Berlin | Die Bundeswehr erwartet im kommenden Jahr erhebliche Mängel in der Einsatzbereitschaft ihrer Panzertruppe. Aufgrund von anstehenden Umrüstungen des Kampfpanzers Leopard II sei eine „Panzerdelle“ zu erwarten, heißt es in vertraulichen Papieren des Heeres aus dem Oktober 2020, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet. Die Modernisierungen der Leopard II würden sich danach bis in den September 2021 „verschärfend auf die Verfügbarkeit der Systeme auswirken“ und zu einer „Minderausstattung“ führen.

Die in der Truppe verbleibenden Panzer müssten intensiver genutzt werden, was „außergewöhnliche Ausfallquoten sowie entsprechenden Wartungs- und Instandsetzungsaufwand verursacht“, heißt es weiter. Hinzu käme ein „immer noch akuter Ersatzteilmangel, der die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft erschwert“. Das Verteidigungsministerium bezeichnet die Kampfpanzer Leopard II in seinem in dieser Woche vorlegten Bericht zur Einsatzbereitschaft als „stabiles System“.

Laut der „Welt am Sonntag“ waren im Oktober 2020 von 263 Kampfpanzern Leopard II allerdings nur 115 einsatzbereit, das sind knapp 44 Prozent. Im Mai 2019 waren von 244 Systemen 107 einsatzbereit, also ebenfalls knapp 44 Prozent. Der Zulauf von 19 weiteren Panzern führte mithin nicht zu einer Verbesserung des Klarstands.

Die Zahlen von Mai 2018 (111 von 244, 45 Prozent) und November 2017 (94 von 244, 38 Prozent) belegen eine Stagnation auf niedrigem Niveau. In den gleichen Monatsfenstern wie beim Leopard II betrug die Einsatzbereitschaft beim Schützenpanzer Puma 2020 29 Prozent (102 von 343), 2019 21 Prozent (56 von 262), 2018 17 Prozent (50 von 192) und 2017 32 Prozent (49 von 154). Trotz ständiger Auslieferungen fabrikneuer Panzer liegt der Durchschnittswert heute unter dem von 2017 – obwohl der Puma im besonderen Fokus der „Initiative Einsatzbereitschaft“ von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) stand.

Autor: dts