Köln | Auf dem Vorstellabend der Kajuja waren Sie zum ersten Mal für ein größeres Publikum zu sehen und zu hören: Die „Blootsbröder“, eine neue Band mit bekannten Musikern in Köln. Report-k.de sprach mit Hanz Thodam.

Die Blootsbröder sind eine neue Formation im Kölner Karneval. Wie kam es zur Gründung und wie und wo haben sie sich kennengelernt?
Hanz Thodam: Nach der letzten Session ‚Jedem Jeck sing Pappnas‘ stieg ich bei Hanak aus. Kurz darauf meldete sich Benjamin Brings bei mir, der auch gerade bei Papallapap ausgestiegen war.

Da wir uns öfter in der Session getroffen haben und uns sympathisch waren war es logisch sich einfach mal zu treffen. Wir haben uns ganz locker in seiner Küche getroffen, uns unterhalten, des anderen Lieder gehört und über einige kleine Kneipenauftritte nachgedacht. Sofort war klar dass wir absolut gleich über das WIE der Musik und Köln fühlten und dachten. So fing alles an.

Pete Haaser ist ein guter, enger bekannter von Benjamin, dieser nennt ihn auch Onkel Pete und ein unglaublich virtuoser Akkordeon Spieler. Als Letzter, Anfang September, kam Ilja Engel dazu. Ilja ist ja irgendwie auch Familie, spielt die Brings Oma in den Brings Weihnachtsshows und ein sehr guter Schlagzeuger und Sänger.

Somit waren wir komplett und in dieser Konstellation fühlen wir uns so verbunden, dass wir uns den Namen BLOOTSBRÖDER gaben.

Was fasziniert Sie an der Arbeit mit den Blootsbrödern?
Die Arbeit fühlt sich nicht wie Arbeit an sondern ist selbstverständlich und natürlich. Ansonsten sind die Personen faszinierend! Jeder macht das was er am besten kann, macht das gerne für die Gemeinschaft, respektiert den anderen und lässt den anderen so sein wie er ist.

Was das Songschreiben angeht geht das in jeder Kombination oder auch alleine. Jeder möchte das Beste für den Song, die Band, die Emotion und gibt das durch seine Persönlichkeit dazu. Man ist was man spielt. Das kann man mit einer guten Kürbis-Möhren Suppe vergleichen. Eine Möhre, ist eine Möhre und schmeckt an sich so gut, dass man da keine Geschmacksverstärker, Farbstoffe oder sonstiges benötigt. Ebenso ein Kürbis, Gewürze etc.. Am Ende ist es eine wirklich leckere, gesunde, schmackhafte Suppe.

Wie kam der Name zu Stande und haben sie dies auch ritualisiert, also Tomatensaft auf Brüderschaft getrunken? Bei Blootsbröder läuft ja immer irgendwie die Szene zwischen Winnetou und Old Shatterhand im Kopf mit.

Naja. Tatsächlich haben wir darüber nachgedacht. Ein Tomatensaft oder gar Bloody Mary ist da keine schlechte Idee. Bisher ist das nicht passiert. Wie Karl May sich die Blutsbrüderschaft gedacht hat ist reiner Mythos und ganz viel schriftstellerische Fantasie. Indianer haben das nie gemacht, weil die wussten dass das Blut Krankheiten überträgt.

Aber die Bedeutung, dass wir alle das gleiche Blut in unseren Adern haben und dass dieses dicker als Wasser ist, verbindet uns. Vielleicht unterschreiben wir ja mal einen wichtigen Vertrag statt mit Tinte mit Blut? Aber wir vertragen uns auch ohne Paragraphen.

Musikalisch stellen Sie sich breit auf, schreiben selbst von Gospel-, Blues-, Tango-, Folk-, und Rockeinflüssen. Wo legen Sie den Schwerpunkt oder vermischen sich die Genres heute immer mehr und mehr?

Die Vielfalt der Stilistischen Einflüsse liegt an musikalischer Prägung und Entwicklungsfähigkeit der Caraktäre. Pete als Beispiel spielt Quetsch wie kein Zweiter. Das hat er in den Südstaaten der USA mitbekommen. Als französische Katholiken einwanderten und dort ihre Musik mitbrachten und sich das mit dem New Orleans Brass Band Jazz vermischte, entstand eine ganz neue Form der Musik und eine andere Art dieses Instrument zu spielen, u.a. Zydeco genannt. Selbst Karneval existiert dort unter dem Namen Mardi Grass.

Benjamin, der wirklich wunderschöne Songs schreibt, ist in einer äußerst musikalischen Familie aufgewachsen. Brings, die fantastische Rockband kennt ja hier wirklich jeder und Ihr Vater, Rolly Brings ist ja auch ein toller Songschreiber und Textdichter. Daher die slawischen Einflüsse (Polka) in ihrer Musik und auch das politische Interesse im Blut.

Ilja Engel ist ein Schlagzeuger der meiner Meinung nach so geradeaus und Kraftvoll spielt dass es sich in meinen Ohren manchmal wie Jason Bonham (Led Zeppelin) anhört. Ganz zu schweigen das es an das Spiel seines Vaters erinnert. Dazu spielt er unglaublich gut Percussion, singt auf seine Einzigartige Art und Weise und hat dieses komödiantische Talent.

Ich hab mich immer sehr für die vielen verschieden Musikrichtungen interessiert, in Coverbands alles von Top 40 und 70er, 80er und 90er Jahre Musik gespielt und bin mit Schlager, ABBA, AC/DC und Bläck Fööss aufgewachsen. Ich habe in vielen verschiedenen Bands gespielt, von Rock, Punkrock, Deutschpop bis zum Songschreiben mit meinem sehr geschätzten Kollegen Uli Baronowsky, mit dem ich schon einiges für die Fööss und andere Kölner Künstler schreiben durfte.

Und ja, die musikalischen Grenzen sind fließender denn je. Crossover ist mittlerweile ja kein Trend sondern eine etablierte Benennung für den Mix der verschiedensten Musikalischen Stile.

Welche Ziele haben Sie mit den Blootsbrödern?
Erstmal haben wir ein Ziel erreicht. Wir haben da eine tolle Band. Das ist nicht selbstverständlich. Ansonsten ist der Weg das Ziel. Also Songs schreiben die aus uns kommen, kreativ sein, zusammenwachsen, den eigenen Stil auf den Punkt bringen und wenn unsere Musik den Menschen etwas gibt, sie berührt, freuen wir uns auf viele gemeinsame Konzerte in denen wir schöne Augenblicke miteinander erleben. Und das alles in unserer Heimat Köln.

Wird es die Blootsbröder auch außerhalb der Session in dieser Formation geben?
Wir sind mit einem Lied unterwegs, das auf dem Karneval der Stars 42 erscheinen wird, welches den Moment des inneren und äußeren Weltuntergangs besingt. Egal was passiert, wir in Köln feiern den Karneval. Hier wird selbst Karneval gefeiert wenn kein Karneval ist, weil das eine innere Freiheit bedeutet die wir Menschen erstreben, die uns verbindet und gut tut. Wir werden so oft spielen wie es geht und überall dort, wo eine oder auch keine Steckdose ist. Zu jeder Jahreszeit, und hier haben wir ja sogar 5.

Hanz Thodam, wir danken für das Gespräch.

Autor: Andi Goral
Foto: Benjamin Brings und Hanz Thodam (vorne), bei der Präsentation im Theater am Tanzbrunnen