Köln | Der US-Amerikaner Scott Lawton hat das Gürzenich-Orchester genauso geleitet wie das Deutsche Filmorchester Babelsberg. Mit ihm präsentiert er regelmäßig Konzerte zu berühmten Stummfilmen. Am 3. und 4. April kommt Lawton mit Disneys berühmtem Zeichentrickfilm „Fantasia“ in die Kölner Philharmonie, wo er erstmals mit der Neuen Philharmonie Westfalen zusammenarbeitet. Lesen Sie hier das Interview mit dem Dirigenten.

report-k: Herr Lawton, welche Beziehung haben Sie zu Walt Disney und seinen Filmen?

Scott Lawton: Das weckt Kindheitserinnerungen an meine erste bewusste Fernseherfahrungen. Früher gab es einmal in der Woche die „Wonderful World of Disney“. Das habe ich immer gemeinsam mit meiner Familie geguckt.

Hatten Sie eine Lieblingsfigur bei den Zeichentrickfilmen?

Heute habe ich ja mehr mit Donald Duck und Micky Maus zu tun. Früher war es eher Pluto, der einen starken Eindruck bei mir hinterlassen hat. Leider bin ich ihm schon lange nicht mehr begegnet (lacht).

Sie haben die Live-Musik zu berühmten Stummfilmen beigesteuert. Bietet ein Zeichentrickfilm da eine andere Herausforderung?

Es gibt eigentlich keinen Unterschied zu einem normalen Film. Allerdings fordert ein Film wie „Fantasia“ ein hohes Maß von Synchronizität. Die bewegten Bilder sind sehr präzise auf die Musik in Szene gesetzt. Das bedeutet für mich als Dirigent, dass ich die Partituren genauso gut kennen muss wie den Film. Film- und Musikgesetze laufen synchron und das Orchester braucht auch das, was es erwartet. Das ist für mich als Dirigent Multitasking hoch zehn.

Was macht den Reiz einer solcher Aufgabe aus?

Wir können dem Publikum ein Erlebnis bieten, das größer ist als das, was man bei einem normalen Konzert erleben kann. Es ist aber auch eine Herausforderung an alle Beteiligten, denn wir haben es mit sehr anspruchsvoller Musik zu tun, die wir im Einklang mit sehr anspruchsvollen Bildern bringen müssen. So entsteht ein Erlebnis das vom ersten Moment höchst unterhaltsam aber auch profund ist.

Der Film ist inzwischen 42 Jahre alt. Was kann er dem Menschen von heute noch geben?

Der Film unterscheidet sich gar nicht so groß von den heutigen Zeichentrickfilmen, denen er durchaus auf Augenhöhe begegnen kann. Ich staune darüber, wie vollendet der Film damals schon war. Und die Geschichte vom jungen Zauberlehrling, der gewisse Dinge in Bewegung setzt, die er nicht richtig versteht und die böse Folgen für ihn haben können, hat nichts von ihrer Aktualität und Spannung verloren.

„Je mehr Kinder ich
sehe und höre, umso
glücklicher bin ich.“

Wann haben Sie den Film zum ersten Mal gesehen?

Als Kind bin ich ihm nicht begegnet, aber er ist trotzdem Teil meines Tiefengedächtnis. Wahrscheinlich gab es bei „Wonderful World of Disney“ Sequenzen daraus zu sehen.

Wie wichtig ist es Ihnen, junge Menschen bei den Filmkonzerten zu sehen?

Solche Erlebnisse sprechen junge Menschen und vor allem Familien an. Je mehr Kinder ich sehe und höre, umso glücklicher bin ich.

Die strenge Regel, bei Konzerten ruhig zu sein, gilt in diesem Fall also nicht?

Ich hoffe inständig, das die Menschen bei lustigen Szenen laut lachen und vergnügt sind. Das war schon bei Stummfilmen wie Charlie Chaplin der besondere Reiz. Und Musik ist doch etwas, das mit Lebensfreude zu tun hat, warum sollte man dies bei einem Konzert nicht zeigen?

Was bedeutet die Kölner Philharmonie für Sie?

Ich war oft hier mit dem Gürzenich- und dem WDR-Rundfunk-Orchester. Ich liebe es, so nah am Publikum zu sein. Das erste Mal war ich mit Udo Lindenberg und dem Filmorchester in der Kölner Philharmonie, ein unvergessliches Erlebnis.

Vielen Dank für das Interview.

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Filmkonzerte zu „Fantasia“ gibt es am 3. und 4. April jeweils um 19 Uhr in der Kölner Philharmonie. Karten gibt es ab 21,50 Euro unter 02 21/280 280. Für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 16 Jahren gibt es eine Ermäßigung von 50 Prozent. Nähere Informationen unter www.bb-promotion.com

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Autor: Stephan Eppinger
Foto: Scott Lawton, Dirigent der Produktion Disney’s „Fantasia“ Live in der Kölner Philharmonie.