrieben von den Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK). Dahinter liegt – durch einen breiten Hof getrennt – ein weiteres Haus, verwaltet vom KAT e.V. mit Gewerberäumen, darüber Wohnungen und darunter der Keller, in den das Theater der Keller einziehen will.

Die Stadt hatte den Komplex 1988 für 423.962 DM (umgerechnet etwa 212.000 Euro) an die „Landeseigene Entwicklungsgesellschaft“ (LEG) verkauft. Auflage – gegen die Stimmen der CDU – war unter anderem, dass die Kellergeschosse durch Baumaßnahmen so zu unterteilen seien, dass dort keine Großveranstaltungen stattfinden können. Die Mietverhältnisse sollten mindestens 15 Jahre fortgeführt werden bei einem Mietpreis von 5,29 DM pro Quadratmeter festgesetzt. 2008 wurde die LEG mit einem Bestand von damals 93.000 Wohnungen privatisiert. Wie auch bei anderen Wohnungsgesellschaft gibt es auch gegen sie Klagen über steigende Mieten, teure Modernisierungen und unzureichende Instandhaltung.

Autor: ehu
Foto: KAT18-Bewohner protestieren vor der Kultur-Ausschusssitzung.