Köln | Dass die Kölner Moschee durch den jüngsten Besuch Erdogans in den Fokus der Öffentlichkeit geriet, konnte Thriller-Spezialist Leon Sachs nicht planen. Sie spielt eine Hauptrolle in seinem neuen Roman „Mein ist die Macht“, der auch sonst von höchster Aktualität ist.

Bei einem Anschlag wird die Kölner Moschee völlig zerstört. Doch das hat unerwartet eine positive Folge: Schon wenige Wochen später wird auf dem Petersberg bei Bonn ein internationaler „Rat der Religion“ verhandelt. Er soll künftig für Frieden zwischen allen Religionen dieser Welt sorgen. Auch Ziva, die „First Daughter“ des US-Präsidenten, fliegt als Gast ein.

Auf sie ist ein Attentat geplant. Ein Rabbi will es verhindern – und wird selber des Mordanschlags verdächtigt und kommt in U-Haft. Ins Spiel kommt ein jüdisches Paar aus Frankreich: Natalie und Alex – Sachs-Fans kennen beide und auch noch andere aus seinem zweiten Roman „Falsche Haut“. Dass sie schließlich den Rabbi von allen Vorwürfen befreien können, versteht sich.

Doch bis es so weit ist, entfaltet Sachs in gekonnter und bekannter Manier sein Verwirrspiel, dass es über 300 Seiten eine wahre Leselust ist. Er legt falsche Fährten, gibt diskrete Hinweise, legt überraschende Knalleffekte. Nur mit seinem Köln-Wissen übertreibt er es an wenigen Stellen. Aber das sieht vielleicht nur ein durch allzu viel simple Köln-Krimis Geschädigter so streng.

„Mein ist die Macht“ ist wieder mehr als nur ein simpler Polit-Thriller. Der Autor verortet ihn – nicht nur mit Moschee und First Daughter – in eine gut recherchierte, beklemmende Gegenwart: Rechtsextreme und fundamental-christliche Geheimorganisationen wollen mit gezielten Fake News ihre antidemokratische „konservative Revolution“ vorantreiben. Und die ist hier nicht so harmlos, wie es aus Alexander Dobrindts (kommt nicht vor!) wirrem Mund klingen mag, sondern international, mit viel Geld gefüttert und einflussreich – „Breitbart News Network“ lässt grüßen.

Leon Sachs: „Mein ist die Macht“ – emons Verlag, Köln 2018. 318 Seiten, 14,95 Euro

Autor: ehu
Foto: Bild: Emons Verlag