Köln | Es beginnt mit einem Fingerschnippen und endet in einem Drama aus Leidenschaft, verbotener Liebe und gewaltsamem Tod von Riff, Tony sowie Bernardo. Jede Zuschauerin und Zuschauer ging mit mindestens einem Ohrwurm aus dem gut inszenierten amerikanischen Musiktheater, ob „Tonight“ oder „America“ nach Hause. Wenngleich es gerade bei den Duetten vom anspruchsvollen Publikum umjubelte Spitzenleistungen und Applaus für die gut interpretierten Passagen gab. Kölnerinnen und Kölner, Musik- und Tanzfans können die „West Side Story“ im klimatisierten Musical Dome noch bis zum 3. Juli sehen.

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Die Opera Australia zeichnet für die Inszenierung des Klassikers des amerikanischen Musiktheaters verantwortlich und die Sängerinnen und Sänger kommen von Down Under. Den ein oder anderen Gast bei der Premiere irritierte daher die typisch nasale Aussprache ein wenig, wenn die gigantischen Schwarz-Weiß-Fotos dabei New Yorker Straßenschluchten zeigen. Das Bühnenbild fasziniert gerade bei diesen Ausschnitten besonders.

Ein Tag endet in Dramen

Zwei Gangs stehen sich in der Upper West Side von New York spinnefeindlich gegenüber. Die Jets, in Amerika geborene Amerikaner polnischer Herkunft und die Sharks, Puerto-Ricaner, die in die USA einwanderten. Riff, Anführer der Jets, will die neuen Einwanderer vertreiben. Er und Bernardo der Chef der Sharks geraten immer wieder aneinander und am Ende stirbt Riff durch einen Stich ins Herz. Tony, Riffs Freund, ersticht Bernardo, den Bruder von Maria, die er so liebt und wird am Ende von Gino getötet. Zwischen 17 Uhr und Mitternacht, in dieser Zeitspanne, spielt die Oper sind Gewalt, Leidenschaft und Liebe verdichtet. Es ist die Original-Broadway-Version, die in Köln derzeit zu sehen ist. Die Thematik könnte aktueller nicht sein, dennoch vermittelt das Stück die Atmosphäre der 1950er Jahre. Die Bilder und Szenerien sind auf Anhieb zu verstehen, eindeutig in der Visualisierung und Darstellung. Das gefiel dem Kölner Publikum und es gab viel Applaus am Ende des Premierenabends.

Todd Jacobsen als Tony und Sophie Salvesani als Maria haben ihren stärksten gesanglichen Moment bei „Tonight“. Das Publikum schmolz dahin und spendete anschließend laut jubelnd Applaus. Chloé Zuel ist das agilste schauspielerische Talent der Show und bringt Emotionen auf die Bühne. Ganz stark, der Moment auf den Dächern von New York, als Anita und ihre Freundinnen, sich über das Leben als Einwanderinnen in die USA austauschen beim Song „America“. Bernardo, gespielt von Lyndon Watts und Noah Mullins als Riff wirken schauspielerisch hingegen blass. Die Szene des Messerkampfes, obwohl grandios im Bühnenbild visualisiert, bleibt zu sehr klassisches Theater, unwirklich und nimmt das Publikum nicht wirklich mit. Hier fehlt ein wenig Empathie. Auch Lt. Schrank, Paul Dawbar und Officer Krupke, Dean Vince, bleiben hinter den Möglichkeiten, die die Figuren bieten schauspielerisch zurück, zu vorhersehbar ist ihr agieren auf der Bühne. Mahner Doc, in Szene gesetzt von Ritchie Singer, gut.

Durchwegs gelungen sind die Tanzszenen, Bühnenbild, Lichtregie und vor allem das Orchester brilliert. Die „West Side Story“ ist für Fans von Oper, Tanz und amerikanischem Musiktheater in Köln ein Muss-Termin.

Noch bis 3. Juli im Kölner Musical Dome ist die „West Side Story“ zu sehen.

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Autor: Andi Goral
Foto: Ausschnitt aus der „West Side Story“-Inszenierung im Kölner Musical Dome