Köln | Dass Köln und die Weihnachtszeit wunderbar zusammenpassen, zeigt sich an vielen Dingen. Diese präsentieren Christina Kuhn und Katrin Höller jetzt in „Das große Köln Weihnachtsbuch“. So haben die Gebeine der Heiligen Drei Könige im Dom seit Jahrhunderten ihren Platz gefunden. Mit St. Maria im Kapitol wurde eine der schönsten romanischen Kirchen der Stadt nach dem Vorbild der Gebetskirche in Bethlehem zwischen 1040 und 1060 gebaut und ist somit eine echte Weihnachtskirche. Seit dem 10. Jahrhundert pflegte der Erzbischof dort die erste Weihnachtsmesse zu feiern, danach ging es nach St. Cäcilien und erst dann in den Dom. Als Einstimmung diente in St. Maria im Capitol eine große Holztür, auf der die Lebensgeschichte Jesu abgebildet ist.

Und noch eine historische Wurzel der Weihnachtszeit gibt es in Köln. Sie betrifft den echten heiligen Nikolaus, dessen Fest am 6. Dezember gefeiert wird. Beliebt war in Köln die Legende, wie Nikolaus zum Patron der Schiffer wurde, weil er ein Schiff aus Seenot rettete. Und in Köln soll ein einziger Finger von ihm gereicht haben, um die Stadt vor einem Hochwasser zu bewahren. Dieser wurde zusammen mit einem Zahn des Heiligen als Reliquie in der Abtei Brauweiler aufbewahrt und in der Not 1347 von der elfjährige Elze am Rhein hochgehalten. Zu sehen ist die Legende vom heiligen Nikolaus an der Decke der Schifferkirche St. Maria Lyskirchen.

Lange Zeit war der Nikolaustag den Menschen wichtiger als Weihnachten, Kinder wurden dann im Namen des heiligen Mannes beschenkt. Durch Martin Luthers Reformation verlor die Heiligenverehrung an Bedeutung, die Feierlichkeiten wurden auf Weihnachten verlegt. In Köln hielten sich die alten Bräuche aber noch bis etwa 1900. Ein besonders wichtiger Tag in der Zeit um Weihnachten war auch der Neujahrstag, an dem man Bedienstete beschenkte und Nachbarn und Freunde besuchte, um ein gutes Neues Jahr zu wünschen. Das Ende der Weihnachtszeit war auch in Köln Maria Lichtmess am 2. Februar, der 40. Tag nach Weihnachten. Erst dann wurde die Christbäume entsorgt.

Dabei brauchte es im katholischen Köln länger, bis protestantische Bräuche wie der Weihnachtsbaum oder der Adventskranz in die Stadt kamen. 1850 gab es die ersten Bäume bei Vereinen und Kirchen, 20 Jahre später zogen sie auch Privathäuser ein. Für arme Familien waren sie lange noch unerschwinglich. Beim Adventskranz, der 1839 erstmals in Hamburg auftauchte, dauerte es bis zum Jahr 1925, bis dieser auch seinen Weg in Kölner Kirchen fand. In seiner Grundidee sollte er Kindern eines Waisenhauses zeigen, wie lange das Weihnachtfest noch entfernt ist.

In ihrem Buch haben die beiden Autorinnen auch die Art und Weise erkundet, wie die Kölner die Adventszeit und Weihnachten feiern. Dazu gehören natürlich die großen Weihnachtsmärkte in der Innenstadt vom Markt am Dom bis zur schwul-lesbischen Christmas Avenue unweit des Rudolfplatzes. Aber auch in den Veedeln wird jetzt gefeiert. So beim Weihnachtsbasar auf der Körnerstraße in Ehrenfeld, der Feuerzangenbowle im Vringsveedel, dem Lichterfest in Neuehrenfeld oder dem Finnischen Weihnachtsbasar in Sülz. Zu den besonders festlichen Orten gehört die hell erleuchtete Weihnachtsstraße ebenfalls in Sülz (Hummelsbergstraße).

Immer wieder reden die Autorinnen mit Zeitzeugen und lassen sich erklären, wie früher der Heilige Abend begangen oder wie Geschenke fürs Fest eingekauft wurden. Zahlreiche Bilder und Berichte zeigen die alte Weihnachtszeit. Im Buch finden sich auch Bastelanleitungen sowie Koch- und Backrezepte, so für warmen Äädäppelschlot (Kartoffelsalat) met Speck (typisch für Heiligabend) oder für Kölner Moppen. Dazu kommen kölsche Liedtexte und Gedichte.

Bei den Bräuchen werden alte Dinge wie das Kindleinwiegen erklärt, auch neue Gewohnheiten wie die Mitsing- und Mitspielkonzerte finden ihren Eingang ist das Buch für die ganze Familie, zu dem es aktuelle Weihnachtsinfos auch über die Facebook-Seite gibt. Dazu kommen Tipps fürs kölsche Umland wie die Christkindpostfiliale in Engelskirchen und die Burgweihnacht auf der Burg Satzvey. Eigene Kapitel finden sich für die Kölner Krippen, St. Martin und die Heilige Barbara.

Christina Kuhn, Katrin Höller: Das große Köln Weihnachtsbuch, Emons Verlag, 192 Seiten, 24.95 Euro.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Die Autorinnen Christina Kuhn und Katrin Höller (v.l.) auf dem Markt der Engel am Neumarkt.