Köln | Mit 10.000 Euro und einer Ausstellung ist das Friedrich-Vordemberge-Stipendium dotiert. Die Stadt verleiht es seit 1971 jährlich. Die diesjährige Stipendiatin ist Selma Gültoprak, Absolventin der Kölner Hochschule für Medien KHM. Ihre Arbeiten sind jetzt in der artothek zu sehen.

Selma Gültoprak legt letzte Hand an für ihre Ausstellung in der artothek.

„Junge Künstler tendieren dazu, in verschiedenen Medien parallel zu arbeiten oder multimediale Installationen zu konzipieren“, hatte die Stipendien-Jury festgestellt und sich für Gültoprak entschieden, weil sie „mit ihrem Werk exemplarisch für die aktuellen Tendenzen in der Bildenden Kunst steht.“.

Extra für diese Ausstellung hat die 35-Jährige sieben Arbeiten geschaffen: Skulpturen aus Eisenträgern mit quadratischem Profil, darauf sitzen – in unterschiedlichen Farben – Glühbirnchen oder LEDs. Die meisten senden Dauerlicht, manche blinken, wenige sind auch – ganz bewusst – nicht eingeschaltet. Der Betrachter fühlt sich wie auf einer Kirmes oder – passend zur kommenden Adventszeit – auf einem Weihnachtsmarkt.

Mit den Formen dieser Skulpturen greift die Künstlerin die Form von Wappen auf, die sie bei einigen Objekten auch zusammenfaltet. Wappen, so die Künstlerin, stehen für die Bedeutung der Person, die sich damit schmückt. Verbunden damit ist oft ein hoher sozialer oder hierarchischer Stand – oder die Sehnsucht danach. Was aber hier zu sehen ist, ist alles andere als würdevoll, sondern zieht den Anspruch auf Erhabenes ins Fröhliche, wenn nicht gar ins Lächerliche. Sie legt so den Dünkel bloß, der oft mit Wappentragen verbunden ist.

Selma Gültoprak greift in ihren Arbeiten aktuelle Fragen auf, die sie gestalterisch inspirieren und die sie vielseitig reflektiert, so noch einmal die Jury. Und weiter: „In den Kunstwerken werden Parallelwelten sichtbar, deren Existenz man bisher nicht wahrgenommen hat.“ Nun, aktuell ist die Wappenfrage in Deutschland sicher nicht – aber faszinierend ist diese Ausstellung und auch ohne erhobenen Zeigefinger – da hat die Jury Recht. Und Spaß macht sie auch.

[infobox]Selma Gültoprak: „Everything and the Opposite, too“ – bis 24. November 2018, artothek, Haus Saaleck, Am Hof 50, 50667 Köln, Tel. 0221 / 221 22 332, Di-Fr 13-19 Uhr, Sa 13-16 Uhr, Eintritt fre

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Autor: ehu
Foto: „Rag Tag“ (Lumpen-Etikett) nennt Selma Gültoprak ihre flackernden Wappen-Persiflagen.