Köln | Einstimmig hatte die „Gesellschaft für moderne Kunst am Museum Ludwig“ die US-Künstlerin Trisha Donnelly zur diesjährigen Wolfgang-Hahn-Preisträgerin gekürt. Die Auszeichnung beschert ihr nicht nur eine Ausstellung im Museum Ludwig, sondern auch einen Ankauf im Wert von bis zu 100.000 Euro – ein Ankauf, über den sich dann das Museum Ludwig freuen kann.

Experten verbinden mit Trisha Donnelly einen Auftritt 2002 in New York, als sie zu einer Ausstellung hoch zu Ross als napoleonischer Kurier erschien. hoch zu Ross. Auch ihre Ausstellung 2005 im Kölnischen Kunstverein – verbunden mit einem mehrmonatigen Aufenthalt in Köln – anlässlich der Verleihung des Central-Kunstpreises dürfte nur noch Insidern bekannt sein. Damals führte sie einen Rappen in die Ausstellung.

Doch solch öffentliche Auftritte sind lange her. Heute pflegt Trisha Donnelly das Image der publikums- und kamerascheuen Künstlerin, die auch nur wenig zu ihrer Arbeit sagt. Wobei das so ähnlich auch für ihre Kunst gilt: Ihre Arbeiten spielen mit dem Raum, sind in ihn integriert und oft nur schwer als solche zu erkennen. Das muss man mögen – wie die Jury des Wolfgang-Hahn-Preises. „Mit Skulptur, Zeichnung, Performance, Film und Foto schafft sie Arbeiten, die uns als BetrachterInnen in ganz andere Wahrnehmungssphären einführen. Ihre Konsequenz, ihr radikaler Umgang mit Fragen beispielsweise der Ästhetik oder der Rezeption waren ein wichtiger Grund, Trisha Donnelly mit dem Wolfgang-Hahn-Preis zu ehren“, begründete sie ihre Entscheidung.

Drei Videoprojektionen und eine große Marmorplatte

Die sonst naheliegende Frage „Ist das Kunst oder gehört das zur Einrichtung?“ entfällt bei Donnellys Ausstellung im Museum Ludwig. Hier empfängt sie die Besucher mit einer riesigen Videoprojektion. Sie zeigt in Endlos-Schleife ein undefinierbares Metallgebilde (auch dieses Ungefähre, das viel Raum für Interpretationen lässt, ist eins ihrer Markenzeichen), dem sich die Kamera langsam nähert. Es scheint zu vibrieren, auf seiner Oberfläche spiegelt sich etwas wider, es wechselt langsam die Farben. Ein zweites Video zeigt offensichtlich das Glas eines Scheinwerfers, auch dieses Bild löst sich in Bewegung und changierenden Farben auf. Ein drittes Video – im Vergleich zu den anderen im Miniformat – zeigt den leicht verschwommenen Ausschnitt einer Fensterjalousie. Auf eine Zwischenwand des abgedunkelten Ausstellungssaal projiziert, scheint dort jetzt ein „echtes“ Fenster zu sein. Als vierte Arbeit hat Donnelly (1974 in San Francisco geboren) eine überdimensionale Marmorplatte, deren Ränder wie abgebissen aussehen, an die Wand gelehnt. Im oberen Viertel hat sie ein horizontales Rechteck mit mehreren Querrillen herausgeschlagen. Dessen raue Oberfläche kontrastiert mit der polierten der umgebenden Fläche.

Der Wolfgang-Hahn-Preis, einer der höchstdotierten Kunstpreise Deutschlands, wird seit ist ein Ankaufspreis. Verliehen wird er seit 1994. Er erinnert an Wolfgang Hahn (1924-1987), den Chefrestaurator am Wallraf-Richartz-Museum und Mitbegründer der Gesellschaft für Moderne Kunst. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderm das Schweizer Künstlerduo Fischli & Weiss, Cindy Sherman, Rosemarie Trockel, Andrea Fraser, Richard Artschwager, Isa Genzken und Lee Byars.

[infobox]„Trisha Donnelly: Wolfgang-Hahn-Preis 2017“ – bis 30. Juli 2017, Museum Ludwig, Di-So 10-18 Uhr, jeden Donnerstag bis 20 Uhr, jeden 1. Donnerstag im Monat bis 22 Uhr

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Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Mit einer riesigen Videoprojektion empfängt Trisha Donnelly die Besucher ihrer Ausstellung im Museum Ludwig. Foto: ehu