Köln | aktualisiert | Sein Name ist kaum bekannt, doch er steht am Anfang des modernen Stadtbilds von Paris: Jakob Ignaz Hittorff, geboren 1792 in Köln, Architekt des Gare du Nord, der Kirche St. Vincent de Paul. Vor allem aber Gestalter der geschichtsträchtigen Place de la Concord. Im Wallraf-Richartz-Museum erinnert ab kommenden Freitag eine Ausstellung an sein Wirken.

Lautes Autogedröhn empfängt den Besucher der Ausstellung „Paris erwacht“. Fünf Uhr morgens war es, als der Filmemacher Claude Lelouch im Jahr 1976 mit einem Mercedes S-Klasse über die Champs Elysees raste. Den Film davon unterlegte er mit dem Röhren eines Ferrari. Dass die Fahrt auf der schnurgeraden Straße möglich war, ist nicht zuletzt Jakob Ignaz Hittorff (1792-1867) zu verdanken: Der Architekt legte gleichsam den Grundstein für das moderne Paris.

In Köln ist der komplette Nachlass Hittorffs archiviert

Dass es nun eine Ausstellung ausgerechnet in seinem 150. Todesjahr gibt, war nicht ausdrücklich geplant, erklärt Thomas Ketelsen, Leiter des Graphischen Archivs. Dass es ausgerechnet in seinem Haus geschieht, ist dagegen kein Zufall: Denn hier wird Hittorffs gesamter Nachlass aufbewahrt – nicht in Paris. Sein Sohn hatte ihn zurück an den Rhein gebracht. Rund 1.500 Bücher kamen in die Universität, dazu einige archäologische Fundstücke; ins Museum kamen gut 7.000 Zeichnungen und andere schriftliche Dokumente.

Aus diesem reichen Schatz war es ein leichtes, die Beziehungsgeschichte von Hittorff und der Place de la Concord zu dokumentieren. Es war schon damals ein geschichts- und symbolträchtiger Platz im Herzen von Paris. Hier stand ein Denkmal für König Ludwig XV., 1792 fiel es der Revolution zum Opfer. Ludwig XVI. landete hier auf der Guillotine – wie 2.500 andere auch.

Nach Napoleon wollten die Bourbonen ihre Vorgänger rehabilitieren

Als 1814, nach Napoleon, die Bourbonen wieder an die Macht kamen, wollten sie dort mit einem Denkmal ihre Vorgänger rehabilitieren. Hier taucht erstmals auch Hittorff auf mit einem Entwurf, in dem es von Reiterdenkmalen, Skulpturen und Brunnen nur so wimmelte. In dem Wettbewerb half ihm wohl auch sein Schwiegervater, ebenfalls Architekt und Strippenzieher am Hofe. In dessen Büro war der junge Kölner eingetreten, nachdem er 18-jährig Köln Richtung Paris verlassen hatte.

Doch der Entwurf fiel nicht nur bei der Jury durch, er hatte sich auch erledigt: Nach der Revolution von 1830 dankten die Bourbonen ab, fortan regierte Bürgerkönig Louis–Philippe I. Auch er erkannte die Bedeutung des Platzes – und beauftragte Hittorff mit der Gestaltung.

Ein Obelisk aus Ägypten erinnert an den Wissenschaftler Champollion

Bald war klar: Er wird Standort für den Obelisk aus Luxor, den der ägyptische Pascha Mehmed Ali Frankreich geschenkt hatte – als Dank für den französischen Wissenschaftler Francois Champollion, der die Hieroglyphen als Lautzeichen entzifferte. Das Geschenk – 3200 Jahre alt und 22 Meter hoch – würdigte zugleich den modernen Wissenschaftsstandort Paris und knüpfte so auch an die erste Industrieausstellung an, die auf diesem Platz stattgefunden hatte und zum Vorläufer der späteren Weltausstellungen wurde.

Wie Hittorff nun seine Pläne für die Place de la Concorde entwickelte und damit zugleich die stadtplanerischen Weichen für das moderne Paris stellte – der Ausstellungstitel „Paris erwacht!“ spielt darauf an – lässt sich wunderbar an den nun gezeigten Plänen und Entwürfen nachvollziehen. Sowohl im Großen wie im Detail, mal technisch kühl, mal mit einem Hauch Romantik koloriert.

Da sind nicht nur die Panoramaansichten, da sind auch die Entwürfe etwa für die Kandelaber. Rund 100 beleuchten noch heute den Platz. Auch sie stehen für den Aufbruch in die Moderne: Sie sind aus Gusseisen und waren weltweit die ersten, die mit Gas betrieben wurden – eine erst zehn Jahre junge Erfindung. An diesen Entwürfen arbeiteten auch Studenten aus Amerika mit – und sie trugen diesen Stil mit in ihre Heimat.

[infobox]„Paris erwacht! Hittorffs Erfindung der Place de la Concorde“ – bis 9. Juli 2017 (Wallraf-Richartz-Museum, Obermarspforte, Di-Fr 10-18 Uhr, Do 10-22 Uhr (außer an Feiertagen), Sa und So 11-18 Uhr, Eintritt 9/5,50 Euro, Katalog 12 Euro

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Autor: ehu | Foto: Wallraf-Richartz-Museum
Foto: Jakob Ignaz Hittorff setzte den Obelsiken aus Ägypten auf einen hohen Sockel und ließ ihn von vier Löwen bewachen (1835, Aquarellierte Federzeichnung).